Hinter dem Spielplatz wird eine Anschlussunterkunft für Flüchtlinge und andere Wohnungslose errichtet. Gleich am ersten Tag sorgt die Baustelle für Unruhe unter den Anwohnern. Bereits bei der Standortsuche hat es Proteste aus Eltingen gegeben.

Leonberg - „Oh nein, sie fangen an!“ Dazu ein Smilie, der die Hände vor das Gesicht schlägt. Auf dem Foto darunter, das in einer auf Leonberg bezogenen Gruppe im sozialen Netzwerk Facebook verbreitet wurde, sind zwei Bagger zu sehen, die auf einer grünen Wiese Erde ausheben. Die Diskussion in der Kommentarspalte nimmt alsbald hässliche Züge an.

 

Es ist nicht irgendeine grüne Wiese, nicht irgendein ein Wohnhaus, welches dort errichtet werden soll. Das Grundstück liegt zwischen Glems und einem Spiel- und Bolzplatz mitten in einem dicht bebauten Wohngebiet, in Niederhofen in Eltingen. Und das Wohnhaus soll nach der Fertigstellung Flüchtlinge beherbergen, die ihr Asylverfahren erfolgreich durchlaufen haben und in Deutschland bleiben dürfen. Am Montag haben die Erdarbeiten für das Projekt begonnen, das bis Ende des Jahres fertiggestellt sein soll. Geplant sind zwei Gebäude mit je drei Etagen. Sie sollen Platz bieten für bis zu 90 Personen, die in kleinen Wohneinheiten leben.

Ende des Jahres kommen die ersten Bewohner

„Da, wo dies schon möglich ist, werden die Grundleitungen verlegt. Im Anschluss daran werden die Bodenplatten gegossen und ab etwa Mitte Juni die Gebäude errichtet“, erklärt Peter Herrle, der persönliche Referent des Oberbürgermeisters. Bevor gegen Ende des Jahres die ersten Menschen dort einziehen, sei ein Tag der offenen Tür geplant. Dann könnten sich Anwohner und andere Leonberger persönlich einen Eindruck davon verschaffen.

Auch wenn seit dem Herbst immer weniger Flüchtlinge nach Deutschland kommen – in den Kommunen geht die Arbeit gerade erst richtig los. Dort kommen die Asylsuchenden mit einer Verspätung von ein bis zwei Jahren an, so lange dauert das Verfahren in der Regel. Und weil der städtische Wohnraum ohnehin knapp ist, haben Stadt und Gemeinderat vor anderthalb Jahren beschlossen, ein Stück der Wiese mit einer sogenannten Anschlussunterkunft zu bebauen. Knapp ein Jahr zuvor war eine ähnliche Entscheidung für eine Wiese neben der Strohgäuhalle in Höfingen getroffen worden.

Ist das Gebiet überflutungsgefährdet?

Schon damals hatten die Pläne für heftige Proteste unter den Anwohnern gesorgt. Ein Kritikpunkt war, dass das Gebiet überflutungsgefährdet sei. Deshalb wird für die beiden Gebäude Erde aufgeschüttet. Somit sind sie dann ebenerdig zur angrenzenden Riedstraße. Viel größere Wellen schlug aber, dass die Unterkunft für Flüchtlinge gedacht ist. Bei einer Bürgerversammlung im Oktober 2014 kochten die Emotionen unter den Anwohnern hoch. Statt mit Fakten gegen das Vorhaben zu argumentieren, verrannten sich die Anwesenden in Ressentiments gegen bestimmte Nationalitäten und ethnische Gruppen.

Im Januar darauf begannen die Planungen, die zunächst ähnlich der Anschlussunterkunft in Höfingen zwei zweistöckige Gebäude mit bis zu 64 Plätzen vorsahen. Doch als die Zahl der Flüchtlinge in Deutschland stetig zunahm, wurde die Kapazität erhöht. 1,6 Millionen Euro sollen die Häuser nun kosten – inklusive 16 Parkplätzen.

Die sollen zum einen Mitarbeitern des sozialen Dienstes zur Verfügung stehen, die die dort wohnenden Menschen betreuen. Zum anderen sind sie auch Ersatz für Parkflächen, die durch den Bau wegfallen. Dies war zuvor von Anwohnern des dicht besiedelten Gebietes kritisiert worden. Sollten die zwei Gebäude einmal nicht mehr für Flüchtlinge benötigt werden, so die Überlegung im Leonberger Gemeinderat, könnten dort Sozialwohnungen eingerichtet werden.