Das neue Strahlentherapie-Zentrum soll Patienten von Stuttgart an die hiesige Klinik locken.

Leonberg - Es gehört mittlerweile bei den Freien Wählern fast schon zum guten Ton, dass bei den Neujahrsempfängen das Krankenhaus im Mittelpunkt steht. Am Wochenende gibt es gleich doppelten Anlass, über die Zukunft der medizinischen Versorgung im Altkreis zu sprechen. Hatte doch unlängst der Landesgesundheitsminister Manfred Lucha im Gespräch mit unserer Zeitung sich für die Schließung kleinerer Krankenhäuser ausgesprochen.

 

Der Chef der Baden-Württembergischen AOK, Christopher Hermann, geht sogar noch weiter. Er stellt die Sanierung des Leonberger Krankenhauses in Frage. Für Michael Sarkar ist diese Forderung schlicht „unverschämt“. Der Ärztliche Direktor des Krankenhauses und Chef der Unfallchirurgie und Orthopädie ist Hauptredner beim Neujahrsempfang und erläutert die geplante Sanierung. Deren Kosten konnten um 10 Millionen Euro auf knapp 59 Millionen reduziert werden, weil das Zentrum für Psychosomatik künftig in einen Neubau ausgelagert wird. Den wiederum wird das Land bezahlen, weil die psychiatrische Betreuung Landessache ist.

„Intensivstation läuft über“

Im Krankenhaus selbst wird am 11. März die neue Intensivstation mit einem Tag der offenen Tür eröffnet, die jetzt allen modernen Erfordernissen entspricht. Für Sarkar eine absolut sinnvolle Investition. „Mit 1400 Patienten haben wir die zweitgrößte Intensivstation im ganzen Verbund.“ Der Chefarzt: „Wir haben eher das Problem, dass die Intensivstation überläuft.“

Auch sonst hätten die Leonberger Mediziner und Pfleger keinen Grund, sich zu verstecken. Die Patientenzahlen nehmen zu. Und die Qualität der Behandlungen sei sehr gut. „In Leonberg wird höhere Qualität zu niedrigeren Kosten als in vielen anderen Häusern der Region geliefert“, sagt Sarkar selbstbewusst.

Angesichts des Strahlentherapiezentrums, mit dessen Bau direkt neben dem Krankenhaus noch in diesem Jahr begonnen werden soll, „ist mir mit Blick auf die Zukunft des Gesundheitsstandortes Leonberg sehr wohl.“

Guter draht zum OB

Und damit übergibt der Chefmediziner bei den Freien Wählern an Josef Hoen. Denn der ist Investor des Strahlentherapiezentrums, in dem Tumorpatienten mit allermodernster Technik versorgt werden. Dass die Standortwahl auf Leonberg gefallen ist, hat für den Medizinphysiker nur Vorteile. Betreibt seine Gesellschaft doch schon zwei Einrichtungen in Niefern-Öschelbronn und in Böblingen. „Damit schließen wir die Magistrale zwischen Pforzheim und dem Bereich Böblingen/Sindelfingen“, sagt Hoen. Das Einzugsgebiet des neuen Zentrums werde bis nach Ludwigsburg und Vaihingen/Enz reichen und 1,4 Millionen Menschen ansprechen. Auch viele Patienten, die jetzt noch in die Kliniken der Landeshauptstadt gingen. „Ohne Leonberg würden wir viele Patienten dauerhaft nach Stuttgart verlieren.“

Die Begeisterung für Leonberg wurde bei Hoen auch durch den guten Draht zum Oberbürgermeister genährt: „Beim ersten Telefonat mit Herrn Schuler haben wir beide schon nach wenigen Sekunden gemerkt, dass wir die gleiche Sprache sprechen.“

Jetzt soll alles sehr schnell gehen. Hoen erwartet die Baugenehmigung bis Ende März. Dann könnte direkt ein erster Spatenstich gemacht werden.

Das zweigeschossige Gebäude mit drei Meter dicken Mauern wird direkt neben der Pathologie gebaut. Die Bauzeit dürfte zwei Jahre andauern.