Mehr als 600 Einsatzkräfte haben gestern im Engelbergtunnel den Brand eines Autos simuliert. Das Zusammenspiel der Retter funktioniert besser als vor Jahren

Leonberg - Mehr als 125 000 Kubikmeter Disconebel haben am Donnerstag im Engelbergtunnel auf der A 81 mächtig Rauch verursacht. Eine Übung mit mehr als 800 Beteiligten, darunter 600 Feuerwehr- und Rettungsdienstleute aus den Kreisen Böblingen und Ludwigsburg, verlief für die Verantwortlichen mehr als zufriedenstellend. Schon drei Minuten nach dem ersten Alarm seien die ersten Feuerwehren eingetroffen, sagte Michael Hagmann vom Regierungspräsidiu. Gute Noten gab es auch für die Kommunikation und Kordination. Im Vergleich zu ähnlichen Übungen vor zehn Jahren sei das Zusammenspiel der Rettungskräfte deutlich besser gewesen, bilanzierte der Böblinger Kreisbrandmeister Guido Plischek, der die Übung leitete.

 

Das Szenario: ein Lastwagen stellt sich in dem 2,5 Kilometer langen Tunnel quer und fängt Feuer. Verletzte, gespielt von 50 blutig geschminkten Darstellern, liegen zwischen den Autos, Feuerwehrleute mit Atemschutzmasken suchen sich mit Hilfe von Blindenstöcken ihren Weg durch den dichten Rauch. Die Hand ist nicht vor Augen zu sehen. Vor den Tunnelportalen sind Verbandsplätze eingerichtet. Mehr als 160 Rettungsfahrzeuge sind im Einsatz. Um für den Fall der Fälle gerüstet zu sein und den Verletzten gegebenenfalls schnell helfen zu können, proben die 600 Einsatzkräfte der Feuerwehren aus Leonberg, Gerlingen und Ditzingen, das Technische Hilfswerk sowie die Sanitäts- und Rettungsdienste der Kreise Ludwigsburg und Böblingen diese Abläufe.

Täglich passieren 125 000 Fahrzeuge die beiden Röhren. Ein Unfall, wie der bei der Übung angenommene, könnte schnell zu einer Katastrophe führen. Doch in den bisher 14 Betriebsjahren ist es noch nie zu einem schweren Brand gekommen. Dennoch kündigte der Vize-Regierungspräsident Christian Schneider am Rand der Übung an, dass die Sicherheitstechnik nachgerüstet werden solle.

Der Aufwand für den Probelauf ist gigantisch. Doch wegen einer Verschärfung der Brandschutzrichtlinien sind solche Übungen Pflicht. Alle vier Jahre müssen sie durchgeführt werden. Auch wenn die Organisatoren mit dem Verlauf der Übung zufrieden waren, kam es zu einer kleinen Panne. Im Eifer des Gefechtes wurde bei der manuellen Bedienung der Tunnelentlüftung ein falscher Knopf gedrückt. Die Folge: der Disconebel wehte zunächst in die „gesunde“ Röhre – die bei einem echten Notfall als Rettungsweg dienen soll.

„Bei einem echten Feuer wäre das wohl kaum passiert“, kommentierte der Gerlinger Feuerwehrkommandant Klaus Schopf den Vorfall. Dann hätte nämlich ein Sensorkabel an der Tunneldecke durch die Hitze den Brandort lokalisiert. Gigantische Lüfter hätten dann automatisch mit 36 000 Kubikmeter Luftleistung pro Stunde per Unterdruck die Einsatzstelle abgesaugt. Aus der benachbarten Röhre wäre mit einem Überdruck der Rauch fern gehalten worden.

Der Bezirksbranddirektor Frieder Lieb, der oberste Brand- und Katastrophenschützer des Regierungsbezirks, hält dieses Konzept für sinnvoller als eine Abschottung der beiden Röhren voneinander durch eine Tür, wie es die Feuerwehren vor Ort fordern. „Im Kappelbergtunnel haben wir solche Türen. Die setzen sich aber wegen Ruß und Streusalz schnell zu und lassen sich kaum mehr öffnen. Im Notfall muss auch ein Mensch mit Handicap solch eine Tür aufbekommen“, erklärte er. Während die 200 Fachbeobachter der Übung mit dem schönen Namen „Terremoto“ Detailfragen diskutierten, rückten die ehrenamtlichen Feuerwehrleute dem Feuerteufel mit Kreativität zu Leibe. „Wenn ein Auto brennt, entsteht ein schwarzer, undurchdringlicher Rauch. Das ist unser Hauptproblem“, erklärte Wolfgang Zimmermann von der Feuerwehr Leonberg. Deshalb markierten die Feuerwehrleute, die als erste im Tunnel eintrafen, mit handtellergroßen, aber hell blitzenden LED-Scheiben die Fahrbahn: Dort, wo es blau blitzt, gab es Löschwasser, das grüne Licht wies zum Fluchtweg.

Wenig Freude hatten indes die Autofahrer an der Übung. Denn für die Dauer des inszenierten Großeinsatzes hatte die Polizei die Autobahn 81 zwischen der Anschlussstelle Stuttgart-Feuerbach und dem Autobahndreieck Leonberg gesperrt. Das führte auch auf den umliegenden Autobahnen, die als Umleitung ausgeschildert waren, zu kilometerlangen Staus. Das neue Umleitungskonzept der Stadt Leonberg bewährte sich. Die 600 Meter lange Verbindung zwischen der städtischen Feuerwache und dem Tunnelportal soll künftig in Notfällen für die Einsatzkräfte frei gehalten werden. Die Umleitung verläuft dann von den Leonberger Autobahnanschlüssen über die Südrandstraße durch die Stadt. „Damit müssen wir leider leben“, sagte der Bürgermeister Ulrich Vonderheid.