Von der Gießerei über die Wäscherei bis zum Leobad: Hohe Temperaturen sind ihr Geschäft. Unserer Zeitung hat sich auf den Weg gemacht, um die heißesten Arbeitsplätze ausfindig zu machen.

Leonberg - Der Himmel ist wie leer gefegt. Die Luft, die in den Gassen steht, ist glühend heiß. So könnte ein Gedicht über den derzeitigen Sommer beginnen. Wurde vor einigen Tagen bei 15 Grad der Sommer vermisst, sind die momentanen Temperaturen fast schon ein Hitzeschock. Die Frauen tragen luftige Kleider oder Hotpants. Manche Männer haben sich für kurze Hosen und oberkörperfrei entschieden. Und trotzdem läuft allen der Schweiß in Strömen den Rücken hinunter.

 

Manche Erwachsene können sich auf ein gut klimatisiertes Büro freuen und nehmen sogar vorsichtshalber einen Pullover mit. Denn in ihrem Räumlichkeiten kann es dank Temperatur-Regulator auch schon mal frostig kalt werden. Davon können andere jedoch nur träumen. Sie sind tagsüber der prallen Sonne ausgesetzt oder arbeiten an heißen Maschinen. Eine Flucht vor der Hitze? Unmöglich!

Wo ist der heißeste Arbeitsplatz?

Unserer Zeitung hat sich auf den Weg gemacht, um den heißesten Arbeitsplatz in der Umgebung zu finden. Wir sind dabei, wenn der Dachdecker Teerplatten verschweißt. Wenn der Bäckermeister frische Brezeln aus dem Backofen holt. Oder wenn flüssiges Aluminium in Form gegossen wird. Auch eine Wäscherei und das Freibad haben wir besucht. Und nicht zu vergessen eine Baustelle. An der künftigen Sauna wird nämlich schon jetzt ordentlich geschwitzt.

Doch wie halten sie alle diese Hitze aus, ohne umzukippen? Und wer hat den heißesten Job? Am Ende dieses schweißtreibenden Tages sind sich die Schreiberinnen dieser Zeilen einig: Das waren heute ausnahmsweise mal wir!

Sauna: Schon jetzt ist’s heiß

Tibor Rudolf, Vorarbeiter: Einer hält das Schleifgerät. Funken sprühen, vergehen in der Sonnenglut. Tibor Rudolf, der mit seinen Kollegen an der neuen Sauna vor dem Hallenbad arbeitet, ist dieses Wetter zu heiß. „Ich hoffe auf nächste Woche, wenn das Wetter wieder kühler wird“, erklärt er. Der Vorarbeiter ist von 7 bis 17.30 Uhr der prallen Sonne ausgesetzt. „Überall ist es gleich schlimm“, weiß Rudolf Tibor, „und dann auch noch dieser Helm . . .“ Den müssen sie aber tragen, das seien die Sicherheitsvorschriften. Auch die Handschuhe sind bei der Arbeit nicht wegzudenken.

Backe, backe Kuchen

Steffen Marquart, Bäckermeister: Schon an der Theke in Eltingen ist es warm. Doch oben in der Backstube steigt das Thermometer. Es sind 33 Grad Celsius. „Morgens von 6 bis 7 Uhr ist es noch um fünf bis zehn Grad wärmer“, stellt der Bäckermeister fest, „in dieser Zeit sind acht Backstraßen in Betrieb, mit jeweils 250 Grad.“ Viel Trinken und Hosen hochkrempeln seien das Einzige. „Ventilatoren würden nämlich nicht nur das Mehl aufwirbeln, sondern auch den Teiglingen schaden“, sagt Steffen Marquart lachend. Die Bäcker sind froh, keine Schweißer zu sein.

Wenn das Wasser verheißungsvoll glitzert

Alexander Weiße, Bäderfachangestellter im Leobad: Barfuß steht er am Beckenrand, die Sonnenbrille aufgesetzt. Kinder jauchzen und schreien. Doch Alexander Weiße schwimmt nicht. Er passt auf , dass nichts geschieht. „Die Hitze ist nicht mal das Schlimmste“, schmunzelt er, „es sind viel mehr schwierige Badegäste.“ Das ist auch der Grund, warum er die Pausen lieber zum Essen nutzt, als sich selbst in das Becken zu schwingen. 32 Grad mittags im Schatten halte er ganz gut aus. „Acht Stunden zu stehen, merke ich eher in den Füßen“, fügt Weiße hinzu.

Die Hitze in der Mangel

Shahla Khoshmashrab (Wäscherei Pfiffikus): Die Ventilatoren laufen auf Hochtouren, alle Fenster sind geöffnet. Um die Mittagszeit bringt eine Kollegin Eis zur Erfrischung. Denn in dem Raum herrschen 31 Grad, direkt an der Heißmangel sind es 37 Grad. Diese dreht sich schon seit morgens in der Früh. „Die können wir nicht zwischendurch ausmachen“, erklärt Shahla Khoshmashrab, „sonst kommt die nicht mehr auf Touren.“ Mit 185 Grad werden die Tischdecken geglättet. „Wir wechseln durch, dass nicht immer die Gleichen zur selben Zeit arbeiten“, erklärt die Pfiffikus-Angestellte.

Er ist der Heißeste

Tim Semmler, Dachdeckermeister: Der Boden, auf dem Tim Semmler kniet, ist 48 Grad heiß, Tendenz steigend. „Die Hitze staut sich“, erklärt der Dachdeckermeister von der Zimmerei Ziegler, „ hinzu kommt noch der Brenner, dann sind es schnell 50 oder 60 Grad.“ Seine Arbeitskleidung tut das Übrige: lange Hose und Handschuhe. „Bei einer kurzen Hose ist die Verletzungsgefahr einfach zu hoch und die aufgeheizten Ziegel lassen sich ohne Schutz nicht anfassen“, sagt er. Wenn das Wetter so bleibe, überlege sein Chef, seinen Leuten hitzefrei zu geben. „Das heißt, die Arbeit würde früher beginnen“, freut sich Semmler. Denn bei Hitze sehe man sogar die Fußabdrücke in der Teerpappe. Der Dachdecker hält sich einstweilen den Wasserschlauch über den Kopf, um sich abzukühlen. „Jeder muss selbst schauen, dass es ihm gut geht“, meint er.

800 Grad und es wird noch heißer

Yanusz Pastuszka, Gießer (MWK Renningen): Er zieht kurz die Handschuhe aus, nimmt ein Papierhandtuch und wischt sich den Schweiß aus dem Gesicht. Im Hintergrund gelbe und blaue Flammen. Heiß ist es hier. Das Thermometer zeigt 40 Grad Celsius an. Dabei steht es zwei Meter entfernt von der Gussmaschine. Dort kommt fast 800 Grad heißes Aluminium rein. „Ich trinke bis zu sechs Liter Wasser am Tag“, erzählt Yanusz Pastuszka, „auch gesundes Essen ist wichtig.“ Er arbeitet acht Stunden, davon eine halbe Stunde Pause. „Jetzt ist es schlimm, denn wenn ich die Gießerei verlasse, ist es draußen immer noch heiß“, fährt er fort, „wenn ich nach Hause komme, bin ich platt und lege ich mich erst mal hin.“ Auch im Winter seien es 30 Grad in der Renninger Gießerei . Und Schutzkleidung müssen die Arbeiter immer tragen: Dazu gehören lange Hosen, Handschuhe, Stulpen und Sicherheitsschuhe.