Die Arbeiten am Bahnhof liegen im Plan, es soll zum 1. Juli in Betrieb gehen. Das Abstellen wird aber teurer.

Leonberg - Das ist eine Erhöhung um fast das Vierfache!“ Statt 64 Euro kostet das Halbjahresticket im Parkhaus am Bahnhof Leonberg künftig 240 Euro – wohlgemerkt für Inhaber einer VVS-Jahreskarte. Normale Dauermieter zahlen das Doppelte. Ein Leser unserer Zeitung, der lieber anonym bleiben möchte, ist stocksauer. Diese gepfefferte Preiserhöhung sei schon fast sittenwidrig. Da lohne es sich für ihn fast gar nicht mehr, mit der S-Bahn weiter zu seinem Arbeitsplatz in Stuttgart zu fahren. Die ganze Strecke mit dem Auto zurückzulegen, komme ihn günstiger.

 

Die Preiserhöhung kommt indes nicht aus dem Nichts. Das alte Parkhaus am Bahnhof ist im vergangenen Jahr abgerissen worden. Der Neubau mit 17 versetzten Parkdecks und 462 Stellplätzen soll zum 1. Juli in Betrieb gehen. Ab dann gelten auch die neuen Tarife.

„Das neue Parkhaus wird von den Stadtwerken Leonberg gebaut und betrieben. Wir müssen jeden Euro davon selbst zahlen“, erklärt der Erste Bürgermeister Ulrich Vonderheid, der auch Chef der Stadtwerke ist. Der Vorgängerbau jedoch sei komplett über Zuschüsse finanziert gewesen. Die Parkgebühren hätten somit nur die laufenden Kosten decken müssen. „Wir sind im Sinne der Steuerzahler verpflichtet, kostendeckend zu arbeiten“, sagt Vonderheid. Fünf Millionen Euro kostet der Neubau. Dass VVS-Jahreskarteninhaber nur die Hälfte zahlen, werde weiter angeboten, um Anreize für den öffentlichen Nahverkehr zu setzen. „Das ist aber Geld, das wir nicht einnehmen. Vom VVS bekommen wir dafür gar nichts“, betont der Erste Bürgermeister.

Ursprünglich hatten die Stadtwerke sogar nur 29 Euro veranschlagt. Um aber das Defizit zu schmälern, hatten sich die Freien Wähler für 40 Euro ausgesprochen. Ein Vorschlag, der bei einer Mehrheit im Gemeinderat auf Zustimmung gestoßen war.

Es habe auch keinen Nachlass gegeben, als die Stadt das Parkhaus-Grundstück von der Bahn gekauft habe, zu einem „auskömmlichen Gewerbepreis“, wie Vonderheid sagt. Dafür werde den Parkkunden aber auch etwas geboten. Der Vorgänger-Bau war in die Jahre gekommen, es gab viele Beschwerden über Schmutz und Gestank. Da es im Neubau künftig keine Schranke mehr geben wird, sondern nur noch Parkscheinautomaten, werde das Parkhaus regelmäßig von einer Ordnungsfirma kontrolliert.

„Wir schaffen zudem bessere Verbindungen vom Bahnhof zur Römerstraße mit den dort ansässigen Firmen und Märkten“, nennt Vonderheid Vorzüge. Neben der bisherigen Treppe, für die noch ein großzügiger Ersatz gebaut werden wird, gibt es aus dem Parkhaus heraus einen Verbindungssteg zum Baumarkt. Der Weg sei zudem künftig barrierefrei, da es im neuen Parkhaus auch einen Fahrstuhl gibt. Allerdings sind im Laufe der Planungen die Toiletten wieder gestrichen worden.

Der Erste Bürgermeister verweist darauf, dass andere Parkhäuser teurer sind als Leonberg. Ulrich Vonderheid verweist auf das Parkhaus am Bahnhof in Böblingen, wo ein Tagesticket sieben Euro und eine Wochenkarte 35 Euro kosten.

Das es günstiger geht, zeigt dagegen die Nachbarstadt Ditzingen. Dort ist am S-Bahnhof gerade ein neues Parkhaus fertiggestellt worden, in dem sie 109 Stellplätze angemietet hat.Dort kostet das Tagesticket künftig 1,50 Euro, die Monatskarte 20 Euro wie auf den übrigen Park-and-ride-Parkplätzen auch. Dafür greift die Stadt aber auch tief in die Tasche. Sollten alle 109 Stellplätze täglich mit Tagestickets belegt sein, entstehen Extrakosten von 14 000 Euro, bei einer Belegung nur mit Halbjahrestickets sogar 60 000 Euro jährlich.