Der Landkreis plant ein dreigeschossiges Gebäude für bis zu 140 Menschen in unmittelbarer Nähe zur Klinik. Der OB hat den Bauantrag aber aussetzen lassen. Schuler bevorzugt einen Standort am Berufsschulzentrum und fordert Gespräche.

Leonberg - Kommt in die unmittelbare Nähe des Leonberger Krankenhauses ein Flüchtlingsheim für bis zu 140 Menschen? Der Landrat hält das für möglich, und auch der Oberbürgermeister will das nicht ausschließen. Beide Behördenchefs betonen allerdings ausdrücklich, dass das letzte Wort in dieser sensiblen Angelegenheit noch nicht gesprochen ist.

 

„Die Not ist groß“, erklärt Roland Bernhard. „140 neue Flüchtlinge pro Monat erreichen den Landkreis. Und die müssen wir unterbringen.“ Händeringend, so versichert der Landrat, fragt die Kreisverwaltung in den Kommunen nach geeigneten Flächen. Die Resonanz hingegen sei bescheiden. „Deshalb müssen wir uns auf unsere eigenen Grundstücke besinnen. Wir möchten aber auf jeden Fall eine einvernehmliche Lösung mit Leonberg.“

17 Meter lang in Modulbauweise

Tatsächlich gehört die Fläche an der Rutesheimer Straße dem Landkreis. Dazu zählt neben der Klinik das Berufsschulzentrum. Auch das sei für eine Flüchtlingsunterkunft in Betracht gezogen worden, berichtet Roland Bernhard auf Nachfrage. Allerdings habe ihn der Schulleiter vor dann zu erwartenden Konflikten mit Schülern und Asylbewerbern eindringlich gewarnt.

Differenzen zwischen Patienten des Krankenhauses und den Flüchtlingen befürchtet der Landrat hingegen nicht. „Wir werden beim Bau einen ordentlichen Abstand zum Krankenhaus halten“, versichert der Chef des Landkreises. Dass ein Flüchtlingsheim dem Image des Krankenhauses schade, glaubt er nicht.

Ein Baugesuch hat das Landratsamt bereits gestellt. Demnach ist südwestlich des Krankenhauskomplexes ein 37 Meter langes dreigeschossiges Gebäude in Modulbauweise mit Doppelzimmern vorgesehen.

Dass mit dem Bauantrag, der im städtischen Bauamt eingegangen ist, Fakten geschaffen wurden, verneint der Landrat: „Alle Optionen sind offen. Wenn wir eine Alternative finden, werden wir sie nutzen.“ Sollte aber gebaut werden, sei im kommenden Jahr mit dem Bezug zu rechnen.

Auch der Leonberger Oberbürgermeister geht davon aus, „dass die Stadt um eine weitere Unterkunft nicht umhin kommen wird“. Dass allerdings der Alternativstandort neben dem Berufsschulzentrum vom Kreis ohne weiteres ad acta gelegt wurde, das befremdet Bernhard Schuler. „Ich will den Platz an der Berufsschule nicht von vornherein ausschließen. Es müssen alle Für- und Wider-Argumente auf den Tisch. Und dann müssen wir eine Entscheidung treffen.“ Der OB betont ausdrücklich, dass er die Platznöte des Landkreises anerkenne und zu einer Lösung beitragen wolle. „Aber die muss dann auch so aussehen, dass sie alle Beteiligten mittragen können.“ Geärgert hat Schuler, dass die Standortfrage bereits in einer nichtöffentlichen Sitzung des städtischen Planungsausschusses eingehend erörtert wurde. „Wir haben unseren Vorschlag vorgetragen: den Parkplatz neben dem Berufsschulzentrum.“ Nach der Sitzung hätte die Stadtverwaltung aber nichts mehr vom Kreis gehört.

Unmut im Gemeinderat

Zumal es eine weitere Alternative auf dem kreiseigenen Gelände gebe. Dort aber, in direkter Nähe zu Wohnhäusern, sei das Erdreich mit Kampfmitteln aus dem Zweiten Weltkrieg belastet.„Ich habe mich erneut an den Kreis gewandt“, erklärt Schuler. Eine konkrete Antwort habe er nicht erhalten. „Deshalb habe ich das Bauamt angewiesen, das Verfahren auszusetzen, bis alle offene Fragen besprochen sind.“ Der OB erwartet, dass diese im kommenden Planungsausschuss geklärt werden.

Im Gemeinderat mehrt sich unterdessen der Unmut über den anvisierten Standort an der Klinik. „Einerseits wird gesagt, dass man alles macht, um das Krankenhaus zu stärken“, erklärt ein Stadtrat. „Dass aber ein Asylbewerberheim in unmittelbarer Nähe dem Haus schadet, ist offensichtlich.“