Die lokale Allianz für Menschen mit Demenz wirbt um Verständnis für die Erkrankten. Mit dem Projekt soll die Zusammenarbeit der verschiedenen Einrichtungen wie Pflege und Klinik verbessert werden. Aber auch kreative Ideen werden gesucht.

Leonberg - Vor zwölf Jahren zeigten sich die ersten Symptome. Gabriele Stephans Mann leidet an Demenz. Die Krankheit verläuft schleichend. Zuerst wird er aktiv, räumt alles um. Dann folgt eine aggressive Phase, dann eine nachtaktive. Gabriele Stephan betreut ihren Mann zuhause. „Wir sind aber von Anfang an offen damit umgegangen in der Nachbarschaft und im Bekanntenkreis“, erzählt sie bei der Auftaktveranstaltung der Lokalen Allianz für Menschen mit Demenz. Erst vor fünf Jahren kam der Punkt, an dem die Betreuung zuhause nicht mehr möglich ist. Mittlerweile lebt ihr Mann in einem beschützten Wohnbereich im Samariterstift.

 

Bei 71 Prozent der 122 Bewohner dort ist eine leichte oder fortgeschrittene Form der Demenz diagnostiziert. Je älter die Menschen werden, desto mehr nimmt das Risiko für diese Erkrankung zu. Bei der derzeitigen demografischen Entwicklung wird die Zahl der Demenzkranken nur in eine Richtung gehen: nach oben. Doch sie sind nicht die einzigen Betroffenen. Immer mehr Menschen, die sich auf ihren Ruhestand freuen, sind plötzlich mit der Aufgabe konfrontiert, die eigenen Eltern oder Schwiegereltern zu pflegen.

Die Kranken in eine Pflegeeinrichtung geben – für viele noch immer ein Tabu. „Viele kommen erst zur Beratung, wenn es schon fast zu spät ist“, sagt Gisela Raithelhuber, die Seniorenfachberaterin der Stadt. Zu spät, weil sich die Angehörigen mit der Pflege überfordern, oft selbst vor dem Zusammenbruch stehen. „Die Angehörigen brauchen Entlastung. Wir dürfen uns nicht einbilden, dass man das schaffen kann, was in einem Pflegeheim oder im Krankenhaus im Drei-Schicht-Betrieb geleistet wird“, sagt Regine Bölter. Sie ist Ärztin am Krankenhaus Leonberg mit dem Fachgebiet Geriatrie. Auch der Klinikverbund ist im Lenkungskreis der lokalen Allianz vertreten, ebenso der Pflegeverbund Strohgäu-Glems, das Samariterstift, der Stadtseniorenrat, der soziale Dienst sowie die Seniorenfachberatung der Stadt.

Die Betreuungsangebote für Demenzkranke, aber auch die Angebote für die Angehörigen sind in Leonberg zahlreich und vielfältig (siehe unten). Dennoch sehen die Verantwortlichen der Allianz weiterhin Potenzial darin, über die Krankheit aufzuklären, sich besser zu vernetzen und neue Wege im Umgang mit den Erkrankten zu finden. „Meine Vision ist, viele kleine Keimzellen zu schaffen und die Menschen mit kleinen Dingen einzubeziehen“, sagt die Seniorenberaterin Gisela Raithelhuber. Sie hofft auf kreative Ideen aus der Stadt, etwa von Unternehmen, Händlern, Vereinen. So gibt es beispielsweise ein neues Demenz-Projekt der Samariterstiftung an Schulen. Aber es kann auch ganz praktische Unterstützung in der Nachbarschaft sein.

Konkrete Vorhaben gibt es bereits. So soll die Zusammenarbeit zwischen den Pflegeeinrichtungen und dem Krankenhaus intensiviert werden. Auch Schulungen gehören zum Programm. Die erste mit Mitarbeitern des Ordnungsamtes fand bereits statt. Der Geschäftsführer des Pflegeverbunds Strohgäu-Glems, Reinhard Ernst, bringt es auf den Punkt. „Demenz ist normal. Überforderte Angehörige leider auch. Das Problem lässt sich nicht allein durch Betreuungseinrichtungen lösen, sondern nur durch das gemeinsame Agieren der Gemeinschaft.“

Beratungen

Hilfe
Ein guter Ansprechpartner in Leonberg ist die Seniorenfachberaterin Gisela Raithelhuber: Bürgerzentrum Stadtmitte, Neuköllner Straße 5, Telefonnummer 0 71 52 / 30 99 22, E-Mail an rai@leonberg.de. Sprechzeiten sind von 9 bis 12 Uhr außer mittwochs.