Insgesamt 13 Mitglieder des Kunstportals Höfingen zeigen seit Sonntag ihre Werke im Alten Rathaus.

Leonberg - Was ist der Unterschied zwischen bloßen Linien und einem Linienspiel? „Zum Spiel gehört etwas Leichtes, Befreiendes und Freiwilliges, aber auch Wiederholungen und Regeln, die es vom Chaos und der Beliebigkeit abgrenzen“, erklärt Sieglinde Rehm den Titel „Linienspiele“ der aktuellen Gruppenausstellung des Höfinger Kunstportals.

 

Die Leonberger Kunsttherapeutin hat die Ausstellung im „Alten Rathaus“ am Sonntag eröffnet. Was spielerisch für sie bedeutet, darüber haben sich 13 Mitglieder des Kunststammtisches seit dem Frühjahr Gedanken gemacht. Die gelungene Werkschau aus abstrakter wie konkreter Malerei und künstlerischer Fotografie ist noch bis 6. Dezember im Alten Rathaus zu sehen.

Ein künstlerisches Linienspiel

Linien begegnen uns überall, von den konkreten in Natur und Architektur bis zu den ideellen Lebenslinien. Linien sind gerade, wellenförmig, sanft oder eckig, verlaufen parallel oder kreuzen und entfernen sich. Das Spiel der Linien galt es künstlerisch darzustellen. Und so unterschiedlich, wie die Künstler, sind auch deren Interpretationen. Helene Kollhammer hat einen monochromen Zebrakopf auf die Leinwand gemalt. Ausschnitte aus dem Fell des afrikanischen Steppenbewohners lassen sich auch in einem von Annelies Hoffmann mit schwarzem Acryl gemalten Triptychon erkennen. Gerhard Kollhammer hat die schwungvolle Drehung eines Paares beim Tanz aufgegriffen und Christl Doose den rastlosen und gleichförmigen Ausschlag eines EKGs neben einem großen roten Herzen festgehalten.

„Linien, die sich von links nach rechts bewegen, rauf und runter, zackig, stockend“, beschreibt es Sieglinde Rehm, die selbst Bilder zeigt. „Plädoyer“ heißt eines in Mischtechnik. Oben die sterile und geradlinige Architektur moderner Bauten, unten das unregelmäßige und tragende Wurzelwerk eines Baumes. „Das Bild zeigt den Widerspruch zwischen der modernen Glas- und Stahlbetonarchitektur und dem Lebendigen“, erklärt Rehm. Viel lieblicher scheint dagegen ihr Triptychon „Pas de deux“. Balletttänzer, umgeben von einem Netz aus schwarzen Körperlinien, überlagert von weißen Bewegungslinien, dazwischen farbige Felder.

Stets zum Jahresende gibt es eine Ausstellung

„Die Krönung unserer kulturellen Events ist am Jahresende unsere gemeinsame Ausstellung“, erklärt die Sprecherin des Kunstportals Margret Wurster. Der monatliche Kunststammtisch ist eine Untergruppierung des Höfinger Heimat- und Kulturvereins. Wurster selbst und der Vorsitzende des Heimat- und Kulturvereins, Uwe Freund, haben das Thema mit Fotografien aufgegriffen. Dabei sind beeindruckende Bilder entstanden. Margret Wurster zeigt in schwungvollen Architekturaufnahmen, dass die Symbiose zwischen dem von Menschen Geschaffenen und der Natur durchaus auch gelingen kann, Freund zeigt die Linienspiele in der Natur, derart im Ausschnitt verfremdet, dass man ins Staunen gerät.

Zwei auffällige Installationen stehen im Hauptraum. Eine davon ist von Walter Hörnstein. Eine unbearbeitete Bahnschwelle, an der der Zahn der Zeit sichtlich genagt hat, steht als Stele senkrecht im Raum. Die alte Bahnschwelle fand der Künstler zufällig in einem Bauernhaus. Sie soll von der 1885 verlegten Bahnlinie stammen, die von Stuttgart über Höfingen nach Calw führte. Sich V-förmig von der Stehle aus in kerzengeraden Linien ausbreitend, hat Hörnstein einen alten Fahrplan des Königs nach Oberschlesien, als Symbol für die Bahnlinie, auf den Boden geklebt.