Christa Weiß, die Vorsitzende der Sozialdemokraten im Gemeinderat, feiert am Freitag ihren 70. Geburtstag.

Leonberg„ - Ich bin dankbar für ein glückliches Leben“, sagt Christa Weiß im Rückblick. Die Sprecherin der Fraktion der Sozialdemokraten im Gemeinderat feiert am Freitag ihren 70. Geburtstag. Und sie ist recht zufrieden und auch stolz darauf, was sie mit ihren Kolleginnen und Kollegen in fast 30 Jahren im Stadtrat für Leonberg bewirkt und erreicht hat.

 

Im Stuttgarter Süden, im „roten Heslach“, einer typischen Arbeitervorstadt, mit zwei älteren und einem jüngeren Bruder groß geworden, ist „Papas Liebling“ behütet aufgewachsen. Obwohl danach geboren, sei die Kindheit vom Krieg und seinen Folgen geprägt gewesen. „Wir haben zwar im Schutt der zerstörten Häuser gespielt, mussten aber nichts entbehren, obwohl es die Familie nicht leicht hatte, weil der Vater schwer versehrt aus dem Krieg heimgekommen ist“, erinnert sich Christa Weiß. „Aber wir waren glücklich, denn wir hatten einen Vater im Gegensatz zu den vielen Schlüsselkindern, die auf sich allein gestellt waren und deren Mütter arbeiten mussten, weil der Vater nicht aus dem Krieg zurückgekommen war.“

Das Fahrrad erweiterte den Horizont

Mit Straßenbahn und Bus zu fahren oder zu Fuß zu gehen, war normal. „Um meinen Horizont zu erweitern, habe ich mir mit dem ersten selbst verdienten Geld ein Rad gekauft“, erzählt die Jubilarin. Das habe sie so geprägt, dass sie auch heute noch lieber mit dem Bus oder dem Rad fährt oder zu Fuß geht. Was sie ärgert: Die Jungs durften aufs Gymnasium und obwohl sie eine gute Schülerin gewesen sei, habe die Mutter stur darauf bestanden, dass das Mädchen nur die Realschule besucht – weil sie ja sowieso heiratet.

Christa Weiß wurde Erzieherin und lernte den Physikstudenten Ulrich Weiß kennen und bald wurde geheiratet. „Wir waren noch sehr jung und trotz vieler Unkenrufe haben wir 2016 mit unseren drei Kindern und sieben Enkeln unsere Goldene Hochzeit gefeiert“, sagt sie glücklich lächelnd. „Anfangs habe ich als Erzieherin gearbeitet und er hat studiert und unsere Tochter betreut. Aber mit 32 Jahren ist er einer der jüngsten Professoren für Theoretische Physik an der Uni Stuttgart geworden“, erzählt Christa Weiß.

1976 zog die Familie nach Leonberg. „Der Abschied von Stuttgart war schwer“, die Jubilarin im Rückblick, aber man sei näher bei den Schwiegereltern in Rutesheim gewesen. „Hier in der Stadtmitte in den äußerst komfortablen Wohnungen im Leo 1 konnte man deutlich billiger wohnen und die Verbindungen nach Stuttgart sind ausgezeichnet“, ergänzt Ulrich Weiß.

Vielfältig engagiert

Im Jahr 1986, als ihre älteste Tochter das Abitur am Albert-Schweitzer-Gymnasium machte – das auch die anderen Geschwister besucht haben – hat auch Christa Weiß ihr Abitur im Fernstudium absolviert. „Ich wollte es für mich wissen und vielleicht sogar noch studieren, doch es kam anders.“ Der SPD-Ortsverein überzeugte 1989 die ASG-Elternbeirätin, die auch in der Triangel kochte und auch sonst vielfältig ehrenamtlich tätig war, für die Sozialdemokraten im Gemeinderat zu kandidieren.

„Die Kommunalpolitik in Leonberg hat mein Leben positiv geprägt“, sagt die Fraktionssprecherin nach 28 Jahren. Ihre Themen in der Fraktion und im Gremium waren und sind der öffentliche Personennahverkehr, sie setzt sich für genügend Rad- und Fußwege ein, aber auch für die Kinderbetreuung. „Hier war Leonberg schon immer ein beispielhafter Vorreiter, wir hatten schon verlängerte Öffnungszeiten in den Kindergärten, bevor andere – selbst die Landeshauptstadt – wussten, was das ist“, bilanziert Christa Weiß zufrieden.

Ein Leben auf der Sonnenseite

„In Leonberg lebt man schon auf der Sonnenseite“, ist die 70-Jährige überzeugt. Hier gebe es kaum Arbeitslosigkeit. „Wir haben tolle Kindertagesstätten und Schulen, die gut in Schuss sind. Gelingt es noch, die Verkehrsmassen zu bewältigen, dann ist das größte Problem gelöst“, meint die Kommunalpolitikerin. Dazu gehörten eben auch attraktive, gute und kurze Fußwege. „Leonberg hat alles, was man braucht, und alles lässt sich zu Fuß oder mit dem Rad erreichen“, wirbt sie um Nachahmer.

Doch wie schafft sie einen Ausgleich nach langen und anstrengende Gemeinderatssitzungen? „Wandern, Radfahren, Ski laufen und seit bald 40 Jahren gehört der Donnerstagabend der Musik und dem Singen in der Johanneskantorei“, verrät die stolze Oma von sieben Enkeln. Der Älteste bereitet sich gerade auf das Abi am Rutesheimer Gymnasium vor, die Jüngste besucht einen Kindergarten in Stockholm.

Auf der Wunschliste für Leonberg steht bei Christa Weiß noch „eine vernünftige Person“, die sich im Herbst um das Oberbürgermeisteramt bewirbt. „Denn das ist existenziell für die Stadt“, davon ist sie überzeugt. „Das Wichtigste ist aber, dass die Welt friedlich bleibt, und daran müssen wir alle arbeiten“, sagt die Sozialdemokratin. Und nicht zuletzt komme die Gesundheit, meint die Jubilarin: „Damit steht und fällt alles in der gesamten Familie.“