Zahlreiche Besucher lassen es sich nicht nehmen, trotz dunkler Wolken zum Sommermusikfest des Musikvereins Stadtkapelle zu kommen. Allerdings nicht wie gewohnt am Engelberg, sondern in der Stadtmitte. Doch der neue Platz findet Zuspruch.

Leonberg - Früher Abend vor der Steinturnhalle: Die rund 300 Plätze auf den Bierbänken sind gut besetzt, das Publikum lauscht an diesem lauen Sommerabend den Klängen der Musikkapelle Grafenau und später der mitreißenden Bow-Tie Bigband aus Renningen mit ihrem Bandleader und Trompeter der SWR-Bigband, Karl Farrent. Im Hintergrund läuft die Bewirtung der Leonberger Stadtkapelle mit Flammkuchen, Maultaschen und Grillwürsten. Alles sieht an diesem Samstagabend aus wie immer – so, als ob der Musikverein schon seit langem vor der Steinturnhalle sein Sommerfest veranstaltet. Dabei ist es das erste Mal, dass die Musiker hier, vor ihrem angestammten Probenlokal, mit ihren Gästen feiern.

 

In den vergangenen Jahren fand das Fest des Leonberger Musikervereins unter dem Namen „Hock am Turm“ auf dem Engelberg statt. Davor waren die Musiker rund 30 Jahre im Herzen der Stadt, auf dem Marktplatz, zur Sommerzeit aktiv. Warum nun in diesem Jahr erstmals der Platz vor der Steinturnhalle?

Sicherheitsvorschriften machen Umzug nötig

Der Grund für den Umzug war nicht die günstige Lage unterhalb der Altstadt und in direkter Nachbarschaft zur Steinturnhalle mit ihren sanitären Einrichtungen und der Küche. Der Grund war eine neue Sicherheitsvorschrift, nach der beim Aufbau der seither genutzten städtischen Bühne ein sogenannter Richtmeister zur Seite stehen muss. Die Kosten für diesen hätten aber das Budget des Vereins gesprengt.

Inzwischen sehen die Verantwortlichen der Stadtkapelle auch durchaus einige Vorteile, die diese Änderungen gebracht haben. Harald Zeeb, der Vereinsvorsitzende, sagt: „Wir sind hier an der Steinturnhalle quasi daheim. Das ist unser Übungslokal.“ Wenn es regnen sollte, könne man auch nach innen ausweichen. Auf dem Engelberg sei man immer sehr stark vom Wetter abhängig gewesen. Bei den neun Veranstaltungen dort oben habe es meistens an einem Tag geregnet, erinnert er sich. Eigentlich wäre man schon gern oben, mitten im Grünen, geblieben, sagt er etwas wehmütig, aber man habe dort keine „Laufkundschaft“ gehabt. Dies ist am neuen Platz an der Steinturnhalle anders. Obwohl viele Menschen gekommen sind, gibt es keinerlei Parkchaos ringsum. Viele haben den Weg zum Fest wohl zu Fuß oder mit dem Fahrrad gefunden, nicht zuletzt, weil es mitten in der Stadt liegt.

Besucher finden „alles gut“

Und was meinen die Zuhörer? „Alles gut“, sagt ein Paar aus Gebersheim, das die Konzerte schon seit Jahren besucht. „Schauen Sie sich um“, sagt der Mann, „es ist doch idyllisch hier mit den vielen Bäumen ringsum“. Früher auf dem Marktplatz sei es oft sehr heiß, da schattenlos gewesen. Auch dass die Band nicht auf einer Bühne, sondern quasi ebenerdig mit dem Publikum sitzt, stört die beiden nicht, zumal die hintere Reihe der Musiker auf einer Art Erhebung Platz genommen hat, die aus Paletten besteht. „Die haben unsere Zimmerleute, die wir im Verein haben, aufgebaut, ebenso das Dach über dem Orchester“, erklärt der Vorsitzende Zeeb.

Und was sagen die Musiker zu dieser neuen Situation? Einer, der es wissen muss, ist der Dirigent der Stadtkapelle, Erwin Gutmann. Der Stadtmusikdirektor von Asperg ist seit 2011 auch der musikalische Leiter in Leonberg. „Am Engelberg war es schön“, sagt er, „aber wir waren doch arg vom Wetter abhängig.“ Die Situation, mit seinen 25 bis 30 Musikern nun ebenerdig zu spielen, sei in Ordnung und im Übrigen vielerorts durchaus üblich.