Zum Glück nur ein Ferienkurs: Mädchen und Jungen lernen die Hilfsorganisationen im Einsatz kennen.

Leonberg - Der rote Fiat Panda ist in einen Container gekracht. Die schwer verletzte Beifahrerin ist in dem Wagen eingeklemmt, vom Fahrer jede Spur fehlt. Einer der Passanten hat die Einsatzkräfte alarmiert, die jetzt mit Blaulicht und Martinshorn anrücken. Als erstes ist der ultramarinblaue Einsatzwagen des Technischen Hilfswerks zur Stelle.

 

Doch der Unfall ist nur eine gemeinsame Schauübung der verschiedenen Hilfsorganisationen aus Leonberg: Technisches Hilfswerk, Feuerwehr, Rotes Kreuz und Polizei. Die Übung ist der große Abschluss des Ferienkurses, den die verschiedenen Organisationen zusammen veranstaltet haben. In dem einwöchigen Kurs, der jetzt zu Ende ging, haben die 16 Jungen und Mädchen im Alter zwischen 10 und 13 Jahren an jedem Wochentag bei einer anderen Hilfsorganisation reingeschnuppert.

Bei der Übung, dem Finale, ist aber alles wie bei einem echten Einsatz. Während die THW-Helfer den Container absichern, treffen auch das Fahrzeug der Feuerwehr und ein gelb-roter DRK-Rettungswagen ein. Kurze darauf kommt eine Polizeistreife hinzu. Die Sanitäter beginnen sofort mit der Erstversorgung der verletzten Frau.

Um sie aus dem Auto bergen zu können, rückt die Feuerwehr dem Wrack mit Hydraulikspreizer und einer großen Metallschere zu Leibe. Gleichzeitig beginnt die Polizei die Unfallstelle abzusichern. Nach wenigen Minuten haben die Feuerleute dem Auto fachgerecht das Dach und eine Seitentür entfernt. Jetzt endlich ist das Unfallopfer befreit und die Einsatzkräfte können es vorsichtig auf die Trage heben und im Rettungswagen abtransportieren. Doch so weit kommt es nicht. Nachdem sie in den Rettungswagen gebracht worden ist, steht die Verletzte zum Glück wieder auf – die Abschlussübung ist vorbei.

Den Anfang hatte die Feuerwehr gemacht, die sich am Montag den Kindern präsentierte. Am Dienstag beim Roten Kreuz durften sie dann auch einmal im Rettungshelikopter sitzen, berichtet der zehnjährige Erik, der am liebsten bei der Freiwilligen Feuerwehr mitmachen möchte. Am Mittwoch stand ein Besuch bei der Polizei in Leonberg auf dem Programm. Die Ordnungshüter führten die kleinen Teilnehmer durch die Wache und klärten sie über die spannende Arbeit der Polizei auf. Praktisch tätig werden konnten die Kinder dann ebenfalls: Sie durften sich gegenseitig Fingerabdrücke nehmen. Zuletzt schauten sich die Jungen und Mädchen am Donnerstag die Leonberger Ortsgruppe des Technischen Hilfswerks an. Dort konnten die Kinder die verschiedenen Einsatzfahrzeuge des THW genau unter Lupe nehmen. An verschiedenen Stationen durften sie auch Gerätschaften des THW ausprobieren. Mit mehreren Flaschenzügen demonstrierten die THWler den Kindern eindrucksvoll, wie man ganz leicht ein schweres Auto ziehen kann. „Es geht einfach darum, die Geräte auszuprobieren und dadurch bei den Kindern das Interesse für Technik zu wecken“, sagt Stefan Neininger, Zugführer der Ortsgruppe. Die 13 Jahre Alte Saskia bestätigt seine Aussage: „Dort haben mir die vielen Aktionen gefallen.“ Der elfjährige Jan würde am liebsten gleich beim THW mitmachen: „Weil mir gefällt, was die so machen“, sagt er.

Der Kurs dient den Hilfsorganisationen natürlich auch dazu, Nachwuchs zu gewinnen. Doch in erster Linie sollen die Kleinen deren Aufgabenfelder überhaupt einmal kennenlernen. Für Martin Tröscher, der bei der Freiwilligen Feuerwehr für die Brandschutzerziehung verantwortlich ist und den Ferienkurs seit mehreren Jahren organisiert, ist es nicht relevant, für welchen Verein sich die Jungen und Mädchen entscheiden: „Wichtig ist zu zeigen, dass es solche Vereine gibt. Die Kinder sollen einfach sehen, dass es etwas anderes gibt, als auf der Straße rumzuhängen.“ Stefan Neininger teilt die Meinung des Feuerwehrmannes: „Egal welcher Organisation sie beitreten. Wichtig ist nur, dass sie sich engagieren oder in den Vereinen mitmachen.“ Martin Tröscher ist mit dem diesjährigen Ferienkurs sehr zufrieden: „Dieses Jahr waren alle Kinder äußerst interessiert.“

Bevor es zum Abschluss eine Rote Wurst vom Grill gibt, bekommen die Kinder noch eine Belohnung: Die Polizei überreicht jedem einen Ausweis und befördert die Jungen und Mädchen damit in den Rang eines Kinderpolizeikommissars.