Nils Strassburg ist der offiziell beste Elvis Deutschlands. Mit seiner Show „The Elvis Xperience“ macht er am Sonntag in der Leonberger Stadthalle Halt.

Leonberg - Glitzernder Jumpsuit, Koteletten, tiefe Stimme – Nils Strassburg ist der beste Elvis Deutschlands. Darauf geben das Medienunternehmen Time Warner und die Elvis-Presley-Gesellschaft Brief und Siegel.

 

Doch er ist kein Nachahmer des „King of Rock’n’Roll“. Der Ditzinger macht sein eigenes Ding. Rockig, zeitgemäß, mit einer persönlichen Note. Am 27. April gastiert Strassburg mit seiner Band „Roll Agents“ in der Leonberger Stadthalle. „The Elvis Xperience“ heißt die aufwendig gestaltete Show. „Wir packen das Publikum ein und machen einen Ausflug nach Vegas“, verspricht der Protagonist.

Elvis Presley kopieren? Nils Strassburg winkt ab. „Unmöglich“, sagt er, „Elvis ist einzigartig und unerreicht.“ Daher versucht er es gar nicht. „Hier und da ähneln sich Rhythmik und Bewegungsabläufe, doch ich möchte kein musikalisches Abziehbild sein.“

„Ich bin Nils und bleibe Nils“

Musik bedeutet für ihn Emotionen. „Wenn ich mich permanent darauf konzentrieren würde, den „King“ detailgetreu zu imitieren, wären die Emotionen dahin“, erklärt er. Strassburg versteht sich als Interpret des „Kings“. „Ich gehe nicht auf die Bühne, um mich in seiner Person zu verlieren“, sagt er. „Ich bin Nils und bleibe Nils.“ Diese Freiheit möchte er sich bewahren. Maßgeschneiderter Jumpsuit statt künstlerischer Korsage.

Der gebürtige Amerikaner war dem „King“ bereits im Alter von fünf Jahren verfallen. Damals flimmerte ein Konzert von Presley über den Bildschirm. Das Schlüsselerlebnis. Fortan sammelte der Ditzinger alles, was mit Presley zu tun hatte. Zeitungsschnipsel, Bücher, Musikkassetten, Platten, Videofilme. Aus Strassburg wurde ein klassischer Rockabilly. Tolle, seitliche Koteletten, enge Jeans. „Auf den Elvis-Kitsch stehe ich aber überhaupt nicht“, sagt er. „Ich habe meine Elvis-Kaffeetasse, es gibt eingerahmte Original-Plakate aus den Siebzigern und im Schlafzimmer hängen die Jumpsuits“, erzählt er. „Doch einen Elvis-Schrein gibt es bei mir nicht.“ Nils Strassburg ist Fan. Kein Fanatiker. „Elvis läuft bei mir nicht rund um die Uhr“, sagt er. Da gibt es auch The Police, Joe Cocker oder Tina Turner. Auch gehört der 38-Jährige nicht zu der Sorte Hartgesottener, die den Tod des „Kings“ als reine Verschwörungstheorie abtun.

„Elvis ist tot, das ist so sicher, wie das Amen in der Kirche“, sagt der Ditzinger Elvis. „Man braucht nur einen Blick auf die Videos seiner letzten Tour im Jahr 1977 zu werfen, er war vom Tode gezeichnet.“ Magenkrebs, grauer Star. „Elvis ist in Las Vegas einen Monat lang drei Mal pro Tag aufgetreten“, meint der Ditzinger. „Das geht nicht ohne Schlaftabletten und Aufbaupräparate.“

Der Style des Kings

Nachdem Nils Strassburg eine Gesangsausbildung absolvierte, trat er einer Coverband bei. Er sang, spielte Gitarre. „Viele haben gesagt, du hast die Stimme, den Style von Elvis.“

Dann kam es, wie es kommen musste. „Auf einem Geburtstag hatte ich meinen ersten Auftritt als Elvis“, erinnert sich Strassburg. Die Anfragen häuften sich. Ditzingen hatte einen König.

Die Karriere des 38-Jährigen bei den „Roll Agents“ kam ins Rollen, nachdem er dem Gitarristen und Bandgründer Ralf Mauch bei einem Auftritt der Coverband ins Auge fiel. „Er hatte die Vision, Elvis einen neuen Touch zu geben“, sagt Mauch.

Nach und nach entstand das Ensemble. Pianist, Schlagzeuger, Bläser, Background-Sängerinnen. Ein Jahr lang probte die elfköpfige Band, bevor es nach Österreich ging. Dann folgte eine ausverkaufte Club-Tour. Am Ende kam noch Michael Gaedt (bekannt durch die „Kleine Tierschau“ und „Soko Stuttgart“) als Einheizer dazu. „Auch Elvis hatte einen Comedian auf der Bühne“, sagt der 38-Jährige. „Sein Sinn für Humor ist eines der Dinge, die ich an ihm geschätzt habe.“

Ausstrahlung, Vielseitigkeit und das Spiel mit der Kamera, die Strassburg ebenfalls an seinem musikalischen Vorbild bewundert, waren auch gefragt beim deutschlandweiten Wettbewerb des Medienunternehmens Time Warner und der Elvis-Presley-Gesellschaft vor zwei Jahren.

Gesucht wurde der beste Elvis-Interpret. „Eigentlich kann ich Castings nichts Positives abgewinnen“, sagt der 38-Jährige. „Aber ich wollte wissen, wo ich im landesweiten Vergleich stehe.“ Strassburg reichte einen Videobeitrag ein. Seine Wahl fiel auf die Ballade „Memories“.

Die Jury war begeistert. Nach dem vierwöchigen Auswahlverfahren setzte sich Strassburg in der Endausscheidung gegen 50 Kontrahenten durch. Mit großem Abstand. Neben des ehrwürdigen Titels heimste der 38-Jährige auch noch eine Reise nach Graceland ein, zum einstigen Anwesen der Presleys in Memphis. „Dort lernte ich viele Menschen kennen, die mit Elvis zusammengearbeitet hatten“, erzählt Strassburg, der die Pilgerstätte inzwischen acht Mal besucht hat. „Selbst in den Staaten wurde ich ständig um Fotos gebeten, obwohl dort operierte Elvis-Imitatoren eigentlich gang und gäbe sind.“

In der zweistündigen Show „The Elvis Xperience“ schreibt der beste Elvis-Interpret Deutschlands seinem Publikum eine gewichtige Rolle zu. Es geht um Interaktion. „Wenn ich auf die Bühne gehe, habe ich keinen Plan“, erklärt er. „Es gibt zwar grobe Ablaufschemata, aber es ist nicht alles komplett durchstrukturiert.“ Er passt sich den Zuschauern an, geht auf ihre Wünsche ein.

„Ich möchte auf keinen Fall, dass das Publikum nach Hause geht und sagt, die Show ist immer die gleiche“, sagt Strassburg. „Sie sollen das Gefühl haben, dass sie etwas Besonderes, Einzigartiges gesehen haben.“ Und über all dem steht die eigene Note. „Wir lassen die Songs, wie sie sind, damit sie jeder wieder erkennt“, erklärt Strassburg. „Aber wir passen sie der Zeit an, machen sie rockiger und wir nutzen die Lichtshow von heute.“ Elvis 2014 sozusagen.

Schließlich hat sich auch der „King“ selbst immer wieder neu erfunden. In den Fünfzigern trug er einen Anzug, spielte Gitarre. In den Siebzigern streifte er sich Jumpsuits über, und der Sound wurde funkiger.

„Wir machen Musik sowohl für die Elvis-Hardliner als auch für die Gelegenheitshörer des Kings“, resümiert Strassburg. „Wir möchten, dass das Publikum denkt: So könnte die Show aussehen, wenn Elvis noch am Leben wäre.“.