Weil ein Schieber defekt ist, wurde das Wasser abgelassen. Sportfischerverein muss Kosten für die Reparatur stemmen.

Leonberg - Er ist das ganze Jahr hindurch ein beliebtes Freizeitziel für Spaziergänger und Jogger vor den Toren Leonbergs, der Tiefenbachsee. Doch er bietet in diesen Tagen ein trauriges Bild, denn es herrscht Ebbe im See. Wo sich normalerweise Hechte, Karpfen und Zander im Wasser tummeln, gibt es nur noch eine kleine verschlammte Pfütze. Gerade wurde das Wasser aus dem See abgelassen, zum ersten Mal seit sechzehn Jahren.

 

Steffen Feuchter, der Vorsitzende der Leonberger Sportfischer, watet mit seinen Angler-Gummistiefeln im matschigen Grund des Sees. Gemeinsam mit dem Gewässerwart des Vereins, Philipp Schwarzer, begutachten sie den Schaden: Der Schieber, mit dem die Wasserhöhe des Sees reguliert werden kann, ist defekt und mittlerweile ausgebaut. Der See ist abgelassen, der Schlamm muss jetzt aufwendig ausgebaggert werden. Außerdem soll wieder ein Regenrückhaltebecken gebaut werden, um Überschwemmungen im Vorfeld zu verhindern.

Viel Arbeit, viel Geld

Jetzt stehen die Angler vor einem Berg an Arbeit und Kosten für die Sanierung. Zwar gehört der See der Stadt, aber der Verein hat mit der Pacht der Fischereirechte auch die Verpflichtung für dessen Hege übernommen. „Der Stadt ist das Problem bekannt“, so Feuchter, es gab bereits Besichtigungen vor Ort. Finanzielle Hilfe sei nach ersten Auskünften von der Verwaltung aber nicht zu erwarten. Die Kosten zu stemmen wird nicht einfach für den sehr kleinen Verein. Nur rund 40 Mitglieder gibt es, von denen 30 aktiv Arbeitsstunden leisten können. Mehr Mitglieder darf der Verein aufgrund der Gewässergröße nicht haben. Die einzigen Einnahmen der Angler sind die Mitgliedsbeiträge und der Erlös des sommerlichen Seefestes. Immerhin hat beim Auspumpen das Technische Hilfswerk geholfen. „Wir mussten einen Teil des Wassers im See abpumpen, um überhaupt an den Schieber heranzukommen“, so Feuchter. Es waren zwei große Pumpen nötig, die fünf Tage lang gelaufen sind, bis der Wasserpegel so niedrig war, dass der Abfluss in Sicht kam. „Erst dann haben wir das ganze Desaster gesehen“, sagt Feuchter. Die Führung des Schiebers ist gebrochen, eine Reparatur nicht möglich. Da war klar, um ihn auszubauen, muss der See komplett abgelassen werden.

Vorher wurden die Fische in Sicherheit gebracht. „Wir haben einen speziellen Transportbehälter mit Sauerstoffzufuhr“, erklärt Gewässerwart Schwarzer. Zur Desinfektion kommt eine einprozentige Salzlösung ins Wasser. „Es reichen ein paar Sekunden, dann sind die Fische desinfiziert. Wir wollten sichergehen, dass sie keine Krankheiten oder Parasiten tragen, wenn sie ihr neues Domizil im Hedersbachsee beziehen.“ Dann wurde der Schieber entfernt und das restliche Wasser konnte abfließen. Dabei wurden die kleineren Fische aufgefangen, ebenfalls desinfiziert und in das Aufzuchtbecken des Vereins gebracht.

Genehmigung ist erforderlich

Schon länger gibt es das Problem, dass bei Hochwasser Schlamm aus dem See bis in das rund 100 Meter entfernt gelegene Vereinsheim gespült wird. „Besonders gravierend war es vor zweieinhalb Jahren“, so Feuchter. Beim Versuch, den Wasserspiegel zu senken, wurde damals klar, dass der Schieber defekt sein muss. Doch einen See abzulassen und auszubaggern geht nicht von heute auf morgen. Eine Genehmigung des Regierungspräsidiums ist erforderlich.

Bereits 2016 und nochmals in diesem Jahr gab es Begehungen mit den Behörden. Außerdem musste der Schlamm auf Schadstoffbelastungen getestet werden. „Das hat alles gedauert, deshalb konnten wir jetzt erst beginnen. Die gute Nachricht ist, dass die Bodenprobe einwandfrei ist. Der Schlamm könnte sogar für den heimischen Garten, den Acker oder eine Wiese genutzt werden“, erklärt Feuchter. Und dort wird er wohl auch zunächst landen. „Wir holen gerade Angebote für das Ausbaggern des Sees ein“, erklärt er, „das ist der größte Kostenposten. Aber das können wir mit unseren paar Mitgliedern nicht in Eigenleistung erledigen“.

Und auch das Rückhaltebecken muss noch gebaut werden, sonst läuft der Schmutz über die Böschung wieder bei jedem Hochwasser in den See. Es stehen also noch einige Stunden Arbeitseinsatz für die Ehrenamtlichen an. „Das müssen wir machen, sonst bringt das ganze Ausbaggern nichts und das wurde uns bei der Besichtigung auch von den Behörden empfohlen“, so Feuchter weiter. Anschließend wird der Schlamm auf der vereinseigenen Wiese zwischengelagert und getrocknet. Voraussichtlich im Sommer kann dann der See wieder aufgestaut und mit Jungfischen besetzt werden.