Der Startschuss für die gemeinsame Stiftung Michaelskirche Eltingen und Stadtkirche Leonberg ist erfolgt. Jetzt beginnt die Suche nach spendablen Stiftungsgründern, damit Ostern 2015 alles unter Dach und Fach ist.

Leonberg - Eltingen und Leonberg gemeinsam vor einem Altar, ein Dekan und eine Pfarrerin, die ihre Wohnzimmer in Gaststätten umfunktionieren, in denen der Oberbürgermeister kellnert – die „Gemeinsame Stiftung Eltinger Michaelskirche und Stadtkirche Leonberg“ macht es möglich. Am Freitagabend hat der festliche Auftakt zur Gründung der Stiftung in der Eltinger Kirche stattgefunden.

 

„Zwei Kirchen rücken zusammen, um in Zukunft stark zu bleiben und gut auszusehen“, sagte die Eltinger Pfarrerin Claudia Trauthig zu Begrüßung. Angetreten sei man mit dem ehrgeizigen Ziel, bis Ostern 2015 die 100 Stifter zu finden, die es ermöglichen, die Stiftung zu gründen. „Was unter Mühen erbaut und von Generationen erhalten wurde, darf nicht verloren gehen, deshalb heißt es jetzt stiften gehen“, sagte ihr Kollege von der Leonberger Stadtkirche, Pfarrer Matthias Krack. Doch „stiften gehen“ nicht im Sinne von heimlich abhauen, sondern gemäß dem hebräischen Ursprungs von „stiften“, was „reichlich strömen“ bedeute, sagte der Stadtpfarrer.

Als eifriger Verfechter der Ökumene zeigte sich der katholische Rundfunkpfarrer Michael Broch in seinem Vortrag „Wenn Mauern sprechen: Die Dynamik des Vorläufigen“. „Zur Ökumene gibt es keine Alternative!“, sagte Broch. Ökumene sei, das Vermächtnis Jesu einzulösen, bei allen unterschiedlichen Traditionen eins zu sein. Es gehe um die Glaubwürdigkeit des Evangeliums in der Welt von heute. Die Ökumene gleiche einer Sparflamme – zum Glück nicht vor Ort, aber in manchen oberen hierarchischen und theologischen Etagen. Diese Sparflammen dürfe nicht zur Asche werden, sagte Broch.

Lebendige Zeugnisse des Christlichen

Lebendige Zeugnisse des Christlichen

Ökumene gelinge vor allem dann, wenn alle Kirchen den Mut und die Kraft aufbringen, sich im Geiste Jesu und seiner menschenfreundlichen Botschaft von Grund auf zu erneuern. „Dann sind unsere Kirchen keine Museen, sondern lebendige Zeugnisse des Christlichen“, so Broch. Dann sei auch eine Stiftung zum Erhalt der Kirchen gut und sinnvoll und notwendig.

„Die Stiftung soll einen doppelten Zweck erfüllen“, erläuterte der Leonberger Dekan Wolfgang Vögele. Zum einen geht es darum, die Bausubstanz der Kirche zu erhalten. Dazu dient das sogenannte Grundstockvermögen. Der zweite Stiftungszweck ist der Erhalt und die Neuanschaffung von Ausstattungsgegenständen für die Kirche. Hier gehe es insbesondere um den Orgelneubau und die Unterhaltung dieser Instrumente. Aber auch das kulturelle Leben in den Kirchen soll mitfinanziert werden.

Nun gilt es 100 Gründungsstifter zu finden, die mit einem Betrag von je 2000 Euro den Grundstock für das Vermögen der Stiftung legen. Das muss mindestens 200 000 Euro betragen. Die Gründer sollen bis zum 27. März 2015 gefunden werden.

Für die Stiftung wurden zwei prominente Schirmherren gewonnen. Als Schirmherr für die Stadtkirche fungiert der in Warmbronn lebende Kirchenmusiker und Dirigent Helmuth Rilling. Der Schirmherr für die Michaelskirche ist der in Eltingen geborene Manager Erwin Staudt, der fast ein Jahrzehnt Präsident des VfB Stuttgart war.

Erwin Staudt, Bernhard Schuler, der Leonberger Oberbürgermeister, und Wolfgang Vögele, der Leonberger Dekan, stellten sich auch den Fragen von Moderator Michael Schmidt zum Thema Stiftung. „Steine statt Beine“ sei auch hier richtig, meinte der ehemalige VfB-Präsident, der sich seinerzeit mit dem Vorwurf konfrontiert sah, zu viel ins Stadion investiert und zu wenig Geld für den Ankauf neuer Spieler ausgegeben zu haben. Kirche sei ein Stück Heimat, die einem erinnere, wo man herkommt. „Seit mindestens fünf Generationen wird unsere Familie hier getauft, konfirmiert, getraut“, sagte Staudt.

„Eltingen hat die Kirche errichtet, als hier 500 Menschen lebten“, sagte der Oberbürgermeister. In einer materiell geprägten Welt scheine es irrational, Geld in den Unterhalt alter Mauern zu stecken, doch jeder sollte sich vor Augen führen, welchen Verlust an Identität es bedeuten würde, wenn es beide Kirchen nicht mehr gebe. „Wir stecken nicht Geld in Steine, sondern mit der Stiftung benötigen wir weniger Steuergelder für den Kirchenerhalt – so bleibt mehr Geld für die Arbeit mit den Menschen übrig“, sagte Dekan Vögele.

Stiftung entlastet den Haushalt

Stiftung entlastet den Haushalt

Als Anreiz für die ersten zehn Stifter versprach der Dekan, sie bei sich zu Hause einzuladen und zu bewirten. Darauf bot sich OB Schuler prompt als Kellner an. So blieb ihm nichts anderen übrig, als seine Dienste auch zur Verfügung zu stellen, als die Eltinger Pfarrerin Claudia Trauthig die nächsten zehn Stifter bei sich einlud. Den musikalisch Part der Auftaktveranstaltung gestalteten die Johanneskantorei Leonberg und Singkreis der Michaelskirche. Weitere musikalische Beiträge kamen von Rudi Scheck (Trompete) sowie Lilli Back und Attila Kalman (beide an der Orgel).