Zwei Lagerhallen in der Bruckenbachstraße sollen abgerissen werden. Doch vorher wird dort noch mal ordentlich gefeiert.

Leonberg - Die Halle ist blau-rot beleuchtet, während eine Nebelmaschine für die entsprechende Atmosphäre sorgt. In der Mitte steht ein ziemlich teuer und professionell aussehendes Sound-System. Keine Frage: Was die Jungs von Triple F aufgezogen haben, ist wirklich eindrucksvoll. Die Abrissparty in der Bruckenbachstraße kann beginnen.

 

Der Bandname prangert riesengroß an den Wänden, genauso wie „Graffiti isch beste Kunst“ oder „#supergeilmodus“. Noch ist der knapp 400 Quadratmeter große Raum leer, aber das ändert sich bald. „Ich hab tierisch Bock“, sagt Fabian Bosch, der Schlagzeuger der Band. Doch von Nervösität keine Spur. „Aufgeregt bin ich nicht. Das kommt vielleicht kurz vorher. Wir haben hier aber auch eine megageile Location.“

Das stimmt – die Lagerhalle in der Bruckenbachstraße nahe dem Leobad könnte genauso gut einem Film-Set entsprungen sein. Egal, ob für Action-Kracher oder Großstadt-Düsternis. „Wirklich schade, dass sie abgerissen wird“, meint Bosch. Die Halle und ein Nachbargebäude werden ab Montag entkernt und später dem Erdboden gleich gemacht. Später soll hier ein neues Gebäude der Leonberger Firma Music & Light Design entstehen. Nichtsdestotrotz weiß die Band diese einzigartige Möglichkeit zu nutzen. Verstärkung haben sie auch mitgebracht: Laurin Röckle, Cuse und Polarbär Pollux dürfen der Menge einheizen, bevor Triple F auftreten.

Langsam finden sich immer mehr Menschen ein, in kleinen Grüppchen stehen sie herum, trinken die vom „Domizil“ servierten Radler oder essen Maultaschenburger der Speisekammer West.

Der Bass dröhnt lautstark aus sieben verschiedenen Boxen, das Publikum versammelt sich vor der Bühne. Cuse, eine Band aus Tübingen und Böblingen, folgt nach dem Solo-Auftritt von Laurin Röckle. Eindrucksvoll sorgen sie für Stimmung bei dem noch ziemlich nüchternen Party-Besuchern. Besonders Cedric Avelon, Gitarrist der Band, begeistert mit seiner Bühnenpräsenz. Köpfe nicken im Takt, Leute klatschen, johlen und feuern die Band an.

Matthias Hilberer, Organisator des gesamten Konzerts und Sänger von Triple F, hat dafür gesorgt, dass die Menge Musik auf hohem Niveau lauschen kann. Sie alle kennen sich – wie soll es auch anders sein – über die Musik. „Matthias hat uns einfach gefragt, ob wir auftreten wollen und das ist natürlich eine coole Gelegenheit – außerdem unterstützen wir gerne andere Bands. Das gehört auch dazu“, findet Cedric Avelon. Während die Bühne für die nächste Band bereitgemacht wird, kritzeln einige der Gäste letzte Botschaften an die Wände. Auch das gehört zur Abriss-Party.

Polarbär Pollux hat gleich seinen eigenen Fanclub mitgebracht. Der Sänger, Yannick Feil, sorgt mit seinen kurzen Shorts für richtiges Sommerfeeling in der doch verhältnismäßig kalten Halle. Aber vom tosenden Regen lässt sich an diesem Abend keiner aufhalten. Gegen halb elf ist es dann so weit: Die Lichtanlage geht aus, die Halle steht in kompletter Dunkelheit und irischer Folk-Gesang lockt jeden einzelnen an die Bühne. Schließlich stehen Matthias Hilberer, Fabian Bosch und Ruwen Synovzik vor ihren Gästen. Sie sorgen für reichlich Gejohle und Applaus.

„Wir sind echt überglücklich, dass uns so viele Leute geholfen haben, diesen Abend möglich zu machen – allen voran Mutti“, erzählt der Sänger unter tosendem Beifall. Die hatte mit bravourösen Einsatz die Toiletten geputzt. Eine fast schon gesundheitsgefährdende Tat. Schon bei den ersten Sekunden des nächsten Songs ist die Menge begeistert – die meisten Lieder kennen sie schon, aber Triple F haben auch neues Songmaterial mitgebracht. Genauso wie eine eigens erschaffene Spring-Choreografie. Schnell wird deutlich – sie sind ein eingespieltes Team. Ihre Lieder mit den harten Riffs und ausgefallenen Melodien haben Ohrwurmgarantie. Beim selbstangekündigten „schnulzigsten Song im Set“ sind dann auch alle Feuerzeuge in der Luft.

Dann gehen die drei Musiker von der Bühne – um wenige Sekunden später unter dem Sound des Ghostbusters-Intros inklusive Staubsaugern auf dem Rücken als Geisterfänger, die Menge noch mal so richtig zu begeistern. Unter einem grünen T-Shirt versteckt, mimt Matthias Hilberer den ikonischen grünen Geist Slimer. Mit den Schläuchen werden zwar keine Geister eingefangen, die Menge darf sich aber trotzdem über einen Konfettiregen freuen.

Es geht nonchalant weiter. Die Halle ist zwar trotz freiem Eintritt nicht vor Besuchern geplatzt, aber dennoch haben die anwesenden Gäste es geschafft, dies mit ihrer Feierlaune wett zu machen. Sie headbangen zur Musik, prosten einander zu und feiern die Songs. Schnell wird klar: Das war ein wirklich gelungener Abend mit besonders vielen Highlights. Die letzte Party in der Lagerhalle hat so richtig gerockt. Jetzt dürfen die Bagger anrücken.