Die sanierte Uhr ist wieder an ihren Platz im Turm der Stadtkirche zurückgekehrt. Die Fachleute mussten nach einem Blitzeinschlag auch das Läutewerk der Glocken reparieren. Und diese schlagen seit dieser Woche ganz neue Töne an.

Leonberg - Die goldenen Stundenzahlen und das rot-schwarze Zifferblatt leuchten in der Sonne, und auch die Zeiger erstrahlen in neuem Glanz. Die Uhr im Turm der Stadtkirche ist wieder an ihrem angestammten Platz. Mithilfe eines großen Krans haben Mitarbeiter der Calwer Firma Perrot den sichtbaren Teil der Uhr an allem Seiten wieder montiert.

 

„Die Kirchengemeinde hat die Zifferblätter und Zeiger sanieren lassen, denn die Witterung hat ihnen im Laufe der Jahre erheblich zugesetzt. Auch das Werk der Turmuhr wurde überprüft“, sagt der Stadtpfarrer Matthias Krack. Dafür wurden rund 10 000 Euro ausgegeben.

Saniert hat die Leonberger Turmuhr ihr Hersteller – die traditionsreiche Calwer Firma Perrot. Die produziert Turmuhren, elektrische Glockenläuteanlagen, Glockenspiele und Spezialuhren. Das Unternehmen besteht seit 1860 und wird heute in der fünften Generation von den Inhabern geführt. Seit der Gründung werden die Produkte selbst entwickelt, hergestellt, montiert und – wie die Leonberger Turmuhr auch – gewartet.

Auf die Fachleute von Perrot hat nach der Montage der Uhr im Turm gleich eine weitere Aufgabe gewartet. Die hat ihnen das Unwetter beschert, das am vergangenen Freitag über Leonberger niedergegangen ist. Da hat nämlich ein Blitz in die Technik des Glockengeläuts eingeschlagen und es lahm gelegt.

Damit konnten nicht wie geplant am Sonntag anlässlich des Kirchplatzfestes die Glocken zum ersten Mal nach der neuen Läuteordnung der Stadtkirche erklingen, sondern erst im Laufe der Woche. Viermal täglich ist das Geläute der Stadtkirche zu hören: Früh um 6 Uhr zum Morgengebet, um 11 Uhr in Erinnerung an die Kreuzigung Jesu, nachmittags um 15 Uhr zur Todesstunde Jesu und um 18 Uhr zum Abendgebet. „Bisher war es normal, dass alle vier Glocken gemeinsam geläutet wurden, nun bekommt jede eine liturgische Aufgabe“, erläutert der Stadtpfarrer Krack.

Erklingen sie trotzdem gemeinsam, werden die Glocken beginnend mit der jeweils kleinsten in Abständen von etwa 10 bis 15 Sekunden nacheinander eingeschaltet. In gleicher Reihenfolge geschieht das Ausschalten, sodass die jeweils größte Glocke als letzte ausklingt. Je nach Anlass läuten die Glocken zwischen drei und acht Minuten lang.

Die Glocken sind gestimmt auf die Töne Cis (die große Dominica, also Sonntags- oder Herrenglocke), E (die Bet- und Vaterunser-Glocke), Fis (die Kreuz- und Schiedglocke) und A (die alte gotische Glocke). Das ist der Anfang von Martin Luthers Lobgesang „Herrgott, dich loben wir“.

Zum Morgenläuten um 11 Uhr und zum Abendläuten erklingt jetzt nach der neuen Läuteordnung die Bet- und Vaterunserglocke. Das 15-Uhr-Läuten übernimmt die Kreuz- und Schiedglocke, freitags kommt noch die große Dominica hinzu. Am Samstagabend um 18 Uhr läutet das volle Arsenal den Sonntag ein. Die Domenica läutet nur noch sonntags und an wichtigen Feiertagen allein.

Die ehemals katholische Stadtkirche war früher Johannes dem Täufer geweiht. Darum tragen auch die drei neuen Glocken von 1954 – die alten waren im Krieg eingeschmolzen worden – als Inschriften Worte des Täufers. Auf der Dominica ist zu lesen: „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.“ Die Betglocke zieren die Worte: „Ein Mensch kann nichts nehmen, es werde ihm denn gegeben von oben.“ Die Kreuzglocke trägt die Inschrift: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt.“ Die Taufglocke ist die älteste Glocke des Geläuts und zugleich die kleinste und wertvollste. Sie ist ganz schlicht und einfach gehalten, und ihre einzige Zierde ist die Inschrift: „Anno Dom. MCCCXII“, das „Jahr des Herrn 1312“.

„Es geht nicht darum, etwa durch weniger Läuten die Glocken zu schonen“, erläutert der Stadtpfarrer. Die Kirchengemeinde – auch der Oberkirchenrat unterstütze das – sei zu der Auffassung gelangt, dass bisher bei zu viel Gelegenheiten mit allem vier Glocken geläutet wurde. „Nun sollen zu unterschiedlichen Anlässen auch unterschiedliche Glocken erklingen und sie so besser den Menschen ins Bewusstsein bringen“, erklärt Matthias Krack.