Der katholische Sonnenschein-Kindergarten nimmt im Herbst keine neuen Jungen und Mädchen mehr auf. Sie werden benachbarte Einrichtungen besuchen. Das Gebäude geht an die Sozialstation, die es für betreute Gruppen umbauen will.

Leonberg - Die Demografie fordert ihren Tribut: Aus einem Kindergarten wird eine Tagesstätte für Menschen mit Demenz. Dieses Vorhaben wird nächstes Jahr im katholischen Sonnenschein-Kindergarten an der Schlegelstraße umgesetzt.

 

Am 1. September stehen dieses Jahr für Leonberger Kinder 1562 Kindergartenplätze und 454 Plätze für unter Dreijährige zur Verfügung. Doch die erstgenannte Zahl reduziert sich im Laufe des kommenden Jahres auf nur noch 1537 Plätze. Auf der anderen Seite steigt der Bedarf an unterschiedlichsten Betreuungsformen für die ältere Generation.

Angesichts dieser Tatsachen haben sich die Stadtverwaltung, die Sozialstation Leonberg sowie die katholische Kirchengemeinde in ihrer Funktion als Kindergartenträger zusammengetan und ein für alle Seiten vorteilhaftes Konzept entwickelt.

Dieses sieht vor, dass der Sonnenschein-Kindergarten aufgelöst wird. In den bisherigen Planungen sollte er zu einer reinen Kinderkrippe umgebaut werden. Die Stadt wollte darauf vorbereitet sein – wegen des gesetzlichen Anspruchs, Kindern vom ersten Lebensjahr an einen Platz anbieten zu können. Bislang beherbergt er zwei Gruppen des Regelkindergartens sowie verlängerte Öffnungszeiten für Kinder zwischen zwei und sechs Jahren.

Doch es hat sich auch herausgestellt, dass es alles andere als wirtschaftlich ist, eine Einrichtung mit zwei Gruppen zu betreiben. Deshalb haben sich die Stadtverwaltung und der kirchliche Träger Gedanken über eine Lösung gemacht.

Sozialstation sucht schon länger nach Räumen

Jetzt kommt die demografische Entwicklung in der Stadt ins Spiel. Die Sozialstation Leonberg sucht schon seit Längerem nach Räumen für eine Tagesstätte für Menschen mit einer demenziellen Erkrankung. Nun soll das Gebäude des Sonnenschein- Kindergartens in der ersten Hälfte des Jahres 2016 in eine solche umgebaut werden.

„Wir wollen die Betreuungsgruppen für Menschen mit einer demenziellen Erkrankung hierher in die Stadtmitte verlegen. Gegenwärtig treffen sie sich in unseren Räumen im Gebäude In der Au“, sagt Reinhard Ernst. Er ist der Geschäftsführer des Pflegeverbunds Strohgäu-Glems. Dem gehören die Sozialstationen Leonberg, Gerlingen sowie Weilimdorf an.

Gegenwärtig nutzt an den Werktagen jeweils eine solche Gruppe das Betreuungsangebot der Leonberger Sozialstation. Die Menschen wohnen zwar zuhause, kommen dann aber für drei Stunden in die Betreuungsgruppe, die von Fachkräften und Ehreamtlichen begleitet wird. Das Programm umfasst dem Krankheitsbild entsprechende Aktivitäten. Die betroffenen Menschen bekommen eine sinnvolle Beschäftigung und noch vorhandene Fähigkeiten werden gefestigt. Eine Gruppe umfasst acht bis zehn Menschen mit einer solchen Erkrankung. „An diesem zentralen Standort an der Schlegelstraße wollen wir auch ein Beratungszentrum in Sachen demenzielle Erkrankungen einrichten“, erläutert Geschäftsführer Reinhard Ernst.

Alternativkonzept entwickelt

Doch wie geht es mit dem Sonnenschein-Kindergarten weiter? Zu seinem Einzugsgebiet gehört das Areal zwischen der Leonberger-, Glemseck-, Alten Ramtel- und Ostertagstraße. Die Einrichtung ist dem Schulbereich der Mörikeschule zugeordnet. Bereits mit dem neuen Kindergartenjahr im Herbst werden im Sonnenschein-Kindergarten keine Neuen mehr aufgenommen. Gemeinsam mit dem Kindergartenträger, der katholischen Kirche, und den Eltern sind ein Alternativkonzept an einem anderen Standort und die Übergangsmodalitäten erarbeitet worden. Das Konzept sieht unter anderem vor, dass die Kinder in das benachbarte Martha-Johanna-Haus sowie in das neue Kinderhaus Stadtpark mit seinen acht Gruppen wechseln.

Über eine Kooperation mit der katholischen Kirche ist zudem vorgesehen, dass der Johanneshaus-Kindergarten in der Bahnhofstraße im benachbarten Pavillon der Pestalozzischule eine weitere Kindergartengruppe als neues Angebot betreut. Das ist notwendig, weil für das unmittelbare Einzugsgebiet des Kindergartens nicht immer genügend Plätze vorhanden sind.

Keine Autos mehr auf dem Gehweg

Leonberg - Für die Verkehrsprobleme in der Schlegelstraße ist eine Lösung in Sicht, und die heißt: Zehn zusätzliche Parkplätze sowie eine breitere Fahrbahn. Der Umbau des Sonnenschein-Kindergartens in eine Tagesstätte für Menschen mit einer demenziellen Erkrankung und die Umgestaltung des Areals eröffnet der Stadt die Möglichkeit, ein seit Langem anhängliches Verkehrsproblem zu lösen.

Auf der engen Schlegelstraße kommt es häufig zu brenzlichen Situationen, wenn Autos im Gegenverkehr auf den Gehsteig ausweichen und sich Passanten unsicher fühlen. Bereits Ende 2014 hat die Stadt die Verkehrssituation in der Schlegelstraße sowie der angrenzenden Straßen gemeinsam mit Bürgern unter die Lupe genommen. Am Ende stand der Auftrag an die Verwaltung zu prüfen, ob hier verstärkt Einbahnstraßen ausgewiesen werden sollen oder die bestehende Situation belassen wird.

Städtische Mitarbeiter haben errechnet, dass eine wie auch immer geartete Einbahnregelung eine höhere Verkehrsbelastung zur Folge hätte, insbesondere in der Ostertagstraße. Zudem seien keine wirklichen Vorteile für die Schlegelstraße zu erwarten. Und so ist in Abstimmung mit der Verkehrsschau ein neuer Vorschlag ausgearbeitet worden.

Wenn der Sonnenschein-Kindergarten umgebaut wird, werden auf einem Teil der bisherigen Außenspielfläche zehn neue Parkplätze entstehen. So können entlang der Schlegelstraße 14 Stellplätze anstatt der sechs bestehenden gebaut werden – in der Ostertagstraße entstehen zudem zwei neue Parkbuchten. Zudem wird der Hol- und Bringverkehr bedeutend weniger.

Das erlaubt aber trotzdem, dass ein zwei Meter breiter Gehweg entlang des Gebäudes angelegt werden kann, in dem jetzt der Kindergarten residiert. Zugleich wird dadurch die Fahrbahn in der Schlegelstraße auf sechs Meter verbreitert. Platz genug, dass in Zukunft die gefährlichen Fahrten auf den Gehweg entfallen.