Bei einem Workshop im Jugendhaus lernen Kinder und Jugendliche die Grundlagen des Sprayens.

Leonberg - Der Duft von frischer Farbe ist von Weitem schon zu riechen. Aus jeder Ecke schimmert es kunterbunt heraus. 20 Kinder und Jugendliche sind hoch konzentriert am Werk. Ausgestattet mit Spraydosen und Atemschutzmasken, besprühen sie ihre Leinwände mit bunten Graffiti. In großen, knalligen Buchstaben wird das Wort „Beat Baracke“ an die Wand gesprüht. Es ist der letzte Tag des dreitägigen Graffiti-Workshops im Eltinger Jugendhaus.

 

Beim Osterferien-Programm der Stadt Leonberg konnten Kinder und Jugendliche von zehn Jahren an während des Workshops die Grundlagen des Graffiti-Sprayens kennenlernen. In den vergangenen Herbstferien hatte das Jugendhaus seinen ersten Graffiti-Workshop angeboten. Die Resonanz darauf war mehr als groß. „Der Workshop war einfach ein voller Erfolg“, erzählt Anika Schwab, die Sozialarbeiterin im Jugendhaus ist. „Deswegen haben wir auch dieses Jahr einen organisiert und für die nächsten Ferien ist bereits der nächste in Planung.“ Ziel des Oster-Workshops war es, gemeinsam ein großes Bild zu entwerfen, das schließlich als Graffiti an eine Wand im Jugendhaus gesprüht werden sollte. Außerdem konnten die Kinder selbst ein von ihnen individuell gestaltetes Bild auf eine Leinwand sprühen.

Von den Achzigern bis heute

Am ersten Tag des Workshops war die Vorfreude riesig. „Die Kids konnten es gar nicht erwarten und wollten direkt mit dem Sprayen loslegen“, berichtet Anika Schwab. Doch bevor die jungen Künstler die Sprühdosen in die Hand nehmen durften, gab es zunächst einen ersten Einblick in die Welt der Graffiti. Von den Anfängen, die bis ins alte Ägypten zurück reichen, über die kulturelle Entwicklung der Graffiti-Szene in den 80ern bis heute gab es viel Spannendes über die Kunst zu lernen.

Neben dem geschichtlichen Hintergrund der Graffiti haben die Kinder und Jugendlichen auch verschiedene Techniken des Sprühens kennengelernt. Danach durften sie erste Skizzen für das Bild an der Wand des Jugendhauses erstellen. „Ich war überrascht über die vielen kreativen Ideen der Kinder“, erzählt Maximilian Frank.

Der Jugendsozialarbeiter aus Weil der Stadt leitete den dreitägigen Workshop im Jugendhaus. Mit 14 Jahren hat der studierte Sozialpädagoge mit dem Graffiti-Sprayen angefangen. „Ich habe mich schon von klein auf fürs Zeichnen interessiert“, erinnert sich der Künstler. „Graffiti waren und sind immer noch meine Ausdrucksform, das möchte ich gerne an die Jugend weitergeben“, sagt Frank.

„Züge und Häuser zu besprühen, ist nicht der richtige Weg“

Bereits seit 15 Jahren leitet er Graffiti-Workshops für Kinder und Jugendliche. Zusammen mit der Polizei hat er ebenfalls schon zahlreiche Präventionsprojekte veranstaltet. „Man muss den Kids zeigen, dass Züge und Häuser zu besprühen, nicht der richtige Weg ist. Durch die Workshops können sie sich künstlerisch ausdrücken, ohne anderen zu schaden“, meint Maximilian Frank. Am zweiten Tag ging es dann endlich an die Sprühdosen. Gemeinsam mit dem Graffiti-Künstler sprühten die Kinder das entworfen Motiv an die Wand des Jugendhauses. „Es war ein Gemeinschaftsprojekt. Ich habe die groben Umrisse der Grafik vorgezeichnet, die Schattierungen und Highlights gesetzt und die Kids haben alles ausgesprüht“, meint der Graffiti-Künstler Maximilian Frank.

Dann war es endlich soweit. Der letzte Tag des Workshops brach an. Auf dem Hof des Jugendhauses gaben die Kinder ihren eigenen Kunstwerken den letzten Schliff und auch drinnen wurden die letzten Feinheiten am großen Wandbild gemacht. „Als wir am Schluss vor dem fertigen Bild standen, waren wir alle überwältigt“, erzählt Anika Schwab begeistert.

„Die Kinder können stolz sein“

„Besonders für die Kids ist es toll, wenn sie sehen, was sie zusammen geschafft haben.“ Auch der Sozialpädagoge Maximilian Frank ist vom Ergebnis beeindruckt. „Die Kinder können wirklich stolz auf sich sein. Ich merke immer wieder, wie ihnen das Sprayen Selbstvertrauen gibt“, meint der Workshop-Leiter. „Sie können sich damit selbst beweisen, dass sie alles schaffen können, wenn sie sich nur ordentlich hinter etwas klemmen“, meint er.

Am kommenden Donnerstag, 27. April, werden um 18 Uhr die Werke der Kinder und Jugendlichen bei einer Vernissage im Jugendhaus Eltingen vor- und ausgestellt. „Ich freue mich, dass der Workshop so gut bei den Kids angekommen ist. Es wäre toll, wenn es in Zukunft noch mehr Möglichkeiten für Jugendliche gibt, sich mit Graffiti künstlerisch auszuleben“, meint Maximilian Frank. „Durch Graffiti lassen sich Emotionen, Probleme und alles, was einen eben beschäftigt, ausdrücken. Es übersetzt die Sprache der Kunst in die Sprache der Jugend.“