„Herr Ritter von der traurigen Gestalt“ heißt das Stück, das das Vollmondtheater im Spitalhof aufführt. Die Amateurgruppe hat sich auf ganz eigene Weise der Geschichte genähert.

Leonberg - „Wer kennt ihn nicht, den Herrn Ritter von der traurigen Gestalt? Don Quijote, der auf einem alten Klepper mit seinem Knappen Sancho Pansa durch die spanischen Lande zieht und dabei ein kurioses Abenteuer nach dem anderen erlebt. Beim Vollmondtheater ist alles ein wenig anders. Angelehnt und nach Motiven des „Don Quijote“ von Miguel de Cervantes ist der „Herr Ritter von der traurigen Gestalt“ von Soeren Voima ein pensionierter Filialleiter, der auf seinem Fahrrad aus seiner sinnlosen, trüben Realität zu entfliehen versucht. In die Rolle des Herrn Ritter schlüpft Swantje Willems.

 

Es hilft nichts, dass eine polnische Putzfrau (Angela Wünsche), die Germanistin Frau Dorfmeister (Sigrid Vaas) und die Theologin Frau Schollmeier (Doris Fuchs) aus Fürsorge Herrn Ritters Bibliothek voller Ritterromane ausräumen. Er zieht dennoch los. Und strandet dabei in einem Schrebergarten mit Grill und arbeitslosen Saufkumpanen. In Günther (Lothar Schubert) findet er einen Verbündeten, der sein Knappe wird. So beginnt die Reise, die eher im Hier und Jetzt als zu Don Quijotes Zeiten stattfinden könnte.

Ein Dutzend Mimen sind in das Geschehen auf der Bühne involviert. „Ich finde, dass das Niveau für eine Laienschauspielgruppe wirklich hoch ist. Alle engagieren sich sehr“, betont der Regisseur Till Schneidenbach. Er ist es auch, der die Rollen vergibt.

Großzügiger Umgang mit der Vorlage

Mit einer extra Portion Schauspieltraining unterstützt Schneidenbach die Gruppe. Der Spielleiter, der auch an Kindertheatern tätig ist, sagt über seine Arbeit mit Erwachsenen: „Sie haben Lebenserfahrung, die sie mit einbringen, das ist immer spannend.“

Die durchaus vielschichtige Don-Quijote-Version, die das Vollmondtheater vom 23. März an auf der Bühne zeigen wird, ist eine von vielen möglichen Interpretationen. Sie geht mit der literarischen Vorlage sehr großzügig um. „Mit Regie kann man eine Aussage treffen, die den Zeitgeist trifft“, betont Till Schneidenbach.

Nach der Konzepterarbeitung durch den Regisseur ist es, wie bei jedem Stück, an die Szenenarbeit gegangen. „Ich lasse lesen. Stück für Stück. Szene für Szene wird dann daran gearbeitet“, sagt er. Till Schneidenbach hat die Erfahrung von beiden Seiten der Bühnenarbeit, denn er ist selbst ein ausgebildeter Schauspieler. „In der Schauspielerei kann man Sachen nachempfinden, die man in der Realität nicht erleben kann. Rollen leben und ausprobieren – das ist das Reizvolle“, schwärmt er.

Und wie kam es eigentlich zu dem Namen des Ensembles? „Bei Vollmond sind die Menschen speziell gestimmt. Dinge sind möglich, die sonst nicht möglich wären“, weiß Ensemblemitglied Sigrid Vaas. Gute Voraussetzungen also für die Theaterarbeit. Mögliche Theaterstücke werden übrigens immer gemeinsam ausgewählt und besprochen. Wenn die Entscheidung dann endgültig gefallen ist, geht es an die Arbeit. Die Rollen werden besprochen, Ideen für Kostüme gesammelt und das Bühnenbild inszeniert.

Weitere Mitglieder sind willkommen

Bereits 1989 haben sich die Gründungsmitglieder des Vollmondtheaters bei einem Workshop der Volkshochschule Leonberg zusammengefunden. Die Gruppe ist weiterhin im VHS-Semesterprogramm zu finden und immer offen für Menschen, die Lust am Theaterspielen haben.