Die neue Intensivstation im Krankenhaus, in die 4,5 Millionen Euro investiert wurden, ist jetzt in Betrieb. Doch die überraschendere Nachricht ist die Ankündigung, dass die in einem Jahr frei werdende Leitung der Chirurgie wiederbesetzt werden soll.

Leonberg - Der Landrat und der Chef des Klinikverbundes hatten sich eine gute Bühne ausgesucht, um die Bombe im positiven Sinne platzen zu lassen. Vor Medizinern, Pflegepersonal, Bürgermeistern und anderen Kommunalpolitikern verkündeten Roland Bernhard und Jörg Noetzel, dass die in einem Jahr frei werdende Chefarztposition in der Chirurgie wieder besetzt werden soll.

 

„Ich würde mich freuen, wenn wir sie besetzen könnten“, hatte es Noetzel, der medizinische Geschäftsführer des Klinikverbundes, noch verhalten formuliert.

Klare Ansage zur Wiederbesetzung

Der Berufspolitiker wurde deutlicher: „Es ist mit der Geschäftsführung abgestimmt, dass wir mit dem Thema in den Aufsichtsrat gehen“, erklärte Bernhard. „Da gibt es eine klare Ansage: Die Stelle soll wiederbesetzt werden.“ Bernhard setzte noch eins drauf: „Ich habe Signale, dass der Aufsichtsrat zustimmt.“ Angesichts dieser Top-Neuigkeit geriet der eigentliche Anlass der illustren Zusammenkunft fast ein wenig in den Hintergrund: die Eröffnung der Intensivstation.

Anderthalb Jahre wurde an dem Bereich gebaut, der nun im Erdgeschoss liegt, und mit jetzt fast 1000 Quadratmetern doppelt so groß ist, wie die bisherige Intensivstation.

Gutes Zeichen der Landesregierung

Bisher waren die zwölf Intensivbetten in sechs Doppelzimmern untergebracht. Jetzt gibt es acht Intensivbetten in Einzelzimmern. Außerdem gibt es vier Betten in einer Art Zwischenbereich. Hier liegen Patienten, die zwar einer größeren Beobachtung als auf einer Normalstation bedürfen, die allerdings nicht auf einer klassischen Intensivstation betreut werden müssen.

4,5 Millionen Euro hat der Klinikverbund in das neue Paradestück des Krankenhauses investiert. Die Hälfte davon hat das Land bezahlt. Für den Landrat ist diese nicht unbeträchtliche Unterstützung ein klares Zeichen, dass die Landesregierung auch künftig die Sanierung des Standortes Leonberg unterstützen wird. „Das passt nicht zusammen, dass das Land heute die Intensivstation massiv finanziell fördert und morgen davon nichts mehr wissen will.“

Landrat bedauert Ausrichtung früherer Gutachten

Zudem habe ihm der Sozialminister Manfred Lucha (Grüne), bisher nicht gerade als Freund kleiner Häuser bekannt, „ein unverrückbares Bekenntnis“ zu Leonberg abgelegt. Damit es jeder glaubt, distanzierte sich Bernhard indirekt vom umstrittenen Teamplan-Gutachten, dass auf eine dominante Zentralklinik in Böblingen gesetzt hatte: „Ich bedaure, dass die Gutachten in der Vergangenheit in eine andere Richtung gegangen sind“, sagte Bernhard zur Verblüffung einiger Zuhörer. „Wir brauchen in unseren Häusern Gesichter und kompetente Mediziner.“ Applaus war ihm sicher.

Verunglimpfung duch AOK-Chef

Der Chef der baden-württembergischen AOK bekam ebenfalls eins ab. Sieht doch Christopher Hermann die Medizinversorgung der Zukunft ausschließlich in Großkliniken und spricht kleineren Häusern ihre Existenzberechtigung ab. So müssten auch die in Leonberg geplanten und vom Kreistag beschlossenen Sanierungsschritte alljährlich auf den Prüfstand gestellt werden. „So macht man keine Gesundheitspolitik“, schimpfte Bernhard. Auch der Ärztliche Direktor Michael Sarkar ging den AOK-Chef an. „Die neue Intensivstation ist ein gutes Signal gegen die Tendenz, kleinere Häuser als Wald- und Wiesenkliniken zu verunglimpfen“, erklärte der Chef der Unfallchirurgie und Orthopädie.

Ohne die Intensivstation in Leonberg, so machte Sarkar deutlich, hätte der Klinikverbund ein Problem. „Wir sind nach Sindelfingen der zweitgrößte Intensivstandort im Verbund. Ohne uns könnten wir gar nicht alle Patienten versorgen.“

Gesundheits-Campus rückt näher

Um die Zukunft des Leonberger Hauses ist dem Ärztlichen Direktor nicht bange. Mit dem geplanten Strahlentherapiezentrum in direkter Nachbarschaft rücke die Vision eines Gesundheits-Campus näher. Diese Kombination zwischen stationärer und ambulanter Versorgung entspreche genau dem Ziel der Landesregierung.

Martin Schipplick, der Chef der Intensivmedizin, dankte jenen, ohne die die neue Station nicht möglich gewesen wäre: Planern, Pflegern, Hygiene-Experten, Psychologen, Seelsorgern und Reinigungskräften.