Im Hof der Versöhnungskirche werden zum dritten Mal Filme gezeigt. Das Programm steht ganz unter dem Motto des Reformationsjubiläums „Bild und Bibel“. Die Zuschauer kommen dabei aus der ganzen Stadt und den Nachbarorten.

Leonberg - Vor der Versöhnungskirche zieht der ehrenamtliche Helfer Stefan Nitschke noch schnell ein Kabel und testet das Soundsystem, während seine Ehefrau, die Ramteler Pfarrerin Elisabeth Nitschke, noch mal überall nach dem Rechten sieht, schon mal die Windlichter anzündet und die ersten Gäste zum Auftakt des diesjährigen Sommernachtskinos im Ramtelhof begrüßt. Es ist halb acht Uhr abends, noch ist es zu hell, um mit dem Film zu beginnen, und noch sind etliche Stühle frei. Doch die Sommernachtskinogänger kommen, fast unmerklich füllen sich die Sitzreihen. Jetzt, kurz nach acht Uhr, wird es für Elisabeth Nitschke Zeit, die dritte Kinonacht zu eröffnen.

 

Sie macht die rund 40 Besucher mit dem aktuellen Thema der Reformationsdekade bis zum 500. Jubiläum der Reformation im Jahre 2017 vertraut: „Bild und Bibel“ ist das Motto. Sie erinnert daran, dass vor allem in Gesellschaften, in denen nur wenige Menschen lesen und schreiben können, den Bildern eine wichtige Rolle zukommt.

Vor gut 500 Jahren begann auch der Buchdruck seinen Siegeszug, Bilder wurden massenhaft vervielfältigt und verteilt und haben Geschichten erzählt, meist biblische. Und auch heute, in der vernetzten digitalen Welt, prägen Bilder unser Leben auf die unterschiedlichsten Arten – ein Bild sagt mehr als 1000 Worte, so heißt es doch.

Das gilt auch für die bewegten Bilder, vor allem, wenn sie so gekonnt in Szene gesetzt sind wie beim Eröffnungsfilm, bei ein Zirkus Schiffbruch erleidet und der einzige Überlebende sich ein Rettungsboot mit einem Tiger teilen muss. Die vielen Parallelen zu biblischen Motiven sollen zum Nachdenken anregen. Pfarrerin Nitschke macht gleich den Test und fragt nach biblischen Geschichten mit Schiffen.

Die naheliegendste Antwort lässt nicht lange auf sich warten: „Arche Noah“, hört man von mehreren Seiten. Elisabeth Nitschke lacht: „Ja, super Kinderkirchenbildung!“ frotzelt sie, und der ganze Ramtelhof lacht mit. Es finden sich dann doch schnell noch mehrere biblische Schlüsselszenen mit Schiffen, Schiffbruch oder stürmischer See, und Elisabeth Nitschke stellt den Bezug zum Film her. Denn das ist eines der Hauptanliegen bei der Filmauswahl: „Wir wollen zeigen, wie durchdrungen unser Alltag von biblischen Gedanken ist und wie die Botschaften der Bibel Eingang finden in die aktuellen Gemälde unserer Zeit, dem Medium Film“, erklärt die Ramteler Pfarrerin.

Dabei sind es nicht die Blockbuster, die ihre Aufmerksamkeit erregen. „Das wird ja künftig das neue Kino im Gewerbegebiet übernehmen“, schmunzelt sie. Ihr und ihrem Mann Stefan, einem begeisterten Cineasten, liegen andere Filme am Herzen. „Wir wollen niveauvolle Filme zeigen, Filme, die gute Unterhaltung und Tiefgang vereinen und die zum Nachdenken anregen.“ So sieht man manchen Film im Sommernachtskino vielleicht mit anderen Augen – und das wollen die Initiatoren erreichen. Dazu ist die Veranstaltung ein Beitrag zum kulturellen Geschehen im Leonberger Teilort, zu dem es nicht nur Interessierte aus dem Ramtel, sondern auch aus Gerlingen oder Weil der Stadt zieht.

Drei Filme werden in diesem Jahr gezeigt, zum Abschuss am Freitag steht ab 20 Uhr eine amerikanische Comic-Verfilmung des Regisseurs Zack Schneider an. Kinoliebhaber wissen, welcher Film sie erwartet. Die Filmtitel hingegen dürfen die Macher des Sommernachtskinos nicht nennen – nur so wird auf die Gema-Gebühr verzichtet. Der Eintritt ist frei, Knabbereien und Getränke stehen bereit. Eine Spende für den Verzehr ist willkommen, der Überschuss kommt der Sanierung des Kirchturms zugute.

Darüber freut sich übrigens auch die ortsansässige Fledermauskolonie, aber: „Batman ist nicht der Film, den wir heute zeigen“, sagt Stefan Nitschke und lacht. Und ein kleiner Tipp zum Schluss: Wer das Event im Ramtelhof genießen möchte, sollte eine Decke mitbringen, denn trotz des wunderschönen Spätsommers wird es abends doch schon herbstlich, und das Draußen-Kino ist mit Kuscheldecke einfach gemütlicher.