Hans-Georg Schwarz aus Gebersheim ist einer der größten Milchviehhalter im Land. Der niedrige Milchpreis setzt dem Landwirt schwer zu. Das Futter für die Tiere baut er selbst an, aber auch in dieser Hinsicht verlief 2016 für ihn enttäuschend.

Leonberg - Den absoluten Tiefpunkt datiert Hans-Georg Schwarz auf den vergangenen Juni. „Da gab es 24 Cent pro Liter“, erzählt der Gebersheimer. Der Landwirt redet nicht um den heißen Brei herum: „Wir fahren täglich Verluste ein“, sagt er und fasst es so zusammen: „Morgens haben wir mehr Geld als abends!“ Zwar sei der Milchpreis wieder um zwei Cent gestiegen. „Aber damit machen wir noch lange kein Geld“, sagt er. Denn um aus dem Defizit zu kommen, müsste die Molkerei, die er beliefert, 30 Cent pro Liter auf den Tisch legen. „Bei diesem Preis würden wir aber nur unsere Kosten decken“, weiß er.

 

Den Landwirt aus Gebersheim machen die derzeit extrem niedrigen Milchpreise schwer zu schaffen. Das Problem dabei: Die Milchbauern produzieren viel zu viel Milch. Und weil das Angebot damit größer ist als die Nachfrage, fällt der Milchpreis in den Keller. Ein Blick ins Regal beim Discounter um die Ecke genügt: Dort gibt es den Liter Milch zum Dumpingpreis von gerade einmal 46 Cent.

Für Hans-Georg Schwarz, der auf dem Falkenhof zwischen Gebersheim und Leonberg einen der größten Milchviehbetriebe in Baden-Württemberg führt, ist es ein täglicher Kampf um die Existenz. „Seit dem letzten halben Jahr leben wir von der Substanz“, berichtet der Vater von drei Kindern. Und das sei nur mit Hilfe der Banken möglich. Heißt: „Wir haben umgeschuldet und eine Tilgungsaussetzung vereinbart“, erklärt er und sagt ganz offen: „Anders wäre es nicht machbar.“

400 Kühe, 5 Mitarbeiter, 112 Hektar Land

Der Gebersheimer hält auf dem Falkenhof, den er einst von seinen Eltern übernommen hatte, 400 Kühe. Bis vor zwei Jahren betrieb er auch eine Schweinemast, die er einstellte, um sich ganz auf die Milchviehhaltung zu spezialisieren. 2014 nahm er viel Geld in die Hand, um einen weiteren neuen und modernen Stall zu bauen. Außerdem bewirtschaftet der Landwirt mit seinen fünf Mitarbeitern rund 112 Hektar. Auf dem Ackerland baut er unter anderem Winterweizen und Wintergerste an, aber auch der Großteil des Tierfutters stammt von dort.

Die letzte Ernte trug nur wenig dazu bei, dass sich seine Stimmung hob. Denn aufgrund der nassen Witterung war es ein enttäuschendes Anbaujahr – die Getreideerträge liegen 15 Prozent unter dem Vorjahr. „Wir hatten im Juni einen Hagelschaden, der dazu führte, dass wir bei Weizen Einbußen von 20 Prozent und bei Wintergerste sogar 50 Prozent hatten“, berichtet er. Zumindest was den Futterbau angeht, so könnte es ein sehr gutes Jahr werden. „Die Futterlücken aus dem Vorjahr können wir gut schließen“, sagt er. „Solche Graserträge hatten wir noch nie, das ist fast schon wie im Allgäu!“

Die Wünsche an die Politik

Immer mehr Bürokratie und die geringen unternehmerischen Freiheiten machten das Leben nicht einfacher. Was er sich von der Politik wünscht? „Bürokratie-Abbau und weniger Einmischung in den Markt“, sagt er, wohlwissend, dass letzteres eine „zweischneidige Sache“ sei. Deshalb weint er auch der 1984 von der EU eingeführten und im letzten Jahr ausgelaufenen Milchquoten-Regelung keine Träne nach. „Ich musste mir das Arbeitsrecht kaufen, um meine Kühe zu melken”, sagt er kopfschüttelnd. Die Absicht sei zwar gut gewesen. „Aber die Milchmenge über eine Quote zu begrenzen, hat nur viel Kapital gekostet und auch nicht den Milchpreis gestützt.“

Trotz der angespannten Situation auf dem Milchmarkt ist der Gebersheimer optimistisch, dass die Talfahrt ein Ende findet. „Aufgrund der noch niedrigeren Milchpreise in Norddeutschland mussten dort viele Betriebe schließen und das führt dazu, dass weniger Milch produziert wird als im Vorjahr“, berichtet er. „Dadurch kommt der Markt langsam wieder ins Gleichgewicht.“ Außerdem hätten sich mit den fallenden Milchpreisen neue Absatzwege im Export ergeben. „Aber bis man wieder schwarze Zahlen schreibt, das kann noch zwei Jahre dauern“, sagt Schwarz.