„ - Es ist ein befreiender Paukenschlag gewesen“, sagt Hans-Georg Schwarz. Der Gebersheimer Milchviehhalter ist mit seinem Hof seit Jahren auf Wachstumskurs. Und so hat am 1. April für ihn eine neue Zeitrechnung begonnen – eine ohne die Milchquote.

Leonberg - Es ist ein befreiender Paukenschlag gewesen, der schon lange fällig war“, sagt Hans-Georg Schwarz. Der Gebersheimer Milchviehhalter ist mit seinem Hof seit Jahren auf Wachstumskurs. Und so hat am 1. April für ihn eine neue Zeitrechnung begonnen – eine ohne die 1984 von der EU verhängte Milchquote. „Diese bürokratische Hürde hat uns als wachsenden Betrieb sehr gehemmt und viel Kapital gebunden“, sagt Schwarz im Rückblick.

 

„Es war schon verrückt, ich musste mir das Arbeitsrecht kaufen, meine Kühe melken zu dürfen“, sagt der Haupterwerbslandwirt und schüttelt den Kopf. Die Milchmenge über eine Quote zu begrenzen, sei zwar eine gute Absicht gewesen. „Bewirkt hat sie nichts, nur viel Kapital gekostet“, sagt Schwarz. „Sie hat in all den Jahren keinen der mehr als 300 000 deutschen Milchbauern davon abgehalten, seinen Hof zu schließen, sodass wir heute nur noch etwa 77 000 sind“, sagt er und zeigt damit den Negativtrend auf.

Den Tagesablauf bestimmen die Tiere

Zum anderen sei das Ziel, mit der Quote den Milchpreis zu stützen, ebenfalls verfehlt worden. „Die Schwankungen und den Preisverfall konnte sie nicht aufhalten“, weint Schwarz der Limitierung keine Träne nach. Sollte durch die größere Milchmenge der Preis etwas sinken, beunruhigt dies Schwarz auch nicht. „Durch die Quote wurde der Liter Milch für mich sowieso um drei, vier Cent teurer, also gleicht sich das dann aus“, rechnet der Gebersheimer vor.

Einen Termin mit Hans-Georg Schwarz zu bekommen, ist nicht einfach, denn seinen Tagesablauf bestimmen seine 380 Milchkühe und fast so viele Kälber, die übers Jahr verteilt geboren werden. So auch an diesem Tag. Eine schwere Geburt steht an, das Gespräch muss abgebrochen und verschoben werden.

Am Nachmittag ein zweiter Versuch. Hans-Georg Schwarz ist bedrückt. Die Geburt ist nicht gut ausgegangen, das Kalb hat nicht überlebt. Der Tierarzt musste kommen und auch um die Kuh wird noch gebangt. „Ich bin auf einem Hof aufgewachsen und weiß, dass so was passieren kann, doch so einfach wegstecken lässt sich das nicht“, sagt er auf dem Weg zum Geburtenstall. Den hat Schwarz im ehemaligen Schweinestall eingerichtet, damit die Muttertiere mehr Ruhe haben.

9000 Liter Milch im Jahr

„Im vergangenen Jahr haben wir die Schweinemast eingestellt und uns ganz auf der Milchviehhaltung spezialisiert“, erläutert der 45-Jährige. Im ehemaligen Schweinestall stehen auch die etwa sieben Wochen lang „trockenstehenden“ Kühe, denn auch die sogenannten „Hochleistungskühe“ der Rassen Holsteiner und Fleckvieh, von denen jede etwa 9000 Liter Milch im Jahr gibt, werden nicht die ganze Zeit über gemolken. „Nur durch das Kalb kommt die Milch“, erklärt Hans-Georg Schwarz. Ganze 14 Wochen bleibt das Kalb auf dem Hof, dann werden die weiblichen Tiere an zwei Partnerbetriebe verkauft, die männlichen an Mastbetriebe. Zwei Jahre lang ziehen die Partner die Jungrinder groß, dann kauft sie Schwarz als trächtige Kühe, wenige Wochen vor der Geburt ihrer ersten Kälber, zurück. „Bis auf ganz wenige von Freunden zugekaufte Tiere haben wir so unseren Bestand von jetzt 380 Milchkühen mit Kälbern aufgebaut, die in unserem Betrieb geboren wurden.“

Im Jahr 2014 hat Hans-Georg Schwarz groß investiert und einen weiteren neuen und modernen Stall gebaut. „Das war ganz klar eine Zukunftsinvestition im Hinblick auf die Tatsache, dass die Milchquote abgeschafft wird“, sagt der Vater von drei Kindern. Sein Ziel sind 400 Milchkühe. „Die erreichen wir im Sommer, mehr gibt der Standort nicht her und wer mit 400 gut gemanagten Tieren kein Auskommen hat, dem reichen auch 1000 nicht“, weiß der Fachmann. Ist der Bestand erreicht, wird Schwarz zu den zehn größten Milchviehhaltern in Baden-Württemberg gehören.

15 Kühe waren der Anfang

Auf den rund 100 Hektar Ackerland, die Schwarz selbst bewirtschaftet, erzeugt er etwa 60 Prozent des Futters. „Den Rest kaufen wir von Partnern aus einem Umkreis von sieben Kilometern dazu“, sagt der Gebersheimer. Wie rasant die Entwicklung vorangeschritten ist, wird deutlich, wenn Schwarz erzählt: Als er 1990 seine Lehre beendet hatte, standen 15 Kühe auf dem elterlichen Hof, die noch angebunden waren. 1997 wurde der neue Laufstall für 80 Kühe gebaut. Zu dieser Zeit mussten 125 Arbeitsstunden pro Kuh im Jahr aufgewandt werden, gegenwärtig sind es noch 28.

„Gutes Personal ist der entscheidende Faktor für die Größe eines Hofes, denn die Arbeit muss auf mehrere Schultern verteilt werden“, sagt Schwarz, der den Beitrag von Landwirtschaftsmeister Thomas Kogel auf seinem Hof groß zu schätzen weiß. Insgesamt beschäftigt Schwarz vier feste Mitarbeiter und zwei Saisonarbeiter.