Mehr Kinder in städtischen Einrichtungen, weniger bei den Kirchen: Die Betreuung ist mit 15 Millionen Euro der größte Posten im Haushalt 2015. Die Standards steigen. Auch die Eltern müssen doppelt so viel wie vor zehn Jahren bezahlen.

Leonberg - Eine gewaltige Summe: 23,7 Millionen Euro will die Stadt Leonberg im kommenden Jahr in Bildung und Betreuung investieren. Im Vergleich zum aktuellen Haushalt 2014 ist das eine Steigerung um 14,6 Prozent.

 

Mit mehr als 15 Millionen Euro beansprucht die Kinderbetreuung davon mit Abstand den Löwenanteil. Die Kosten für die Arbeit in Kindergärten und Tagesstätten (nicht deren Bau) werden im Haushaltsjahr 2015 um 27,4 Prozent zunehmen.

Mit fast 8 Millionen Euro sind die Zuschüsse für die Schulen (einschließlich Schulsozialarbeit) die zweitgrößte Position im Bereich Bildung und Betreuung. Im Gegensatz zu den massiv nach oben schnellenden Betreuungskosten sattelt die Stadt bei den Schulen mit 1,8 Prozent in einem überschaubaren Rahmen drauf.

Jugendarbeit kostet „nur“ eine Million Euro

Weit abgeschlagen in dieser Tabelle sind die Investitionen für die Jugendarbeit, die mit knapp einer Million Euro um zwei Prozent erhöht wurden. Knapp 900 000 Euro gibt die Stadt im kommenden Jahr für die Büchereien aus (minus 4,6 Prozent).

Für die Jugendmusikschule ist 2015 ein Zuschuss von fast 700 000 Euro fällig. Das sind 14,5 Prozent mehr als im laufenden Jahr. Grund für die signifikante Steigerung sind Tariferhöhungen bei den Musiklehrern.

Schlusslicht in der Zuschusstabelle ist mit 505 330 Euro die Volkshochschule. Freuen dürfen sich aber der VHS-Leiter Uwe Painke und seine Mitarbeiter dennoch, wurden doch die Zuwendungen um 10,6 Prozent erhöht.

Wie aber kommt es zu den immensen Kosten für die Kinderbetreuung? Dieser Frage ist der Finanzbürgermeister Ulrich Vonderheid (CDU) etwas intensiver nachgegangen. Sein Fazit: es werden mehr Kinder über einen längeren Zeitraum betreut, und die Standards gehen nach oben. So kostet ein einziger Platz für die unter Dreijährigen mittlerweile mit allem Drum und Dran 10 000 Euro.

Wobei die klassischen Kindergarten-Besucher, wie man sie von früher kennt, auf dem Rückzug sind. 1649 waren es noch 2003, jetzt sind es lediglich 1416. Nach oben gehen die Zahlen bei den unter Dreijährigen. Gerade einmal 19 waren es vor zehn Jahren, jetzt sind es 326. Und auch die betreuten Schulkinder nehmen zu: von 343 in 2003 auf 575 in diesem Jahr. Insgesamt hat sich die Betreuungszahl in zehn Jahren von 2011 Kindern auf 2296 hochgeschraubt.

Pro Kind Ausgaben von mehr als 7000 Euro

In den städtischen Betreuungseinrichtungen stieg die Zahl der Kinder in zehn Jahren um 35 Prozent (979 auf 1321). In den kirchlichen Horten ging sie dafür von 1010 auf 950 Kinder zurück.

Folge: die Kosten der städtischen Kinderbetreuung steuern die 20-Millionen-Marke an. Sie sind seit 2003 (knapp 10 Millionen Euro) um 58 Prozent auf jetzt mehr als 15 Millionen Euro gestiegen.

Pro Kind betragen die Ausgaben mittlerweile 7094 Euro. Vor zehn Jahren waren es noch 4800 Euro. Die Eltern müssen tiefer in die Tasche greifen. Zahlten sie 2003 knapp 800 Euro Gebühren im Jahr, so ist es mittlerweile doppelt so teuer. Auch die Zuschüsse, die die Stadt pro Kind bekommt, haben sich auf 3511 Euro fast verdoppelt. Gleichwohl bleibt pro Kind ein Finanzierungsloch von mehr als 2000 Euro.