Die Georgii-Halle wird einmal mehr zum Mekka für Motorsport-Fans aus ganz Süddeutschland. Nur dass die Flitzer ein gutes Stück kleiner sind. Der Begeisterung der Aktiven und Gäste des Modellbau-Clubs tut das aber keinen Abbruch.

Leonberg - Pascal Schröder hat noch ein Problem. „Ich hab dieses Auto hier erst vor Kurzem gekauft“, berichtet er. „Da hab’ ich aber noch nicht gewusst, dass man für diese Challenge ganz andere Reifen braucht.“ Manchmal ist es wie im richtigen Leben. Der 17-Jährige sitzt nämlich vor einem kleinen ferngesteuerten Modellauto in der Georgii-Halle. Der Leonberger Modellbau-Club hat an diesem Wochenende wieder die ganze Halle gemietet. Und 85 Fahrer sind gekommen, aus ganz Baden-Württemberg, Bayern und Hessen.

 

„Schließlich gibt es hier in Süddeutschland im Winterhalbjahr nicht so viele Möglichkeiten zu trainieren“, erklärt Otto Thalheimer, der Vorsitzende des Modellbau-Clubs. Denn Training ist selbst im Modellbau-Sport wichtig. Wie bei den großen Brüdern des Motorsports gibt es auch hier verschiedene Klassen. So werden die kleinen Flitzer zum Beispiel in vier- und zweiradangeriebene Autos unterteilt.

„Die Zweiradmotoren erkennen Sie an den unterschiedlich breiten Reifen“, sagt Otto Thalheimer. Wenn das Auto denn überhaupt Reifen hat. Pascal Schröder jedenfalls muss noch ein bisschen kratzen, schleifen und feilen, bis er neue Reifen endlich aufziehen kann. „Alle anderen Teile hab’ ich nämlich schon vorher zusammengebaut“, sagt er.

Da wären zum Beispiel verschiedene Regler, die Servolenkung, der Akku und natürlich der Motor. „Alles ist in der gleichen Logik aufgebaut wie große Rennautos auch“, erklärt Pascals Chef, der Vereinsvorsitzende Otto Thalheimer. „Nur eben im Maßstab 1:10.“

Den Club gibt es seit 20 Jahren

Und genau das ist auch das Faszinierende an diesem Hobby, sind die beiden überzeugt. „Die Jugendlichen lernen bei uns die ganze Physik dieser Fahrzeuge“, sagt Otto Thalheimer. Bevor es auf die Rennstrecke gehen kann, wollen die vielen Regler der Flitzer nämlich genau ausgetüftelt, justiert und eingestellt werden. Mit verträumten Augen schaut Otto Thalheimer auf so ein aufgetuntes Fahrzeug.

Allein die Stoßdämpfer sind eine Wissenschaft für sich, jeder Fahrer muss da erst einmal seine eigene Ölmischung für die Dämpfung herstellen. Technik ist auch das Zauberwort für Kim Sitensky. Aus Köngen ist er für dieses Wochenende nach Leonberg gekommen. „Man braucht wirklich Konzentration und Erfahrung, um mit diesen Autos umgehen zu können“, berichtet er. Und Training, denn in diesem Jahr will Kim Sitensky in seiner Klasse endlich den Siegerpokal entgegennehmen, beim Finalrennen in Duisburg. Letztes Jahr ist er nur Zweiter geworden.

„Da nimmt man dann jede Gelegenheit mit, wo man trainieren kann“, sagt er. „Und das ist hier in Leonberg ja richtig nett. Das gibt es selten, dass ein Verein dreimal im Jahr so eine tolle Halle bekommt.“

Das Lob geht an Otto Thalheimer und sein Team vom Leonberger Modellbau-Club. Seit 20 Jahren gibt es die drei Rennwochenenden im Jahr in der Georgii-Halle. Dann müssen die hiesigen Mitglieder vor allem arbeiten, die Strecke aufbauen, die Rennsportler verköstigen, Runden zählen.

Nachwuchsprobleme gibt’s hier nicht

Fünf Minuten dauert jedes Rennen. Wer die meisten Runden schafft, hat gewonnen. Und wie im großen Rennsport gibt es Qualifikationsrunden, Vor- und Wertungsläufe. Später dann deutsche und Weltmeisterschaften. „Das macht alles richtig Spaß“, sagt denn auch Niklas Mührle, der Jugendleiter des Vereins. „Deshalb können wir uns nicht über Nachwuchsmangel klagen.“

Einer dieser Nachwüchslinge, Pascal Schröder, bastelt indessen immer noch an seinen Rädern rum. „Gibt es denn die nicht komplett fertig?“, fragt schließlich auch der Papa, Joachim Schröder. „Aber die müsste man halt erst haben.“

Das kleine Räderproblem ist für Pascal Schröder aber noch lange kein Grund, das Hobby hinzuschmeißen. „Hier kann ich meiner Kreativität freien Lauf lassen“, erklärt er. Und erfolgreich ist er auch, zuhause türmen sich die Pokale. Sechs Stück sind es inzwischen.

Nicht zuletzt einen tollen Beruf hat Pascal Schröder durch sein Hobby gefunden, die Ausbildung zum „Technischen Modellbauer“ will er demnächst beginnen. Aber jetzt geht’s erstmal noch an die Räder . . .