Traditionell vergeben fachkundige Preisrichter im Leonberger Reiterstadion Preise für die schönsten Stuten, Reitpferde oder Gespanne. Diesmal mischt sich auch ein Galopper, der früher in Iffezheim unterwegs war, unter die Sieger.

Leonberg - Die Fanfare der Bläser macht den elfjährigen Wallach ziemlich nervös. Er ist kaum zu halten, möchte am liebsten das Weite suchen. Sein Name ist keineswegs Programm – Dragonkiller heißt er. Um wie eine Heldengestalt einen Drachen besiegen zu können, dürfte er sich allerdings nicht so leicht aus der Ruhe bringen lassen. Als es kurz davor bei der Kutschenschau im Leonberger Reiterstadion darauf ankam, sich optisch von seiner besten Seite zu präsentieren, hatte er sich glücklicherweise voll im Griff. Er bewies großes Taktgefühl in Schritt und Trab und überzeugte die Preisrichter auch mit seiner äußeren Erscheinung. Der erste Platz war ihm in der Kategorie „Gebrauchspferde“ sicher. Diana Watkins aus Karlsruhe hatte Dragonkiller den Preisrichtern vorgeführt. „Ich bin das ersten Mal beim Pferdemarkt und nutze die Gelegenheit, den Wallach zu testen, wie er in dieser Umgebung reagiert.“ Der Elfjährige sei eigentlich Rummel gewöhnt. War er doch schon eines von zahlreichen Pferden, die die Kutsche des Lauchheimers Michael Brauchle, 2008 Mannschaftsvizeweltmeister mit dem Vierspänner, zogen. „Dragonkiller ist sehr sensibel, vermutlich wurde er deshalb aussortiert, jetzt überlegen wir gerade, ob wir ihn kaufen“, sagt Diana Watkins, die aus dem Wallach wieder ein Reitpferd machen möchte. Gerne hätte sie bei den Brauchles, die seit vielen Jahren Stammgäste beim Leonberger Pferdemarkt sind und das Publikum schon mit ihrem Achtspänner faszinierte, ein paar Informationen eingeholt. Doch die Familie, die mit Leib und Seele und mit großem Erfolg den Fahrsport betreibt, ist dieses Mal gar nicht dabei, sondern zog den Pferdemarkt in Geislingen vor.

 

Die Gattung der Galopper vertritt der schlanke Braune mit dem wohlklingenden Namen Serlio. Und natürlich wird auch er mit Gold prämiert. In seinen aktiven Zeiten drehte Serlio auf der Iffezheimer Rennbahn seine Runden. In der Zwischenzeit hat er bei Verena Canbaz in Mühlacker-Dürrmenz sein Zuhause gefunden. Doch dort legt er sich keineswegs auf die faule Haut. Denn die 38-jährige Besitzerin ist selbst begeisterte Renn- und Jagdreitern. Beim Bauernrennen in Nellingen gewann sie beispielsweise schon dreimal den „Großen Preis“. Bei diesen Wettbewerben galoppiert sie schon mal in einer Geschwindigkeit bis zu 70 Stundekilometern über die Bahn. Im vergangenen Jahr war sie erstmals auf dem Leonberger Pferdemarkt. „Das macht großen Spaß“, sagt sie. Nicht nur den Wallach Serlio hat sie mitgebracht, sondern auch ihre beiden kleinen Shetlandponys, die immer große Aufmerksamkeit auf sich ziehen. „Sie haben schon am Sonntag ebenfalls eine Auszeichnung bekommen“, sagt Verena Canbaz nicht ohne Stolz. Gerne wäre sie auch mit einem ihrer Ponys im Sulky – einem einachsigen Pferdefuhrwerk – beim Umzug dabeigewesen. „Leider sind einachsige Wägen nicht erlaubt“, bedauert sie.

Erfahrung jedenfalls hat sie in dieser Art der Fortbewegung. Mit ihrem Pony gewann sie im vergangenen Herbst die so genannte Hügelland-Trophy – eine Serie von Fahrprüfungen, die Freizeitfahrer bei ihrem Einstieg in den Turniersport unterstützt. „Speedy“ hatte sich dabei gegen weitaus größere Ponys durchgesetzt. „Sie sind sehr wendig und können auch richtig schnell laufen, obwohl sie so klein sind“, sagt Verena Canbaz.

Und im nächsten Jahr wird sie mit Sicherheit wieder den Leonberger Pferdemarkt besuchen.