Der Ortschaftsrat Höfingen diskutiert den Lärmaktionsplan der Stadt. Kritik richtet sich auch gegen die Methode.

Leonberg - Lärm ist nicht gleich Lärm. Das durften die Höfinger am Mittwochabend bei der Sitzung des Ortschaftsrates erfahren, zu der diesmal mehr Einwohner als üblich erschienen waren. Stand doch der Lärmaktionsplan für Leonberg auf der Tagesordnung. Ein Thema, das den verkehrsgeplagten Höfingern nicht erst seit der großen Autobahnbaustelle im vergangenen Jahr unter den Nägeln brennt.

 

Das fängt zum einen bereits da an, wie die Lärmkarten entstehen, die dem Plan zugrunde liegen. Diese werden nämlich berechnet. Anhand von Verkehrszählungen, von Geländekarten. „Wenn hier Tempo 30 für die Pforzheimer Straße drin steht, dann heißt das, sie haben den Fahrzeuglärm auch genau mit Tempo berechnet?“, fragte dann auch Klaus Wankmüller von den Grünen. „Ja. So steht es in den Vorgaben für Lärmkartierungen“, antwortet Svenja Veric vom beauftragten Büro Soundplan.

Ausnahmeverkehr nicht erfasst

Zum anderen werden besondere Ausnahmesituationen in den Lärmkarten gar nicht erfasst. So, wie etwa im vergangenen Jahr, als beim täglichen Stau am Leonberger Dreieck wegen der Flüsterasphalt-Erneuerung viele Fahrer die Umfahrung über Rutesheim, Gebersheim und Höfingen nach Ditzingen nutzten. Zumal die für den Lärmaktionsplan verwendeten Zahlen aus dem Jahr 2015 stammen.

Dritter Dämpfer für die Höfinger: Die Ditzinger Straße ist weiterhin nicht im Plan enthalten. „Wir haben die Werte nochmals überprüft, aber wir kommen nicht in den entsprechenden Bereich“, erklärte Veric. Der liegt bei einer Lärmbelästigung von 70 Dezibel am Tag und 60 in der Nacht.

Im Herbst 2015 war die zweite Stufe des Lärmaktionsplans erstmals in den kommunalpolitischen Gremien der Stadt und auch bei einer Bürgerinformation vorgestellt worden. Viele Höfinger waren damals zum Termin erschienen, das Thema Ditzinger Straße wurde heiß diskutiert. „Wir haben das nicht unter den Tisch fallen lassen“, betonte die Gutachterin.

Streitthema Ditzinger Straße

„Es ist jetzt drei Jahre her, dass eine Mitarbeiterin der Verwaltung im Ortschaftsrat war und detailliert vorgelegt hat, was in der Ditzinger Straße passieren muss“, erinnerte sich Ursula Schmidt (FDP). „Das kann nicht sein, dass diese Straße damals ein großes Thema war und plötzlich nicht mehr“, meinte die langjährige Ortschaftsrätin. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das so passt“, meinte auch Wankmüller.

200 Seiten ist die Drucksache zum Lärmaktionsplan lang, die Hälfte davon sind Eingebungen aus dem Beteiligungsverfahren. Darunter sind anliegende Kommunen und der Landkreis, aber auch sehr viele Bürger haben Vorschläge und Bedenken geäußert. „Wenn ich das durchsehe, sind 40 Prozent davon aus Höfingen gekommen“, lobte Klaus Wankmüller. Da das Interesse am Thema Lärm so groß ist, wird es nach den Beratungen in den Gremien eine erneute Beteiligungsphase geben. Auf Höfinger Gebiet sind derzeit nur zwei Gebiete im Lärmaktionsplan enthalten. In der Pforzheimer Straße war bereits bei der ersten Stufe des Lärmaktionsplans 2008/09 eine Tempo-30-Zone eingeführt worden. Diese soll nach der Sanierung, die in diesem Jahr ansteht, bis zur Hausnummer 60 Richtung Gebersheim verlängert werden. Verwiesen wird auch auf die Sanierung der Straße und des Schlossbergs. Dabei könnte etwa auch lärmmindernder Asphalt verwendet werden. Aufrecht erhalten werden soll das Lärmschutzfenster-Programm.

Bahnlärm kommt jetzt auf den Prüfstand

Beim zweiten Abschnitt, der Bahnstrecke, könnte sich endlich etwas tun. Für den Lärmschutz sind hier die Deutsche Bahn und ihre Tochterunternehmen verantwortlich. Diese haben nun angekündigt, die Strecke zwischen Korntal und Renningen hinsichtlich der Lärmbelästigung in diesem Frühjahr zu überprüfen. „Der Einfluss der Stadt ist hier aber begrenzt“, erklärte Norbert Geissel vom Stadtplanungsamt. Aus diesem Grund hat die Leonberger Stadtverwaltung eine Resolution zum Thema Lärm angeregt, die unter anderem vorschlägt, mit Nachbarkommunen gemeinsam das Anliegen zu vertreten. Weitere gute Nachricht: Die Bahn habe ihre Grenzwerte für Schienenlärm um drei Dezibel gesenkt.

Gleich zu Beginn der Sitzung räumte Geissel mit „gefühlten Belastungen“ auf und präsentierte Verkehrszahlen für Leonbergs größten Teilort. So ist die durchschnittliche Zahl der Fahrzeuge seit Öffnung der Autobahnanschlüsse Leonberg-West und Rutesheim erheblich gesunken. Dazu beigetragen habe auch das Lkw-Durchfahrverbot in der Umweltzone. Besonders deutlich wird dies am Ortsausgang Richtung Ditzingen. Wurden hier 2008 noch 11 103 Fahrzeuge täglich im Schnitt registriert, so waren es 2011 schon 8509 und 2015 nur noch 7867. Einzig in Richtung Gebersheim hat sich die Zahl erhöht: von 7237 im Jahr 2007 auf 8826 im Jahr 2015.

Der Lärmaktionsplan umfasst Maßnahmen für die gesamte Stadt Leonberg und wird am Donnerstag, 26. Januar, im Planungsausschuss weiter diskutiert.