Von den 50 neuen Azubis, die jetzt bei der Stadtverwaltung anfangen, wollen 43 Kinderbetreuer werden. Bei anderen Berufen sind kaum qualifizierte Bewerber in Sicht. Zum Beispiel als Abwassertechniker.

Leonberg - „Von heute an sind Sie die Botschafter ihrer Kollegen und unserer Stadt“, hat gestern der Oberbürgermeister Bernhard Schuler gesagt. Im Sitzungssaal des Alten Rathauses am Markt hat er die neuen Auszubildenden der Stadt willkommen geheißen und offiziell begrüßt sowie die neuen Beamten ernannt.

 

Genau 50 junge Menschen haben sich auf den Weg gemacht, ihren Traumberuf bei der Stadt Leonberg zu erlernen. Insgesamt gibt es hier in der Verwaltung wieder mehr als 60 Stellen in neun Ausbildungsberufen. Begonnen haben jetzt drei Beamte des gehobenen Dienstes, drei Verwaltungsfachangestellte, eine Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste sowie 43 angehende Erzieherinnen und Erzieher sowie Freiwillige im sozialen Jahr ihre Ausbildung.

14 Pia-Ausbildungsplätze

Bei der letzten Berufsgruppe hat sich das neue Ausbildungsmodell der „praxisintegrierten Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher“ (Pia) bis jetzt sehr bewährt. Dieses Jahr haben drei Azubis ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und haben direkt im Anschluss eine Arbeitsstelle in einer städtischen Kindertageseinrichtungen erhalten. Mittlerweile sind 14 Pia-Ausbildungsplätze belegt.

Zu den angehenden Erziehern gehört auch der 21-jährige Marc Bartosch. Der Leonberger hat die Fachhochschulreife am Berufsschulzentrum gemacht. „Ich arbeite sehr gern mit Kindern und nach mehreren Praktika war klar, dass das mein Beruf sein wird“, sagte er. „Es braucht auch Männer in den Kitas, die Kinder reagieren ganz anders“, hat er festgestellt.

Um Fachkräfte auch mit Kenntnissen anderer Sprachen und Kulturen zu gewinnen, bieten die Stadt seit Jahresanfang Azubiplätze für Erzieherinnen mit Migrationshintergrund an. Wer im Ausland eine pädagogische Ausbildung oder Studium absolviert hat, kann so einen Anpassungslehrgang zu machen und die ausländische Ausbildung anerkennen lassen. Wie lange sie diesen Lehrgang besuchen müssen, hängt von ihrer Ausbildung im Ausland und ihren Vorkenntnissen ab.

Wer will Abwassertechniker werden?

Bei den Erziehern gibt es keinen Mangel an Bewerbern. Ganz anders sieht es beim Beruf „Fachkraft für Abwassertechnik“ aus. Seit drei Jahren hat sich niemand mehr dafür beworben. „Der Beruf hat zu Unrecht ein schlechtes Image“, ist der Abwassermeister Thomas König überzeugt. Und der weiß wovon er redet, denn er hat selbst vor 20 Jahren hier als 17-jähriger Azubi begonnen. Ein guter Realschulabschluss ist Voraussetzung und reichlich Interesse an naturwissenschaftlichen Fächern wie Biologie, Chemie, Physik. „Ein Schwerpunkt der Ausbildung ist dabei auch Elektrotechnik“, so Thomas König.

„Niemand läuft hier mit dem Reagenzglas herum und nimmt Abwasserproben aus dem Kanal“, formuliert es der Meister. Wer aber zur Fachkraft für Abwassertechnik ausgebildet ist, der könne selbstständig eine Kläranlage steuern, die automatischen Messungen überwachen und für einen reibungslosen Betrieb einer sehr komplexen Technik sorgen. „Es ist ein vielfältiger und interessanter Beruf, der viel zusätzliches Wissen voraussetzt und nach dem Meister zum Studium etwa im Fach Siedlungswasserbau oder Verfahrenstechnik befähigt“, erläutert Thomas Koch.

„Gute Ausbildung kostet Geld“

Oberbürgermeister Bernhard Schuler ist überzeugt, dass eine gute Ausbildung die Grundlage für den weiteren Erfolg im Berufsleben sei. Breites Wissen, Flexibilität, soziale Kompetenzen und Leistungsbereitschaft der jungen Menschen erhöhten ihre Chancen am Arbeitsmarkt, bildet die Stadt doch mehr aus, als sie Bedarf hat. „Gute Ausbildung kostet Zeit und Geld, das wir gerne investieren.“ Eine Ausbildung bei der Stadt sei sehr abwechslungsreich, habe diese doch ein vielfältiges Aufgabengebiet. „Sie sind in einer Zeit unheimlichen Wandels, in einer komplexen Organisation der Allgemeinheit verpflichtet“, gab Schuler den Berufsanfängern mit auf den Weg.

Koordiniert wird alles von der Ausbildungsbeauftragten Kristina Yeboah. Sie macht gemeinsam mit einigen „alten Azubis“ in dieser Woche die Neuen mit der Stadt vertraut. Organisation und Aufbau der Verwaltung, organisatorische Regeln und Verhaltensregeln im Umgang mit Kollegen und Bürgern sind neben der Besichtigung verschiedener Einrichtungen Themen. Weiter gehört ein Besuch im Landtag, EDV-Schulung, ein Ausflug, ein erlebnispädagogisches Training der Sozialkompetenz und ein Fahrsicherheitstraining beim ADAC zum Schulungsangebot des städtischen Mitarbeiter-Nachwuchses.