Herbert Mann steht seit drei Jahrzehnten im Dienst des Roten Kreuzes. Er hat sich stetig beruflich weiterentwickelt bis zum BWL-Studium. Jetzt geht es für ihn nach Pforzheim.

Leonberg -

 

Die Frage nach einem größeren Büro, die lächelt Herbert Mann freundlich weg, bevor er mit einem Augenzwinkern verrät: „Früher hatte ich sogar zwei Büros gehabt.“ Doch wer bei seinem Wechsel nach Pforzheim an einen beruflichen Abstieg denkt, der irrt. Der Leonberger, der im Kreisverband Böblingen zuletzt als Chef der Leitstelle und stellvertretender Rettungsdienstleiter seiner Arbeit nachging, muss sich seit April zwar mit nur einem Schreibtisch begnügen. Doch nun verantwortet er als Rettungsdienstleiter den reibungslosen Ablauf aller rettungsdienstlichen Aufgaben beim DRK-Kreisverband Pforzheim-Enzkreis.

Rund 120 Mitarbeiter unterstehen dem 47-Jährigen, dessen langjährige Erfahrung in vielen Bereichen zum Tragen kommt. So etwa bei der Zusammenarbeit mit Ärzten und örtlichen Hilfsorganisationen oder bei der gemeinsamen Leitstelle des Rettungsdienstes und der Feuerwehr, die in Pforzheim eingerichtet wird.

Beruflich hat sich Mann stetig weiterentwickelt

Kontinuierlich bastelte er an seiner beruflichen Karriere. Der Weg führte ihn vom Rettungssanitäter über den Rettungsassistenten bis zum Leiter der integrierten Leitstelle in Böblingen, bevor er am Ende noch ein BWL-Studium mit Schwerpunkt Non-Profit dran hängte. „Durch die Fortbildungen wollte ich mich beruflich immer weiter entwickeln“, begründet er seine Entscheidung.

Dass Michael Steindorfner, der Präsident des DRK-Kreisverbandes Böblingen, Manns Weggang als „erheblichen Verlust“ beschreibt, kommt nicht von ungefähr. Mit seinem Namen wird nicht nur die neugestaltete Alarm- und Ausrückeordnung der Einsatzkräfte im Landkreis verbunden bleiben, sondern auch die Erarbeitung von Einsatzplänen für einen Notfall im Engelbergtunnel sowie eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit den amerikanischen Streitkräften in der Böblinger Panzerkaserne, die auf den gebürtigen Texaner zurückgeht.

Sozial engagiert er sich schon lange. „Damals war ich beim Kreisjugendring aktiv und weil mir der Umgang mit Menschen Spaß machte, habe ich beim DRK reingeschnuppert“, erzählt er über die Anfänge beim Böblinger Ortsverband vor 30 Jahren. Zunächst landete er als Praktikant in der Notfallrettung, was aber für den jungen Mann zu „actionlastig“ war. „Mit Blaulicht herumfahren war nicht mein Ding, ich wollte es etwas ruhiger haben“, berichtet der 47-Jährige, der sich sodann dem Bereitschaftsdienst anschloss.

Aus dem Ehrenamt wurde 1992 ein Hauptamt. „Weil in Böblingen keine Stelle frei war, ging ich als Rettungssanitäter nach Leonberg.“ Der Wechsel vor fünf Jahren in die Leitstelle, wo er mit der Disposition bei Notfällen betraut war, sei ihm nicht einfach gefallen. „Doch mit dem Alter habe ich gemerkt, dass mir die Nachteinsätze im Schichtdienst zusetzen.“ Nichtsdestotrotz ließ er sich gleichzeitig zum stellvertretenden Rettungsdienstleiter machen, für Außeneinsätze blieb aber kaum mehr Zeit.

Keine regelmäßigen Nacht-, aber doch Abendeinsätze

Regelmäßige Nachteinsätze drohen ihm auch in Pforzheim nicht. Dass er sich keinen geregelten Job ausgesucht hat, das ist ihm klar. „Abendtermine lassen sich nicht vermeiden, zumal die Ehrenamtlichen erst nach der Arbeit verfügbar sind“, erklärt er. „Wenn ich Verantwortung habe, dann auch außerhalb der Bürozeiten.“ Das Wohlergehen seiner Mitarbeiter spielt für ihn eine große Rolle. „Das Ehrenamt sieht sich oft als Anhängsel, doch für mich sind alle Kräfte wertvoll“, sagt Mann. „Bei einer großen Schadenslage brauche ich die hauptamtlichen Mitarbeiter mit ihrer Erfahrung genauso wie die Ehrenamtlichen mit ihrer Manpower.“ Sorgenfalten bereitet ihm das wachsende Aggressionspotenzial gegenüber den Hilfskräften. Daher fordert er: „Man sollte über das Thema Schutzausrüstung für Rettungspersonal ernsthaft nachdenken.“

Trotz seines Wechsels bleibt er den Leonberger Kollegen als ehrenamtlicher Bereitschaftsleiter erhalten – erst neulich wurde er übrigens für sein 30-jähriges Engagement ausgezeichnet. „Ich habe das Glück, dass ich mein Hobby zum Beruf machen konnte“, sagt er abschließend.