Der CDU-Kreisvorsitzende Matthias Kauffmann wird von seiner Partei nach zwei Jahren abgewählt.

Herrenberg - Knapp war das Ergebnis bei der Wahl des Kreisvorsitzenden der CDU am Samstag, wesentlich knapper als vor zwei Jahren. Damals hatte sich der Renninger Kieferchirurg Matthias Kauffmann mit 84 zu 66 Stimmen gegen seinen Kontrahenten Michael Moroff aus Leonberg durchgesetzt. Am Samstag gab es in Herrenberg eine Wiederholung des Duells. Dieses Mal unterlag der amtierende Kreisvorsitzende seinem Gegner. 102 Mitglieder stimmten für Moroff, 95 für Kauffmann.

 

Bei der Vorstellung lieferte der Zahnarzt Kauffmann die bessere Rede ab, war wesentlich pointierter als sein Herausforderer. Auf den traditionellen Werten der Christdemokraten lag sein Schwerpunkt. Die Familie sei das Wichtigste. Sie müsse gestärkt werden. In der Bildungspolitik plädierte er für ein Umdenken. „Wir brauchen weniger Tanzen, Puzzeln und Spielen und mehr Lernen.“ Den „Einheitsbrei“ der Grünen lehnt er ab: „Wir brauchen eine differenzierte Schulpolitik. Schule muss für die Kinder da sein, nicht die Kinder für die Schule.“

Michael Moroff blieb wesentlich unkonkreter. Auch er warb für die konservativen Werte der Partei, für Nächstenliebe und die Stärkung der Familie und fügte noch das Thema Bewahrung der Schöpfung dazu. Beide Kandidaten schworen die Parteimitglieder auf den Bundestagswahlkampf ein, der sehr schwer werden würde. „Wichtig ist, dass wir alle geschlossen hinter unserem Kandidaten Marc Biadacz stehen“, forderten sowohl Moroff als auch Kauffmann.

Dass dann am Ende Moroff das Rennen machte, war für Insider keine Überraschung. Hatte es doch in den vergangenen Monaten viel Kritik am Vorsitzenden gegeben. Ein Vorwurf lautete, dass er einige wichtige Termine versäumt habe. Darauf ging Kauffmann in seiner Rede ein. „Ich habe zwei Vorstandssitzungen versäumt. Die eine war am Todestag meiner Mutter, die andere an dem Tag, als sie ins Koma fiel.“ Seine Prioritäten lauteten: zuerst die Familie, dann der Beruf und dann das Ehrenamt.

Mehr als 200 Leute kommen

Vor allem im Kreisvorstand konnte der 35-Jährige offenbar nicht punkten. Dieser setzte lieber auf Michael Moroff, den viele Parteimitglieder um eine erneute Kandidatur gebeten hatten. Doch auch Michael Moroff ist nicht unumstritten. Wie es manche Mitglieder am Samstag hinter vorgehaltener Hand formulierten, sei Moroff „das kleinere Übel“.

Der 35-jährige Physiker ist selbstständig im IT-Bereich. Er war bis 2014 Stadtrat in Leonberg, verpasste aber den Wiedereinzug. In den vergangenen zwei Jahren war er der Stellvertreter von Kauffmann im Kreisverband und leitete beispielsweise die Nominierungsversammlung für den Bundestagskandidaten Biadacz.

Immerhin hatte das Gerangel hinter den Kulissen dazu geführt, dass die Besucherzahl bei der Kreisversammlung am Samstag hoch war. Beide Lager hatten offenbar ihre Anhänger mobilisiert. Mehr als 200 Leute nahmen teil, davon 199 stimmberechtigte Mitglieder. Vor zwei Jahren waren es nur 150 gewesen. Bei den anschließenden Wahlen der Stellvertreter, des Schriftführers und der Beisitzer waren dann einige Mitglieder nicht mehr dabei.