Die Giftspritze muss nicht gleich überall gezückt werden.

Leonberg - Gespinstmotten oder Eichenprozessionsspinner – die ersten sind harmlos, die Raupen der zweiten können bei Gelegenheit Allergien auslösen. Von den Traubenkirschen-Gespinstmotten gibt es in diesem Jahr reichlich. Damit die Eichenprozessionsspinner erst gar nicht zum Problem werden, ist die Stadtverwaltung derzeit zu Gange.

 

Die Gärtner der Stadt Leonberg werden gegenwärtig oft angesprochen auf Bäume und Büsche, die von silbrigen Gespinsten überzogen sind. Einige Bürger vermuten, dass es sich um den Eichenprozessionsspinner handle und fragen bei der Stadt um eine Bekämpfung an. Unsere Leser Bernhard Dolde und Elfriede Knittel haben uns dazu eindrucksvolle Fotos geschickt. Es handelt sich aber um Traubenkirschen-Gespinstmotten, die sich auf Traubenkirschen, Faulbäume und Kirschen spezialisiert haben und für Menschen und Tiere harmlos sind und keine Allergien auslösen. Auch die betroffenen Bäume und Sträucher werden nicht nachhaltig geschädigt.

Raupen sind nicht gleich Raupen

Ab Mai bis in den Juni hinein finden sich an manchen Bäumen und Sträuchern silbrige Gespinste (unter anderem sind welche im Bereich des Schopflochbergs zu sehen). Diese werden im Laufe der Zeit größer. Im Extremfall umfassen sie die ganze, dann meist kahl gefressene Pflanze. Im Gespinst befinden sich kleine, maximal zwei Zentimeter große, meist gelb-grüne Raupen mit dunklem Kopf. Das Gespinst ist mit schwarzen Krümeln versetzt (Raupenkot). Verantwortlich sind Raupen der Traubenkirschen-Gespinstmotten. Diese haben im Gegensatz zu den Eichenprozessionsspinnern keine Behaarung und sind deshalb für Menschen wie Tiere ungefährlich.

Befallen werden vor allem wie der Name sagt, Traubenkirschen und Vertreter der Gattung Prunus, das heißt Kirschen, Pflaumen, Schlehen. Aber auch Weißdorn oder Sedum „Fette Henne“ können betroffen sein. Die Bäume und Sträucher regenerieren sich jedoch sehr gut, so dass Fachleute davon abraten, den Tieren mit der Giftspritze beikommen zu wollen. Sonst tötet man mit dem Insektizid gleichzeitig die Fraßfeinde der Raupen. Die Bäume treiben bereits im Juni mit dem sogenannten Johannistrieb wieder aus und von dem Gespinst-Spuk ist nichts mehr zu sehen.

Anders sieht es bei dem Eichenprozessionsspinner aus. Seit einigen Jahren ist in Leonberg wie in ganz Baden-Württemberg das Problem akut: der Eichenprozessionsspinner ist auf dem Vormarsch und seine Raupen bringen gesundheitliche Risiken mit sich. Wie auch in anderen Gebieten Baden-Württembergs wird in Leonberg und den Teilorten in der Woche nach Pfingsten vor Ort der Wirkstoff Bacillus thuringiensis ausgebracht. In diesem Jahr wird in Abhängigkeit von Temperatur und Witterung dieser Wirkstoff erneut zum Einsatz kommen.

Nur Fachpersonal im Einsatz

„Die Bekämpfung muss zum Schutz der Bevölkerung auch dieses Jahr vorbeugend erfolgen“, teilt die Stadtverwaltung mit. Mit einem Pickup, auf den eine Hochleistungspumpe montiert ist, wird erneut der Wirkstoff bis zu 30 Meter hoch in die Baumkronen versprüht.

Der Wirkstoff wird von den Raupen gefressen, dann verenden sie aufgrund eines Kristallproteins das vom Bazillus gebildet wird. Das Mittel besitzt keine schädlichen Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen und Tieren, außer auf frei fressende Schmetterlingsraupen. Es wird in Deutschland seit über 30 Jahren eingesetzt, auch im ökologischen Landbau.

Die Bekämpfung nimmt ausschließlich Fachpersonal vor. Bekämpft wird der Eichenprozessionsspinner an Waldrändern, Friedhöfen und dort, wo Eichen auf städtischen Grundstücken stehen.