Leonberg - So voll war es noch nie beim Narrengottesdienst“, sind sich die Besucher einig. Bis auf den letzten Platz besetzt ist die Michaelskirche in Eltingen. Aus dem ganzen Umkreis sind die Narren gekommen, um vor dem Maskenabstauben der Lewenbercher gemeinsam einen Gottesdienst zu feiern. 25 Gastvereine mit rund 140 Mitgliedern sind dabei, darunter die Hemminger Strohgäunarren, die Remsecker Kelterhexen und die Häslacher Schattenwesen. Ein buntes Völkchen trifft sich also in der Kirche zum Ökumenischen Narrengottesdienst mit Pfarrer Dennis Müller und dem Pastoralreferenten Jürgen Oettel, musikalisch begleitet von den Leo Valentinos und von Pfarrer Müller am Klavier.

 

Das Lachen nicht vergessen

Müller erinnert in seiner Begrüßung an die vielen negativen Nachrichten der vergangenen Wochen, die von Hass, Streit und Krieg kündeten. Und Oettel mahnt in seiner in bester Reimform gehaltenen Predigt, dass man nicht nach dem schnöden Mammon streben sollte, sondern auch teilen müsse, was man hat. Dabei gehe es darum, im Leben das rechte Maß zu finden. „Der Mensch hat einen Wert an sich, auch ohne Austern auf dem Tisch“, dichtet Oettel. Doch trotz erhobenem Zeigefinger erinnert er daran, dass man auch das Lachen nicht vergessen sollte: „Wenn mich jemand fragt, wie könnt ihr im Fasching lachen angesichts so ernster Sachen. Dann wäre es mit der Freiheit aus, sag ich euch geradeheraus. Das Narrentreiben ist ein Hoffnungszeichen in ernsten Zeiten!“ Dass wir hier in Sicherheit leben könnten, sei nicht unser Verdienst, mahnt der Pfarrer, es sei vielmehr ein Segen. Wir könnten aber Menschen aus zerbombten Städten retten und gemeinsam an der Zukunft bauen, damit alle sicher leben können. „Es wird nicht einfach“, reimt Oettel, „aber wenn jeder hilft, ein bisschen nur, dann schaffen wir es mit Bravour.“

Viele der Narren treten anschließend vor und leisten gemeinsam mit dem Prinzenpaar der Gesellschaft Engelberg Fürbitten. Sie bitten für eine gewaltfreie, friedliche Kampagne, dass alle aktiven Karnevalisten gesund und ohne Unfall durch die Faschingszeit kommen, sie bitten für Menschen ohne Obdach, die es bei einem Wintereinbruch besonders schwer haben und für mehr Achtsamkeit untereinander.

Narrentaufe hat es mal wieder in sich

Nach dem Gottesdienst zieht die bunte Narrenschar auf den Kirchplatz. Für die acht Hästräger der Lewenbercher steht hier das Maskenabstauben an. Mit einem Staubtuch werden ab dem Dreikönigstag die Masken symbolisch geputzt und das Häs vom Staub befreit. Dann erst wird die Maske für die neue Saison aufgesetzt und das Häs ist komplett. Für die Anwärter geht es dann zur Narrentaufe.

Viel zu lachen gibt es dabei nur für die Zuschauer, die Täuflinge müssen tückische Prüfungen über sich ergehen lassen. Gegründet wurde die Maskengruppe der Gesellschaft Engelberg im Jahr 2002. „Seither sind wir bestrebt, jährlich unser Rudel zu vergrößern“, sagt die Zunftmeisterin Nici, die auch die Taufe durchführt. „Bevor Anwärter in unsere Maskengruppe aufgenommen werden, dürfen sie ein Jahr lang die Luft der fünften Jahreszeit schnuppern. Wer sich nach diesem Anwärterjahr für die Maskengruppe entscheidet, beginnt mit der Taufe Anfang Januar sein neues Leben als Löwe und darf sich Lewenbercher nennen.“ Zwei Täuflinge gibt es: Karl Heinz Duerr von den Markgröninger Stallgoischtern holt hier vor Publikum seine Taufe nach. Für die Lewenbercher lässt Thomas Kittelberger die Prüfungen über sich ergehen. Er besteht die Feuertaufe und darf jetzt das Häs mit dem weichen Fell und der finsteren hölzernen Löwenmaske tragen.