Die Stadtranderholung für Kinder mit einer Behinderung ist ein voller Erfolg. Wichtig ist dabei vor allem der Spaßfaktor.

Leonberg - Wer morgens das ökumenische Zentrum im Ezach betritt, dem fällt es schwer, den fröhlichen Gesang zu überhören, der einem entgegenschallt. „Ich hab Hände, sogar zwei, und auch Haare mehr als drei“, singen die Kinder und Betreuer der Stadtranderholung. Auch Oberbürgermeister Bernhard Schuler macht mit. Für ihn ist es nicht das erste Mal, dass er der jährlichen Stadtranderholung einen Besuch abstattet. „Mich fasziniert, dass sich jährlich so viele Helfer und Helferinnen finden. Und das alles über Mundpropaganda“, sagt er begeistert.

 

Das gute Klima in der Stara scheint ein weiterer Grund zu sein, warum so viele Freiwillige mitmachen wollen. „Es würde bei uns gar nicht funktionieren, hätten wir nicht so viele ehrenamtliche Mitarbeiter“, erzählt der Vorsitzende der Lebenshilfe, Jürgen Rein. „Da ist es natürlich wichtig, dass wir eine Atmosphäre schaffen, in der man sich wohl fühlt. Junge Menschen machen die Lebenshilfe schließlich zu dem was sie ist.“

Teilnehmer zwischen fünf und 19 Jahren

Als Außenstehender bekommt man in den Räumen des ökumenischen Zentrums tatsächlich sofort gute Laune. Die Teilnehmer der Stara, die zwischen fünf und neunzehn Jahren alt sind, begrüßen jeden Besucher mit einem strahlenden Lächeln. Auch Bernhard Schuler kann sich über geballte Aufmerksamkeit freuen.

Ein kleines Mädchen kommt angelaufen und erzählt ihm, sie sei mit einem Fahrzeug gefahren. Was für ein Fahrzeug denn? „Ein Rollstuhl!“ Das Mädchen lacht dem Oberbürgermeister frech ins Gesicht. „Solche Erlebnisse sind natürlich immer was Besonderes“, ist sich der OB bewusst. „Man neigt jedoch häufig dazu, Menschengruppen zu pauschalisieren. Aber nicht jeder behinderte Mensch ist gleich.“ Er erzählt von einem Erlebnis in seiner frühen Amtszeit, bei welchem er zwei stark autistischen Kindern begegnete. „Ich bekam von den Betreuern klare Anweisungen, wie ich mich zu verhalten hatte. Da muss man ganz klar differenzieren.“ Der Umgang mit behinderten Menschen löse bei vielen immer noch Berührungsängste aus.

Jeder Betreuer hat seinen eigenen Schützling

Die Helfer der Stara jedoch sehen da oft gar keinen großen Unterschied. Laura Putze, die Leiterin der Ferienbetreuung, hat bereits im Alter von 15 Jahren in der Lebenshilfe mitgewirkt. „Ich finde es ganz schwierig zu sagen, was mir an der Arbeit mit Behinderten besonders gefällt. Ich sehe da gar keinen Unterschied. Es sind einfach nur Kinder, die Spaß haben“, meint sie. Genauso sieht es die 25-jährige Lisa. Sie hat schon bei anderen Freizeiten mitgearbeitet, die ihr genau so viel Freude bereitet haben. „Hier bei der Stara im Ezach genieße ich es, dass jeder seinen eigenen Schützling hat“, erzählt Lisa. Genau aus diesem Grund stimmen die Teilnehmer- und Betreuerzahlen fast überein. Auf 33 Kinder kommen 26 Aufsichtspersonen. So ist Jeanne für ein Mädchen im Rollstuhl verantwortlich, das sich alle ein bis zwei Stunden hinlegen muss, um den Rücken zu entlasten.

Wie Elisabeth Kolofon, eine langjährige Mitarbeiterin der Lebenshilfe, weiß, stammen zwölf der 33 Kinder aus Leonberg. Die Übrigen kommen aus dem Altkreis.

Kein Herz aus Stein

Gab es da schon Gedanken über mögliche Inklusionsfreizeiten? „Wir haben schon oft über dieses Thema nachgedacht. Ein Problem ist jedoch, dass Ferienbetreuungen oft nur bis zum Alter von zwölf Jahren gehen“, erklärt sie. „Ich finde auch, es muss nicht immer um jeden Preis Inklusion geben. Es ist und bleibt ein großes Ziel.“ Im Vordergrund stehe aber, dass sich die Kinder einfach wohlfühlen.

Und das können sie in den zwei Wochen, die sie im Ezach verbringen. Ob ein Kletterausflug oder ein Besuch des Pforzheimer Wasserspielplatzes – es scheint für jedes Kind etwas dabei zu sein. Vor allem wenn am Morgen dann die bekannten Lieder angestimmt werden, kann sich kaum einer vor Begeisterung halten. Dann tönt wieder „Ich hab links und rechts ein Bein, und ein Herz, doch nicht aus Stein“ durch die Räume – eine schöne Aussage, die zeigt, dass sich alle letztendlich doch gar nicht so sehr voneinander unterscheiden.