Die Kultur in Leonberg ist dem Stadtrat was wert: Nach dem Ausstieg der Nachbarn Böblingen und Sindelfingen gibt es in der Stadthalle nun wieder ein eigenes Programmangebot.

Leonberg - Freunde der leichteren Muse können aufatmen: Für die Leonberger Stadthalle wird es auch künftig ein Kulturabonnement geben. Das fällt allerdings kleiner aus als das bisherige, das gemeinsam mit den Hallen in Böblingen und Sindelfingen angeboten wurde.

 

Wie berichtet, waren die beiden Nachbarstädte im Dezember aus dem Dreibund ausgestiegen, der dem Publikum Veranstaltungen an allen drei Spielstätten angeboten hatte. Der Grund: Böblingen und Sindelfingen krempeln ihr Veranstaltungsmanagement völlig um. Die Hallen selbst werden nicht mehr als Veranstalter auftreten, sondern nur noch vermieten. Damit fällt die Geschäftsgrundlage für das Dreierabo weg.

Abgespecktes Programm?

Für die Kulturmacher in Leonberg stellte sich nun die Frage: Machen wir es genauso oder bieten wir unserem Publikum ein zumindest abgespecktes Programm in der eigenen Halle an? Die Stadtverwaltung entschied sich im Interesse der hiesigen Zuschauer für letztere Variante. Die Mehrheit des städtischen Finanzausschusses schloss sich dieser Meinung jetzt an. Demnach soll es in den kommenden drei Spielzeiten ein eigenes Mini-Kulturabo mit 14 bis 16 Angeboten geben. Die Zuschauer können sich daraus ihr individuelles Programm zusammenstellen. Mindestens drei bis vier Veranstaltungen müssen sie aber buchen.

Im Finanzausschuss stieß die Neukonzeption nicht nur auf Zustimmung, reißt sie doch ein weiteres Loch von 15 500 Euro in den Wirtschaftsplan der Stadthalle. Der Jahresverlust für 2014 beträgt demnach jetzt 752 144 Euro. Auch in den beiden Folgejahren wird das Defizit um jeweils rund 15 000 Euro wachsen. Eine problematische Entwicklung, hatte es doch in jüngster Zeit im Gemeinderat Diskussionen um steigende Defizite bei gleichzeitig abnehmenden Kulturangeboten gegeben.

Einfluss auf die Preise

Christina Ossowski warb dennoch um Zustimmung. „Wenn die Stadthalle nur noch an fremde Veranstalter vermietet, haben wir weder Einfluss auf die Inhalte, noch auf die Eintrittspreise“, erklärte die Kulturamtsleiterin. „Da wird es keine Karte unter 35 Euro geben. Das wäre ein großer Nachteil für unser Publikum.“

Ob nicht doch gerade bei hochkarätigen Veranstaltungen ein höherer Eintritt genommen werden könne, fragten sich unisono Georg Pfeiffer (Freie Wähler), Christa Weiß (SPD) und Elke Staubach (CDU). Denn: „Kultur hat einen Wert, und den zahlen die Leute auch.“

Eine Annahme, die der OB bezweifelte. Während in Stuttgart ohne Murren stattliche Summen hingelegt würden, sei das Leonberger Publikum dazu nicht bereit. „Die hiesige Mentalität ist noch etwas pietistisch geprägt“, meinte Bernhard Schuler.

Birgit Widmaier sah angesichts der dauerhaften Defizite nicht ein, dass die Stadthalle weitere Verluste durch das Kulturabo in Kauf nehmen soll. „Wir sollten aus den Eigenveranstaltungen aussteigen und lieber mehr Fremdanbieter in die Stadthalle holen“, erklärte die Gabl-Vertreterin. „Da haben wir kein Risiko. Außerdem gibt es nicht nur in der Stadthalle Kultur. Wir haben genug andere Orte. Leonberg ist keine kulturlose Stadt.“

Die Liberale Ulla Schmidt warnte davor. die „ Zielgruppe Ü 50“ zu vernachlässigen: „Denen müssen wir auch etwas bieten.“ Und auch der Freie- Wähler-Fraktionschef Axel Röckle betonte: „Wir sind eine Stadt für alle.“

Seine CDU-Kollegin Elke Staubach forderte mehr Zeit zum Nachdenken: „Wir müssen uns in der Nachbarschaft umschauen: Wie sind die Preise und die Erfahrungen in vergleichbaren Stadthallen?“

„Diese Zeit haben wir nicht“, entgegnete der Oberbürgermeister. „Das Veranstaltungsgeschäft hat eine lange Vorlaufzeit. Deshalb brauchen wir jetzt sofort eine Entscheidung.“

Die hat Schuler nun bekommen. Bis auf die Gabl stimmten im Finanzausschuss alle für das Mini-Abo. Wenn der Gemeinderat in der heutigen Sitzung (Rathaus, 19 Uhr) den Beschluss bestätigt, ist die kleinere Form des nun wieder Leonberger Kulturabos unter Dach und Fach.