Der Juli bringt rekordverdächtige 50 Einsätze. „Langsam gehen wir alle am Stock“, sagt der Feuerwehrkommandant Wolfgang Zimmermann. Trotzdem hält er eine Berufswehr nicht für nötig. Schließlich seien nicht alle Monate so stressig wie der aktuelle,

Leonberg - Mehr als 50 Einsätze in einem Monat. „Langsam gehen wir alle am Stock“, sagt der Leonberger Feuerwehrkommandant Wolfgang Zimmermann. Dabei steht die Ferienzeit, in der viele seiner Mitstreiter im Urlaub sind, erst noch bevor. Der Juli hat es jedenfalls in sich. „Allein 36 Einsätze gab es innerhalb von 14 Tagen mit insgesamt 21 geretteten Personen“, gibt Zimmermann einen kleinen Einblick. Darunter sind der Brand in einem Mehrfamilienhaus in Höfingen, bei dem ein Mensch schwer und zehn weitere leicht verletzt wurden. Oder das Feuer in einem Zimmer des Samariterstifts.

 

Die Häufung mag ein Zufall sein. Aber die Arbeitsbelastung steigt generell, und immer wieder wird die Frage thematisiert, ob eine freiwillige Feuerwehr dies noch leisten kann. Angesichts dieser Entwicklung in vielen Kommunen hat der Chef des Landesfeuerwehrverbandes kürzlich beim Treffen in Böblingen eine Berufsfeuerwehr ins Spiel gebracht. „Bei Kommunen mit mehr als 40 000 Einwohnern ist es nur eine Frage der Zeit, bis die freiwillige Feuerwehr vor allem tagsüber durch Hauptamtliche unterstützt werden muss“, hatte Frank Knödler wörtlich gesagt. Für Leonberg stellt der Kommandant Wolfgang Zimmermann allerdings klar: „Eine Berufsfeuerwehr ist nicht nötig.“ Schließlich sind nicht alle Monate so stressig wie der aktuelle, der auch noch besonders viele Großevents hat.

Durch die Hitze vermehrt Flächenbrände auf Feldern

Zum Beispiel das Solitude-Revival vor einer Woche. Dort ist ein Fahrer von der Strecke abgekommen und dabei schwer verletzt worden, sein Beifahrer sowie drei Streckenposten haben ebenfalls Verletzungen erlitten. Das bedeutet natürlich Großalarm für die Rettungskräfte. Und gleich im Anschluss mussten die Leonberger beim Großbrand in Sindelfingen helfen. Die Hitze ist ein weiterer Faktor. „Wir haben vermehrt Flächenbrände auf Feldern“, berichtet der Kommandant.

Es sind aber nicht nur die Großeinsätze, die Ressourcen binden, sondern auch das, was unter den Begriff Tagesgeschäft fällt: ausgelaufenes Benzin bei Unfällen, hilflose Personen in Wohnungen – oder ein Vögelchen, das in einem Baum sitzt. Normalerweise sind es nur 25 bis 30 Einsätze in einem Monat, erklärt Wolfgang Zimmermann, der seit Februar 2014 im Amt ist. Die kommenden Sommerferien sieht er allerdings eher gelassen: „Dann passiert zwar mehr auf den Autobahnen, dafür aber weniger daheim. Das gleicht sich dann aus.“

Es sind aber natürlich viele Helfer im Urlaub. „Wir müssen die Arbeit auf andere Schultern verteilen. Erfahrungsgemäß funktioniert das aber gut, ich habe da keine Bedenken“, erklärt der Leonberger Kommandant. Obwohl die Tagesverfügbarkeit der 170 Brandbekämpfer über die Jahre abgenommen hat. Viele arbeiten auswärts, einige in Berufen, in denen sie nicht einfach weg und zu einem Einsatz können.

Daher helfen auch jetzt schon in Leonberg hauptamtliche Kräfte. Um die kleineren Aufgaben am Tage kümmern sich sechs Mitarbeiter in der Feuerwache, die bei der Stadt Leonberg angestellt sind. „So müssen wir die Ehrenamtlichen nicht jedes Mal von der Arbeit wegholen“, erklärt der Kommandant Wolfgang Zimmermann.

Büro soll Feuerwehrbedarf für die nächsten Jahre ermitteln

Und wie sieht das die Stadtverwaltung? „Derzeit haben wir bei der Feuerwehr ausreichend Ehrenamtliche, die bei Einsätzen ausrücken und Beruf und Ehrenamt vereinbaren können“, heißt es dort. „Die Mannschaft insgesamt ist jung, so dass dies auch die künftigen Jahre so bleiben kann.“ Doch auch im Rathaus wird die Lage analysiert. Der Gemeinderat hat kürzlich ein Büro damit beauftragt, den Feuerwehrbedarf für das kommende Jahr zu ermitteln, und zwar auch was die Ausstattung und das Personal betrifft.

Über die Vorschläge wird wohl bei den Etatberatungen Ende des Jahres abgestimmt. Bislang setzt man weiter auf das Ehrenamt. „Es ist eine Führungsaufgabe der hauptamtlichen Feuerwehrleitung, durch vorbildhaftes Verhalten die Freiwilligen zu motivieren“, sagt der Leonberger Oberbürgermeister Bernhard Schuler.