Ein Musikleben in der Stadt am Engelberg wäre ohne den Namen Rolf Beuchert nur schwer vorstellbar. Generationen von Schülern hat der die Vielfältigkeit der Musik nahegebracht.

Leonberg – Viele Schülergenerationen haben durch Rolf Beuchert kennengelernt, welchen Reichtum die Musik besitzt und wie viel Freude gemeinsames Musizieren bereiten kann. Und nicht nur die Jugendlichen, auch ihre Eltern. Seit genau 30 Jahren gibt es nämlich auch den Elternchor am Albert-Schweitzer- und am Johannes Kepler-Gymnasium.

 

Nicht wegzudenken bei alledem: Die besondere Verbindung im Bereich Musik, die seit 1978 zwischen den Leonberger Gymnasien besteht. Während Rolf Beuchert sich am Johannes-Kepler-Gymnasium darum kümmerte, dass sich ein gutes Orchester und ein wohlklingender Oberstufenchor heranbildeten, brachte seine Frau Inge, ebenfalls Musiklehrerin, am Albert-Schweitzer-Gymnasium vieles auf den Weg. Ihr gemeinsames Ziel: durch gezielte Kooperationen große Werke gemeinsam auf die Bühne bringen zu können. „Beide Schulleiter haben uns vertraut, dass wir etwas auf die Beine stellen“, erinnert sich das Paar.

Aus allen Ecken Deutschlands

Wie gut ihnen das gelungen ist, ist erst jüngst, am 23. Juli zu hören gewesen, als alle Ensembles gemeinsam Carl Orffs „Carmina Burana“ in der Stadthalle Leonberg musizierten. Mit von der Partie: die Unterstufenchöre beider Schulen, der Mittel und der Oberstufenchor des ASG, der Jazzchor des JKG, der Elternchor und das gemeinsame Orchester. Besonders schön: Aus Anlass dieses Abschiedskonzertes reisten ehemalige Schüler aus allen Ecken der Republik an, um ihrem ehemaligen Lehrer dadurch ihre Dankbarkeit und Anerkennung auszudrücken. Einer von ihnen, Volker Krafft, der jetzt Dirigent an der Hamburger Staatsoper ist, brachte auf den Punkt, was wohl viele andere auch dachten: „Es geht eine musikalische Ära zu Ende.“

Dennoch würde es dem Menschen Rolf Beuchert nicht gerecht, nur an all das zu denken, was er musikalisch in den vergangenen 37 Jahren bewegt hat. Schließlich ist er immer auch Deutschlehrer gewesen. „Lehrer mit Leib und Seele“, wie er selbst sagt. „Ich könnte mir ohne Weiteres vorstellen, im September wieder als Lehrer ein neues Schuljahr zu beginnen.“ Fast jedes Jahr ist er mit den Jugendlichen ins Schullandheim gefahren, bis um die Jahrtausendwende ging es außerdem regelmäßig nach Saalbach/Hinterglemm zum Skifahren. Beuchert hat hierfür eine Skilehrer-Ausbildung gemacht. „Wir waren ein eingeschworenes Team“, erinnert er sich noch gerne. Die ganze Palette habe man erlebt. „Heimweh, ob auch jeder in seinem Bett ist, Rauchen, Alkohol – das ist das Lehrerleben“, resümiert er mit einem Lächeln. „Wer da zurückkommt, hat Zugang zu seinen Schülern. Und die Schüler zu den Lehrern.“

Nicht ohne Grund ist er wohl in den letzten Jahren seines Berufslebens auch Vertrauenslehrer gewesen, zehn Jahre war er im Personalrat. „Ich hab’ schon alles gemacht“, sagt er rückblickend. Bis zum letzten Tag war er für die Veranstaltungstechnik verantwortlich und hat in dieser Funktion auch Fortbildungen organisiert. „Er hatte immer eine Sechs-Tage-Woche“, erzählt seine Frau. Denn am Samstag probte immer die 1983 von ihm gegründete Big Band, die Beuchert ebenfalls leitete. Viele Schulmusiker sind aus Rolf Beucherts Musik-Leistungskursen hervorgegangen, Dirigenten und Orchestermusiker. „Ich wundere mich selbst, wie viele diesen Weg gegangen sind“, sagt Rolf Beuchert und lacht.

So sehr er seinen Beruf als Lehrer immer geliebt hat, so wenig war dieser Weg von Anfang an klar. Aufgewachsen in Perouse, war Beuchert selbst Schüler am ASG und begleitete bereits als Jugendlicher Sänger und Chöre als Pianist. Außerdem spielte er in einer Schülerband.

Gelernter Kapellmeister

Der Entschluss, Musik zu studieren, entwickelte sich während der Abiturklasse. Er studierte dann Schulmusik, Germanistik und Musikwissenschaft an der Musikhochschule Stuttgart und machte danach eine Ausbildung als Kappellmeister. Von 1977 bis 1979 hatte er dann zwei Jobs: den als Lehrer, und einen zweiten am Schauspielhaus Stuttgart. Dort war er während dieser Zeit für die Musik zuständig. Dann aber hat er sich für den Lehrerberuf entschieden.

Rolf und Inge Beuchert legten gemeinsam den Grundstein dessen, was heute in Leonberg fast selbstverständlich ist. „Wenn wir nicht verheiratet gewesen wären, wäre es nicht so geworden“, sind sie sich sicher. „Das war die Keimzelle für eine wunderbare Symbiose.“ Dass Rolf Beuchert nun, mit 63 Jahren, doch aus dem Schuldienst ausscheidet, hat damit zu tun, dass er wieder mehr Zeit für Privates haben möchte. „Ich möchte wieder mehr mit meiner Frau unternehmen, mehr lesen und mehr Konzerte anhören können“, wünscht er sich. Besonders, wenn sein Sohn Christopher spielt. Er ist Kontrabassist und erfolgreicher Berufsmusiker. Außerdem auf dem Programm: mehr Sport treiben – und wieder mehr Klavier spielen. Nicht zu vergessen die Proben mit dem Rutesheimer Kammerorchester. 1980 hat er das Ensemble übernommen. Die ersten Termine für die Proben im Herbst stehen schon fest.