Gleich zwei mögliche Standorte gibt es an der Schweizermühle: ein halb verwaister Kinderspielplatz und das Gelände eines Baustoffhandels. Der kreiseigene Abfallwirtschaftsbetrieb scheint beiden Varianten gegenüber nicht abgeneigt zu sein.

Leonberg - Erst hat es gar keine Alternative gegeben. Und nun tauchen plötzlich sogar zwei Optionen auf: Der Wertstoffhof könnte bald innerhalb Leonbergs umziehen. Und zwar in die Straße Schweizermühle, zwischen Kreisel Gartenstadt und Aldi-Markt. Dort befinden sich die beiden potenziellen Standorte.

 

Fläche Nummer eins ist ein in die Jahre gekommener städtischer Spielplatz direkt am Kreisel, der nicht nur spärlich ausgestattet, sondern ebenso spärlich besucht ist – sofern man abendliche Versammlungen von Jugendlichen mal außen vor lässt. Fläche Nummer zwei gehört dem Baustoffhändler Thomas Greß. Er bietet einen Teil seiner nicht-überdachten Lagerfläche an.

Um sich vor Ort einen Eindruck zu verschaffen, sind die Leonberger Kreisräte Ulrich Vonderheid, Helmut Noë (beide CDU), Wolfgang Schaal, Werner Metz (Freie Wähler), Angie Weber-Streibl (Grüne), Dieter Maurmaier (FDP) und Peter Pfitzenmaier (SPD) zu einem Besichtigungstermin mit Thomas Koch vom Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) gekommen. „Wir sind bereits im Frühjahr mit Vertretern der Stadt potenzielle Alternativ-Standorte abgefahren. Übrig geblieben ist dann nur der hier an der Schweizermühle“, berichtet der stellvertretende Werkleiter des AWB.

„Das Prozedere ist überall gleich“

Der kreiseigene Betrieb unterhält alle Wertstoffhöfe, Deponien und Häckselplätze im Kreis. „Das Prozedere bei den Wertstoffhöfen ist überall gleich: Die Kommune stellt uns ein geeignetes Grundstück zur Verfügung und wir richten es dann für den jeweiligen Zweck her“, erklärt Koch.

Im Falle von Fläche Nummer eins hieße das auch, dass auf dem kleinen Stück Grünfläche, das übrig bleibt, ein ordentlicher Spiel- und Bolzplatz durch den Kreis eingerichtet würde, sofern das gewollt sei.

Beide Flächen haben Vor- und Nachteile. So liegen sie halbwegs zentral, sind mit dem Auto gut zu erreichen und vor allem größer als der jetzige Standort am Bahnhof. Beide Flächen grenzen jedoch an die Glems und liegen näher an der Gartenstadt.

Das jetzige Spielplatz-Gelände gehört bereits der Stadt, Leonberg muss also dafür kein Geld ausgeben. Notwendige Verfahren könnten sofort auf den Weg gebracht werden. Allerdings sieht der Bebauungsplan bisher keine gewerbliche Nutzung dafür vor, eine Änderung ist zeitaufwendig.

„Areale sind durchaus geeignet“

Das Gelände der Firma Greß dagegen ist bereits als Gewerbefläche ausgewiesen. Allerdings muss die Stadt den entsprechenden Grundstücksteil, der vom Inhaber angeboten wird, entweder kaufen oder pachten. „Beide Areale scheinen mir durchaus geeignet“, sagt Thomas Koch vom AWB. Die hausinternen Planer würden das aber noch genauer bewerten. 400 000 Euro seien aber bereits reserviert.

Die Kreisräte diskutieren das Für und Wider der jeweiligen Flächen. „Wir haben viel Geld in die Renaturierung der Glems gesteckt“, merkt Weber-Streibl an. Deshalb muss auch ein 15 Meter breiter Gewässerrandstreifen eingehalten werden.

Dass der Wertstoffhof aber umziehen muss, darin sind sich alle einig. „Es geht ja nicht um die Container, sondern darum, den Leuten eine Zufahrt zu bieten. Hier kann es mindestens 30 Stellplätze geben“, erklärt Ulrich Vonder-heid in Anspielung an die langen Autokolonnen vor allem samstags. Der „Mülltourismus“ ist einer der Hauptkritikpunkte in Leonberg. Selbst wenn die orange-farbene Wertstofftonne, die es bereits im Kreis gibt, oder eine Form wie der Gelbe Sack verpflichtend eingeführt würden, der Wertstoffhof muss dennoch sein, sagt Peter Pfitzenmaier. „Sie müssen ja weiterhin ihren Sperrmüll oder Elektrogeräte wegbringen können“, erklärt der SPD-Kreisrat.

„Schnelle und verträgliche Lösung“

„Wir brauchen eine schnelle und verträgliche Lösung“, fordert Helmut Noë und Pfitzenmaier freut sich, „dass endlich Bewegung in die Sache kommt“. Das sieht auch Vonderheid so: „Die Botschaft ist, dass die Leonberger Kreisräte in dieser Sache zusammenstehen.“ Mag sein, dass sich die hiesigen Kreisräte in dieser Sache einig sind. Auch der Gemeinderat soll in nicht-öffentlicher Sitzung signalisiert haben, Geld für einen etwaigen Grundstückskauf locker zu machen.

Der Leonberger Oberbürgermeister Bernhard Schuler gibt sich dagegen zurückhaltend. „Ich habe ein Gespräch mit Thomas Greß geführt. Es bleibt aber abzuwarten, wie der AWB das Grundstück bewertet und wie sich ein Standort an der Schweizermühle mit der Wohnbebauung in der Nähe verträgt“, erklärt Schuler. Dieser Teil der Gartenstadt ist nicht nur durch die Bahnlinie bereits stark belastet. Hier befinden sich auch mehrere kleine Flüchtlingsunterkünfte sowie bald eine Container-Siedlung für Obdachlose.