Der Abfallbetrieb leert keine Behälter, die Störstoffe enthalten. Kunden müssen dann nachzahlen.

Leonberg - Die Müllabfuhr lässt von Anfang April an alle Biotonnen, in denen bei der Leerung Störstoffe festgestellt werden, mit dem gesamten Inhalt stehen. Diese erhalten einen roten Aufkleber mit dem Hinweis „Leider konnten wir Ihre Biotonne nicht leeren“. Das teilt der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises mit.

 

Durch Stoffe, die nicht in den Biomüll gehören, entsteht beim Abfallwirtschaftsbetrieb des Kreises (AWB) erheblicher Schaden. „Der Störstoffanteil in den Biotonnen hat zugenommen und mittlerweile einen kritischen Wert erreicht“, zeigt sich Werkleiter Wolfgang Bagin besorgt. Restmüll oder Plastikabfälle machen den größten Anteil an den Störstoffen aus.

Ein Detektor erkennt die Störstoffe in einer Tonne

Eine Analyse des in der Vergärungsanlage Leonberg angelieferten Biomülls habe ergeben, dass besonders in größeren Städten und in Wohnanlagen die Biotonnen oft mit Abfällen befüllt werden, die dort nicht hinein gehören. „In der Vergärungsanlage können solche Stoffe Schaden an den Maschinen hervorrufen, in jedem Fall müssen sie als Restmüll aufwendig und teuer entsorgt werden“, erläutert Wolfgang Bagin. Um die Qualität des Biomülls zu steigern, hat der AWB bereits im vergangenen Jahr ein Detektionsgerät angeschafft und an einem Müllfahrzeug installiert. Die Technik wurde zwischenzeitlich auf vielen Touren getestet. „Seit Monaten leeren wir schon mit diesem Detektionsfahrzeug im gesamten Landkreis Biotonnen und können so eventuelle Störstoffe orten“, so der Werkleiter.

Bisher wurden die grünen Tonnen geleert, auch wenn der Detektor auf andere Abfälle ansprach. Mit dem Aufkleber „In Ihrer Tonne waren Störstoffe“ informieren die Müllwerker die Nutzer der Tonnen und weisen darauf hin, dass künftig falsch befüllte Behälter nicht mehr geleert werden.

„Intern nennen wir das die Gelbe Karte“, erläutert Thomas Koch, der zuständige Fachbereichsleiter. So seien in den letzten fünf Monaten insgesamt deutlich mehr als 1000 Biotonnen mit Störstoffen erfasst worden – im Schnitt etwa zehn pro Tag – die nicht nur mit biologischen Abfällen aus Küche und Garten gefüllt sind. Bezogen auf die mehr als 65 000 Biotonnen im Landkreis handele es sich um nur wenige Ausnahmen. „Diese kosten doch eine Menge Geld. Derzeit belaufen sich die Entsorgungskosten für die Störstoffe auf bis zu 200 000 Euro pro Jahr.“

Was nicht richtig sortiert ist, bleibt stehen

Nach dieser Aufklärungs- und Verwarnungsphase mit „Gelber Karte“ folge deshalb jetzt die „Rote Karte“. Die Müllabfuhr lässt also von Anfang April an alle Biotonnen stehen, in denen bei der Leerung Störstoffe festgestellt werden. Diese erhalten den roten Aufkleber. Das Detektionsgerät speichert die Daten der beanstandeten Biotonnen und übermittelt diese elektronisch direkt vom Lastwagen an den Betrieb.

Betroffene Biotonnen-Nutzer haben dann mehrere Möglichkeiten, ihre Biotonne zu leeren: Sie sortieren Plastikbeutel, Restmüll oder Metalle selbst aus und stellen die Biotonne zur nächsten Biomüllabfuhr wieder bereit. Oder sie kaufen auf einem der 31 Wertstoffhöfe eine gesonderte Banderole und stellen die Biotonne zur nächsten Restmüllabfuhr bereit. Die Banderole für 120 Liter-Tonnen kostet 7,50 Euro, die für 240 Liter-Tonnen 12,70 Euro. In dringenden Fällen können die Betroffenen schriftlich eine kostenpflichtige Sonder-Leerung beantragen.