An der Mörikeschule soll eine Mensa für die Ganztagsbetreuung gebaut werden – dort, wo sich jetzt eine Wiese, Bäume, Sträucher und ein Klettergerüst befinden. Die vierte Klasse, die sich um die Pflanzen kümmert, kämpft für deren Überleben.

Leonberg - Wohin kommt das Klettergerüst? Wo können wir jetzt in der Natur lesen? Müssen die Birken wirklich gefällt werden?“ In bunten Buchstaben haben die Schüler der 4c an der Mörikeschule diese Fragen auf Plakate geschrieben und Fotos dazu geklebt. Auf weiteren gelben Schildern haben sie in großen Lettern aufgeschrieben: „Wir haben ein Jahr den Apfelbaum beobachtet. Wir haben Büsche und Bäume gepflanzt. Wir haben Nistkästen gebaut.“

 

Seit der ersten Klasse haben die Eltinger Grundschüler die Wiese neben dem Schulhof gehegt und gepflegt. „Wir haben uns sogar in den Ferien damit abgewechselt, die Büsche und Pflanzen zu gießen“, erzählt Jan, der neun Jahre alt ist. Diese haben die Schüler gemeinsam mit den Schlammbrüdern des Bürgervereins Eltingen gepflanzt. Doch nun soll alles umsonst gewesen sein. Die Mörikeschule wird Ganztagsschule, das hat der Gemeinderat beschlossen. Deshalb bekommt die Einrichtung eine neue Mensa. Und die soll dort gebaut werden, wo sich jetzt die Schulwiese, das Klettergerüst und Sitzbänke befinden. Als Jan dies in der Leonberger Kreiszeitung las, schnitt er den Artikel aus und nahm ihn mit in die Schule. „Ihre Wiese“ soll weg, der Protest in der Klasse ist groß. Sogar ein Protestwiesenfest haben die Kinder organisiert und Lehrer und Kommunalpolitiker dazu eingeladen.

Eine Mensa soll auf die Schülerwiese gebaut werden

Dass die neue Mensa genau dorthin gebaut werden soll, wo jetzt die Wiese ist, sei so mit der Schulleitung abgesprochen, erklärt Undine Binder-Farr, die Sprecherin der Stadt Leonberg. Wie wichtig die Schulspeisung und die Räume für die Ganztagsbetreuung sind, das verstehen die Viertklässler auch. Sie wünschen sich deshalb auch nur, dass die Stadt eine andere Grünfläche als Ausgleich schafft und dass die Bäume und Sträucher erhalten und umgesetzt werden. Am besten schon, bevor die Bauarbeiten für die Mensa beginnen und nicht erst hinterher.

In der Stadtverwaltung hat man Verständnis für die Sorgen der Kinder und ist derzeit auf der Suche nach einer Ausgleichsfläche. „Denkbar ist der Platz zwischen der Schule und der Laufbahn zur Bismarckstraße hin“, sagt Binder-Farr. Das sei ein Vorschlag der Eltern, und die Schlammbrüder haben bereits zugesagt, die Büsche zu verpflanzen. Abstriche gibt es jedoch beim Zeitplan. „Eine geeignete Grünfläche wird nach dem Mensabau geschaffen. Wir haben das nicht während der Bauarbeiten ins Auge gefasst. Auch für die Spielgeräte wird es währenddessen keinen Platz geben“, teilt die Stadtsprecherin mit.

Anwohner haben ebenfalls Einspruch eingelegt

Ob die Bagger in den Sommerferien tatsächlich loslegen können, steht noch nicht fest. Derzeit läuft ein Einspruch von Anwohnern gegen das Vorhaben. Dabei geht es um nicht eingehaltene Abstände. Das Verfahren liegt derzeit beim Regierungspräsidium.

Kritik an der Mensa gab es jüngst auch von Eltinger Bürgern und einigen Kommunalpolitiker bei einer Veranstaltung des Bürgervereins. In dem L-förmigen, zweigeschossigen Bau sollen bis zu 220 Mittagessen täglich serviert und außerdem Kinder nach dem Unterricht betreut werden. Eingeplant sind dabei aber auch Kinder der Sophie-Scholl-Schule. „Es werden nicht alle Kinder in der neuen Mensa essen“, meint Michael Kast, der Sprecher der Schlammbrüder. Er hat den Eindruck, die Schulleitung habe diesbezüglich einen richtigen Ehrgeiz entwickelt. „In Eltingen wird noch zuhause gegessen“, sagt CDU-Stadtrat Wolfgang Röckle. Die Mörikeschule sei einst dreizügig gebaut worden, werde aber nur noch zweizügig genutzt. „Da müsste doch ein Drittel der Räume freistehen“, vermutet Röckle. Bemängelt wurde zudem die Qualität des Essens, welches dann angeliefert werden. Der Erste Bürgermeister Ulrich Vonderheid verteidigt das Vorhaben. „Bei den bisherigen Ganztagsschulen wurden unsere Prognosen bei weitem übertroffen. Wir wollen nicht in die Zwangslage kommen, anbauen zu müssen“, erklärt er. Das sieht auch die CDU-Fraktionsvorsitzende Elke Staubach so. „Eltern sind heute früher wieder berufstätig. Sie wollen die Ganztagsbetreuung im Kindergarten dann auch in der Schule fortführen“, sagt Staubach.