Steigende Patientenzahlen in allen Häusern und geringere Ausgaben lassen die Verluste deutlich schmelzen. Landrat Bernhard setzt nun „mehr denn je“ auf das Medizinkonzept, also den Neubau einer Großklinik.

Leonberg - Gute Nachricht aus den Häusern des Klinikverbundes Südwest: Nachdem jüngst im Kreistag ein verbessertes Betriebsergebnis angekündigt worden war, steht der Aufwärtstrend nach dem Testat der Wirtschaftsprüfer jetzt offiziell fest. Mit einem Minus von rund 11 Millionen Euro schließen der Verbund und seine Tochtergesellschaften das Geschäftsjahr 2014 deutlich besser ab als ursprünglich erwartet. Im Wirtschaftsplan für das vergangene Jahr wurde noch mit einem Verlust von mehr als 23 Millionen Euro gerechnet.

 

Der Löwenanteil der Verlustreduzierung ist in den Krankenhäusern von Sindelfingen und Böblingen zu verzeichnen, wo das Defizit von 2013 (11,3 Millionen Euro) im vergangenen Jahr auf gut vier Millionen heruntergefahren wurde.

Es geht aufwärts

Auch in den Häusern Leonberg und Herrenberg zeigt der Pfeil nach oben. 2013 lag das Defizit zusammen bei 5,8 Millionen Euro, ein Jahr später bei gut vier Millionen. Die Kliniken in Sindelfingen und Böblingen sowie die Häuser in Leonberg und Herrenberg werden als zwei Gesellschaften kaufmännisch jeweils gemeinsam betrachtet. Spezielle Zahlen für Leonberg konnte ein Sprecher des Klinikverbundes am Freitag nicht geben.

Im gesamten Klinikverbund deutet sich nach den Verlusten 2012 mit knapp 22 Millionen und 2013 mit rund 21,5 Millionen eine Trendwende an. „Besonders bemerkenswert ist, dass wir beim Jahresergebnis, gerechnet ohne Investitionskosten, erstmals seit 2011 sogar wieder auf ein Plus von knapp drei Millionen Euro blicken“, freut sich die Geschäftsführerin Elke Frank. Nach Angaben des Klinikverbundes müssten bauliche Investitionen, etwa Stationssanierungen, vom Land getragen werden, was aber momentan nicht der Fall sei. So bleibe die Finanzierung der Projekte vorerst allein am Klinikverbund hängen.

38 Millionen Euro Investitionen

So ist aktuell in Leonberg die Modernisierung der Intensivstation vorgesehen. Insgesamt soll der Sanierungsstau in den kommenden Jahren schrittweise abgetragen werden, in Leonberg sollen insgesamt 38,2 Millionen Euro investiert werden. Eine Hauptursache für den positiven Trend sieht Frank in den Patientenzahlen: Mit mehr als 300 000 ambulanten Behandlungen und 75 000 stationären Fällen haben 2014 so viele Menschen wie noch nie in der neunjährigen Historie des Verbundes die Häuser in Calw, Nagold, Herrenberg, Leonberg, Sindelfingen und Böblingen aufgesucht.

Damit einher geht eine deutliche Zunahme von schwerkranken Patienten, deren Behandlung von den Kassen besser honoriert wird. „Hier spielen vor allen Dingen unsere hochspezialisierten Fachzentren, wie zertifizierte Darm-, Prostata-, Pankreas- oder Brustkrebszentren eine wichtige Rolle, denen die Patienten zunehmend ihr Vertrauen schenken“, so Frank. „Zudem greifen die standortübergreifende Kooperationen.“ So haben die Kliniken in Böblingen und Leonberg eine gemeinsame gynäkologische Abteilung, die auf beide Standorte verteilt ist. „Hinzu kommen positive Entwicklungen bei der Energie und im Einkauf sowie allein in der Verwaltung eine Einsparung von 1,8 Millionen Euro. Die momentane Zinsentwicklung auf dem Kreditmarkt tut zudem ihr Übriges.“

Auch im Vergleich zu den vorläufigen Ergebnissen vom Januar gab es nochmals eine Verbesserung. Der Aufsichtsratsvorsitzende des Klinikverbundes, Landrat Roland Bernhard, zeigte sich zufrieden: „Mein Kompliment gilt der Geschäftsführung und ganz besonders allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.“ Jetzt gelte es, „mehr denn je die inhaltliche Ausrichtung aller Kliniken im Sinne der vom Kreistag beschlossenen Medizinkonzeption voranzutreiben“.

Heftiger Widerstand im Altkreis

Wie berichtet, sieht das Medizinkonzept den rund 360 Millionen Euro teuren Neubau einer Zentralklinik auf dem Flugfeld bei Böblingen vor. Die kleineren Häuser Leonberg und Herrenberg hätten dann nur noch der Status einer Basisversorgung.

Gegen diese Herabstufung regt sich im Altkreis Leonberg heftiger Widerstand. Zuletzt wurde es als positives Signal gesehen, dass mit Barbara John die Chefarztposition in der Gastroenterologie wieder besetzt wurde. Sie tritt im Herbst an.