Gegensätze“: Am kommenden Mittwoch wird unter diesem Titel die Ausstellung mit Fotografien von Peter Bickendorf im Bürgerhaus Warmbronn eröffnet. Armut trifft dabei auf Reichtum.

Leonberg - Ein nicht ganz neues, aber immer noch hochaktuelles Thema hat Peter Bickendorf sich für seine zweite Fotoausstellung im Bürgerhaus Warmbronn vorgenommen: „Gegensätze“ ist die Schau überschrieben, in der Bickendorf Fotos zum Thema Armut und Reichtum einander gegenüberstellt. Die Konzentration auf bestimmte Motive, eine thematisch zusammenhängende Fotoreihe oder -serie erzeugt auch in diesem Fall ganz eigene Bildaussagen.

 

„Ich habe eine riesige Sammlung von Fotografien, die das Thema Armut zeigen“, erzählt Peter Bickendorf, der seit seinem 15. Lebensjahr fotografiert. Da gibt es den Bettler in Tschechien. Den kleinen Jungen in Caracas, der von hinten mit seinem Loch in der Hose zu sehen ist und sich einer Riege von gut gekleideten Damen gegenübersieht, die sich an ihre Handtaschen klammern. Und es gibt ein 30 Jahre altes Foto von einem Obdachlosen, der an einer Stuttgarter Straße sitzt. Den Bettlerinnen, dem Leierkastenmann, den erschöpften und von Alkohol gezeichneten Menschen stellt Bickendorf jeweils eine Architekturfotografie aus der Bankenmetropole Frankfurt gegenüber.

Ausgegrenzte Menschen versus Macht des Geldes

Die ausgegrenzten Menschen, die Bickendorf vor allem auf seinen Reisen aufgenommen hat, sehen sich in dieser Ausstellung der in Stein, Stahl und Beton gemeißelten Macht des Geldes gegenüber.

Farbig fotografiert hat Bickendorf alle Bilder der Doppelserie. Farbig geblieben ist nur die Banken-Serie. Mit dem „Drama“ genannten Spezialfilter hat der Hobby-Fotograf dafür gesorgt, dass die Hochhäuser noch kühler und kontrastreicher wirken, als sie es in ihrer kalten Monumentalität ohnehin schon tun. Die Armut dagegen kommt schwarz-weiß, in Grautönen daher, ist ihrer Farbe beraubt, sodass diese nicht vom Bildinhalt ablenkt. „Schwarz-weiß gibt oft viel her und ich mag die Hell-Dunkel-Kontraste sehr“, erklärt Bickendorf.

Natürlich ist ihm der gesellschaftspolitische und -kritische Inhalt seiner Foto-Gegenüberstellungen bewusst. „Aber Schlüsse ziehen oder gar Lösungen für diese Art von Problemen finden ist schwer – die Suche danach, das Resümee, überlasse ich dem Betrachter.“

Geboren 1938 in Magdeburg, ist Peter Bickendorf 1954 mit seiner Mutter in den Westen geflohen. Seither lebt er im Raum Stuttgart – seit 1971 in Warmbronn. Weil er als Fünfjähriger fotografiert wurde und das Ergebnis faszinierend fand, hatte er schon damals beschlossen, eines Tages fotografieren zu lernen. Intensiver beschäftigt sich der dreifache Vater mit seinem Hobby, seit er sich mit 55 Jahren von seinem Arbeitgeber, IBM, in den vorgezogenen Ruhestand verabschiedet hat. Er hat diverse Foto-Kurse an Kunstschulen und der Volkshochschule belegt und nimmt seit 2007 an der Fotowerkstatt von Josef Griesbaum in Vaihingen/Enz teil. Was seine Themen angeht, ist Peter Bickendorf vielseitig und lässt sich nicht einschränken. Er fotografiert auf Reisen, Architektur wie Menschen, und schätzt die Natur- wie die Sportfotografie.

Mehr als 50 Jahre lang war der 77-Jährige Mitglied in einem Tanzsportclub und hat viel für den Verein fotografiert, bis hin zu Tanz-Weltmeisterschaften.

Viele Fotoserien im Hause Bickendorf

Fotoserien gibt es im Hause Bickendorf viele. An der Wand im Flur hängen Makrofotografien farbenprächtiger Blüten und in Bickendorfs akribisch sortiertem Archiv gibt es ganze Ordner mit Aufschriften wie „Menschen“, „Pflanzen“, „Landschaft“, „Stimmungen“. Humorvoll ist Bickendorfs Serie von „Lesern“, die gebückt, hingegossen, fasziniert, entrückt oder einfach nur unbequem gekrümmt Zeitung lesen. Oder jene von den „Spielern“, die in Stuttgart Schach oder in Frankreich Boule spielen. Die Fotoserie, das wird hier deutlich, befriedigt den Betrachter mehr, als es beliebig aufgenommene Motive können. In der Serie zeigt sich, dass das Ganze viel mehr ist als die Summe seiner Teile.