Viele Menschen schätzen den Buchsbaum als ordnendes Element in ihren Gärten, der als Kugel, Kegel oder frei wachsendes immergrünes Gewächs den „Winter-Garten“ weniger trostlos erscheinen lässt. Jetzt bedroht die Zünsler-Raupe die Vorgartenpflanze.

Leonberg - Viele Menschen schätzen den Buchsbaum als ordnendes Element in ihren Gärten, der als Kugel, Kegel oder frei wachsendes immergrünes Gewächs den „Winter-Garten“ weniger trostlos erscheinen lässt. Er galt bislang als relativ unempfindlich. Ob der Buchs noch lange seine Aufgabe erfüllen kann, ist fraglich, denn nun hat auch in der Region Leonberg der Buchsbaumzünsler zugeschlagen.

 

Manch Leonberger Gartenbesitzer, der im Hochsommer nicht drei, vier Wochen im Urlaub war, hat den Kampf schon aufgenommen und seine Buchshecken und Solitäre gespritzt, andere haben nach ihrem Sommerurlaub angesichts abgefressener, zerzauster Buchse kaum ihren Augen trauen wollen. „Seit zwei Wochen ist bei uns das Spritzmittel Calypso der große Verkaufsschlager“, bestätigt Dennis Schenk, Gärtner im Gartencenter Kriesten im Leonberger Mahdental, Jeden Tag seien zwei Mitarbeiter den ganzen Tag unterwegs, um in Privatgärten der massenhaft auftretenden Raupe Nimmersatt den Garaus zu machen – eine Tatsache, über die sich der Kriesten-Gärtner nicht wirklich freuen kann. Schließlich sei das Insektizid immer auch eine Belastung für die Umwelt.

Die Leibspeise der Raupe ist ausgerechnet jene Pflanze, die fast jeder Hobbygärtner in seinem Garten oder auch auf dem Friedhof gepflanzt hat, die in Parks und Schlossgärten, Tennisclubs und Biergärten als Formgehölz, Hecke oder meterlange Beet-Einfassung zum Teil seit Jahrzehnten prachtvoll gedeiht. Dabei gilt der Buchs gerade auf den Friedhöfen als das Symbol ewigen Lebens.

Die Buchsbäume ordnen die Gärten

Nun gibt es schon Menschen, die vermuten, dass hierzulande „der Anfang vom Ende“ dieses Symbol gekommen sein könnte, wie die Lektüre in Internetforen zum Buchsbaumzünsler ergibt. Während in benachbarten Landkreisen der Befall schon flächendeckend sei, so Dusan Minic vom Landratsamt Böblingen, trete der Schädling im Kreis Böblingen nur vereinzelt auf, im nördlichen Kreisgebiet, dem Raum Leonberg. Auch im benachbarten Gerlingen hat die Raupe schon zugeschlagen, etwa in Privatgärten auf der Gerlinger Höhe. Hans Sohn vom Fachbereich Friedhof und Grünanlagen des Gerlinger Baubetriebshofs hat indes in den städtischen Buchsbäumen an der Jahnhalle oder im Finkenweg bislang keinen Befall feststellen können. Noch nicht.

Denn Inseln der Seligen dürfte es auf Dauer nicht geben. Eine Ausrottung des Buchsbaumzünslers halten Fachleute angesichts des zunehmenden Befalls für kaum möglich. Zumal bislang die meisten Vögel, die beobachtet wurden, die Raupe sofort wieder hervorgewürgt haben. Offenbar schmeckt sie ihnen ganz und gart nicht.

So fordert die Bekämpfung und Eindämmung des gefräßigen Insekts Gartenbesitzern und Gärtnern einiges an Arbeit, Geduld und, falls man sich für Pflanzenschutzmittel entscheidet, auch Geld ab. Ein frühzeitiger Blick ins Pflanzeninnere lohnt sich daher, denn die jungen Raupen fangen meist im Inneren der Sträucher mit dem Nagen an und hinterlassen dabei massenhaft grüne Kotkrümel. Pflanzenschutzmittel wie etwa die aktuell zugelassenen Insektizide Calypso Schädlingsfrei oder Spruzit Schädlingsfrei sind nicht nur unter Umweltschützern umstritten. Ohnehin wirken sie nur, solange die Raupen noch jung, nicht größer als etwa 2,5 Zentimeter sind und viel fressen. Entdeckt man den Befall erst, wenn die Raupen schon groß oder gar verpuppt sind, empfiehlt sich zunächst das gründliche und regelmäßige Absammeln und Vernichten. Das ist gar nicht leicht, denn die grünen Übeltäter sind gut getarnt und verstecken sich häufig in eingerollten und zusammengesponnenen Blättern. Einige Gartenbesitzer haben mit dem kräftigen Schütteln, dem Absaugen oder scharfen Abspritzen ihrer angegriffenen Sträucher gute Erfahrungen gemacht.

Das Pflanzengift Calypso ist der Renner

Wer sich nicht alleine auf die Handarbeit verlassen möchte, muss beim Spritzen mit Insektiziden nicht nur auf den richtigen Zeitpunkt achten, sondern auch darauf, dass, alle Pflanzenteile, gerade auch im Inneren des Strauchs, gut benetzt sind. All das muss immer wieder wiederholt werden, denn je nach Wetter gibt es im Hause Buchsbaumzünsler drei bis vier Mal im Jahr frischen Nachwuchs. Laut Hans Sohn sind auch schon erste Pheromonfallen im Handel, mit denen die männlichen Falter angelockt werden. Auch Schlupfwespen könnten die Raupe als Futter für sich entdecken und heimische Parasiten, so die Hoffnung von Biologen, könnten sich im Lauf der Jahre auf den Zünsler einstellen.

Wer nicht mit den Insektiziden spritzen möchte, kann es auch mit dem vom LTZ empfohlenen biologischen Pflanzenschutzmittel Dipel ES versuchen, das ein Gift des Bacillus thuringiensis enthält. Es soll nur den Raupen, nicht aber anderen Organismen wie Bienen schaden. Wer beim Entsorgen ganz sicher gehen will, steckt seinen Buchsbaumabfall in eine Tüte und gibt diese in den Restmüll.

„Ungewöhnlich ist das Auftreten dieser Art von unerwünschten Neubürgern im Übrigen nicht“, wie der Bietigheimer Garten- und Landschaftsarchitekt Andreas Mallin weiß. Immer wieder gebe es neue Schädlinge, die keine Fraßfeinde hätten. Auch das Spritzen, mahnt er, bewahre die Gärten nicht vor erneutem Befall. Er empfiehlt das Absammeln der Tiere: „Auch Unkraut halten wir doch mit ständigem Auszupfen in Schach. So ist es hier auch.“