Was sind das da für komische Plastiksäcke an den Bäumen?“, will ein Fußgänger auf der Berliner Straße wissen. „Das sind Bewässerungs-Säcke“, erklärt Holger Pullwitt. Er ist beim Tiefbauamt für rund 10 000  Bäume im Stadtgebiet zuständig.

Leonberg - Was sind das da für komische Plastiksäcke an den Bäumen?“, will ein Fußgänger auf der Berliner Straße wissen. „Das sind Bewässerungs-Säcke“, erklärt Holger Pullwitt. Er ist beim Tiefbauamt für rund 10 000  Bäume im Stadtgebiet zuständig.

 

Inmitten von Beton und Asphalt hat so mancher Baum in der Stadt mit widrigen Umständen zu kämpfen. „Sie stehen wie in einem Käfig, dabei versuchen die Wurzeln soviel Bodenluft und Wasser zu erschließen, wie irgendwie möglich. Doch bei den vielen versiegelten Flächen stoßen sie oft schnell an ihre Grenzen“, weiß Pullwitt. Komme dann noch Trockenheit hinzu, werde häufig das Wasser knapp und das sehe man den Bäumen ganz schnell an.

Wie geht’s den Bäumen?

„Die vielen vertrockneten Astspitzen an der Baum-Haselnuss entlang der Berliner Straße sind ein untrügliches Zeichen, dass es den Bäumen schlecht geht – kein Wunder bei dem schmalen Pflanzstreifen“, weiß der Fachmann. Noch stehen die Bäume satt im Grün, doch das Wasser ist bereits knapp. Wie helfen? „Mit dem Gießtrupp des Bauhofes ist das eine zeitaufwendige Sache“, erläutert Pullwitt. Da heiße es immer an jedem Baum den Schlauch auslegen und so lange warten, bis das Wasser versickert ist. „Das ist viel zu aufwendig“, so Pullwitt.

Nun habe man den Versuch mit den Bewässerungs-Säcken einer Firma aus dem Badischen Bühl gestartet. Die 100 Liter fassenden Plastiksäcke haben im Boden feine Löcher, aus denen in etwa zehn Stunden der Inhalt im Boden versickert und den Wurzelballen durchtränkt. Die wurden an zehn Bäumen aufgestellt, um die Wirkung zu vergleichen mit Bäumen, die nicht bewässert werden.

18 Euro kostet ein Sack

„Der Vorteil ist, dass die Säcke ganz zügig gefüllt werden können und das Wasser langsam versickert und nicht irgendwohin schnell abläuft, wie bei der Bewässerung mit einem Schlauch“, so Pullwitt. Geplant ist, die Behältnisse zwei Mal wöchentlich zu füllen. Beim Stammumfang der Bäume an der Berliner Straße reichen zwei Säcke je Baum. Die jeweils 18 Euro teuren Spezialsäcke haben allerdings an den Seiten Reißverschlüsse, sodass nach Stammumfang mehrere Wasserspeicher kombiniert werden können.

Angst vor Vandalismus? „Wenn die Leonberger ihre Bäume lieben wie es die Berliner tun, dann wird kein Sack beschädigt. Denn in den Bezirken Kreuzberg und Friedrichshain ist der Versuch ohne einen einzigen Schaden über die Bühne gegangen“, ist Fachmann Pullwitt voller Hoffnung. Laut denkt er darüber nach, dass das System wohl auch in der Carl-Schmincke-Straße gute Ergebnisse bringen könnte.

Bewässerungssysteme für Bäume gibt es bereits rund um die Römergalerie. Dosiert von einem Computer, werden etwa 30 Japanische Schnurbäume und Tulpenbäume unterirdisch sowohl mit Wasser als auch mit Nährstoffen versorgt: Im Frühjahr mit Stickstoff fürs Wachstum, in der Blütezeit mit Phosphor und im Herbst mit Kali für die Holzreife. Das System ist eingebaut worden noch bevor man die Bäume gepflanzt hat. Und es ist so groß angelegt, dass noch weitere Bäume in der Eltinger- sowie in der Römerstraße angeschlossen werden können. Eine etwas einfachere unterirdische Bewässerungsanlage für etwa 20 Bäume gibt es auch im Bereich der Lobensteiner- und der Berliner Straße.