2010 vom Bürgerverein aufgestellt, hat es das Eltinger Wappentier bereits ins Reich der Mitte geschafft.

Leonberg - Mit vier großen, blauen Schriftzeichen beginnt die Schlagzeile der chinesischen Handelszeitung. Danach folgt in einer Klammer und lateinischer Schrift ein Wort: Leonberg. In der Unterzeile ist der Name Martin Berger zu lesen. Im ersten Absatz lässt sich dann zwischen all den filigranen Zeichen das Wort Eltingen entziffern. Und auf dem Foto, das zum Text gehört, hat sich eine Gruppe Menschen auf dem Platz vor der Michaelskirche um die Eselsstatue versammelt, die der Bürgerverein dort von drei Jahren aufgestellt hat.

 

Doch wie hat es der Eltinger Esel in die chinesische Zeitung geschafft? Die Antwort ist einfach: Martin Berger ist Mitglied beim Schachverein Leonberg. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Spiel Xiangqi – eine Art chinesisches Schach – in Leonberg und Umgebung bekannt zu machen. Ein bundesweites Turnier, das ursprünglich in Jena hätte stattfinden sollen, wurde nun aufgrund seiner Bemühungen in diesem Jahr in Leonberg, genauer gesagt im Eltinger Rathaus, ausgespielt. Ein Ereignis, das der größten chinesischen Zeitung in Deutschland offenbar eine Titelgeschichte wert war. Das Spiel ist in Asien enorm beliebt.

Xiangqi unterscheidet sich deutlich von der in Europa bekannten Variante des Schach. Das Spielfeld besteht aus Linien, nicht aus Quadraten, in der Mitte befindet sich eine Grenze, der sogenannte Gelbe Fluss, der die beiden Seiten des Feldes in ein nördliches und ein südliches Reich trennt. Auch gibt es keine Könige, Damen, Bauern oder Springer. Dafür heißen die flachen, kreisrunden Spielsteine Feldherr, General, Soldaten, Kanonen, Elefanten und Pferde – einen Esel sucht man beim Xiangqi übrigens vergebens. Das Spiel wird auch in Deutschland überwiegend von Einwanderern aus China gespielt – das Turnier um den Engelbergpokal gewann der in Essen lebende Deutsche Meister Pu Fangyao.

Voraussichtlich wird von nun an jedes Jahr ein bundesweites Turnier in Leonberg stattfinden. Und damit nicht genug: im Oktober wird mit Martin Berger auch ein Leonberger mit dem deutschen Team an der Xiangqi-Weltmeisterschaft in der 4,5-Millionenstadt Huizhou in der Provinz Guangdong an der chinesischen Südküste teilnehmen. Vielleicht schaffen es Berger und die deutsche Mannschaft ja sogar mit einem Überraschungserfolg erneut, in den chinesischen Zeitungen für Schlagzeilen zu sorgen. Wir wünschen ihnen dafür schon jetzt viel Erfolg.