Der Präzisionswerkzeug-Hersteller MAS baut neben dem Autobahntunnel für zwölf Millionen Euro ein neues Domizil. Doch dass die Zufahrt zur künftigen Unternehmenszentrale an den Gründer erinnert, ist im Gemeinderat umstritten.

Leonberg - Was muss ein Privatunternehmen leisten, damit eine Straße nach ihm benannt werden darf? Über diese Frage gingen jetzt im Gemeinderat die Meinungen erkennbar auseinander. Am Ende aber nicht so weit, dass ein eindeutiges Votum unmöglich gewesen wäre. Mit 19 zu sechs Stimmen plädierte das höchste Leonberger Entscheidungsgremium dafür, dass eine kleine Straße neben dem künftigen Hauptsitz des Präzisionswerkzeug-Herstellers MAS nach ihrem Gründer Christian Schmigalla benannt werden kann.

 

Schon seit mehr als 30 Jahren wird bei MAS in der Glemseckstraße Zerspanungstechnik auf höchstem Niveau produziert. 40 Ingenieure und Techniker konzipieren und realisieren innovative Werkzeuge zum Bohren, Drehen und Fräsen.

Die Geschäftsführer Jochen und Steffen Schmigalla vermelden steigende Umsätze und sind auf Innovationskurs. Damit ist auch der Platzbedarf gestiegen. Fündig ist der Familienbetrieb auf der anderen Straßenseite geworden. Dort liegt seit 17 Jahren eine Gewerbefläche brach.

Endlich zielführende Gespräche

Doch statt einer Firma war längs der Tunnelböschung allenfalls der Zirkus zu sehen. Unterschiedliche Interessenlagen der Grundstückseigentümer und der Investoren haben eine Bebauung in all den Jahren verhindert. Bis Christian Schmigalla kam. „Unter persönlichem Einsatz“ des Seniorchefs, so schildert es die Stadt, „konnten mit allen Beteiligten zielführende Gespräche geführt werden.“

Nicht zuletzt deshalb hält es die Stadt für angemessen, das Lebenswerk des im August verstorbenen Unternehmers mit einem Straßennamen zu ehren.

Zumal keine bestehende Straße umbenannt wird, wie der Oberbürgermeister im Gemeinderat betonte. Die neue Verbindung, die auf Kosten der Firma angelegt wurde, führt von der Glemseckstraße zum Firmenkomplex und den dahinter liegenden Garagen. „Es gibt nur einen Anlieger: MAS“, versicherte Bernhard Schuler.

Das sahen nicht alle so. „Viele Firmen, die in der zweiten oder dritten Generation hier ansässig sind, haben auch keine eigenen Straßennamen“, erklärte die CDU-Sprecherin Elke Staubach. „Wenn die jetzt alle Schlange stünden, hätten wir ein Problem.“ In ihrer Fraktion gebe es allerdings keine einheitliche Meinung.

„Firmen dürfen Straßennamen nicht kaufen“

Von einer intern kontrovers geführten Diskussion berichtete auch Birgit Widmaier von den Grünen. Ihrer Meinung sollten erst andere mit einem Straßennamen geehrt werden. Und auch Frank Albrecht reichten die Verdienste des Firmengründers nicht aus. „Es darf nicht so weit kommen, dass sich Firmen ihren Straßennamen am Ende kaufen können“, warnte der Sprecher der Gruppe SALZ.

„Das wollen wir ebenfalls nicht“, erklärte Ottmar Pfitzenmaier. Doch dem Unternehmen MAS attestierte der stellvertretende SPD-Fraktionschef „eine hohe Verbundenheit mit dem Standort Leonberg“. Zumal es auf jeden Fall besser wäre, eine Straße nach einer heimischen Persönlichkeit zu benennen als nach Orten von der Schwäbischen Alb, spielte Pfitzenmaier auf die Straßennamen im Ezach an: „Die kennt nicht mal ein Taxifahrer.“

Ähnlich sahen es die Freien Wähler: „Wir stehen einstimmig hinter dem Vorschlag der Verwaltung“, erklärte der Fraktionsvorsitzende Axel Röckle . „Dieser Fall eignet sich nicht für einen Präzedenzfall.“

Das Unternehmen MAS kann also im neuen Domizil, das im kommenden Jahr fertig sein soll, als Adresse den Namen ihres Gründers angeben. Rund zwölf Millionen Euro investiert MAS dort.