Seit mehr als einem Jahr wird in der Grabenstraße nur noch Stickstoffdioxid erfasst. Das farb- und geruchlose Gas ist giftig und gefährlicher.

Leonberg - Die Hochzeit des Feinstaubalarms ist wohl vorbei. Doch ein anderer Schadstoff belastet die Luft in Leonberg viel mehr: Stickstoffdioxid. Nachdem Leonberg die Grenzwerte für Feinstaub seit 2012 nicht mehr überschritten hat, wurden die Messungen der Landesanstalt für Umwelt zum Jahreswechsel 2015/16 eingestellt. Weiterhin erfasst wird dagegen aber das Stickstoffdioxid. Von einem Unterschreiten der Grenzwerte ist die Große Kreisstadt aber weit entfernt.

 

Farb- und geruchslos, aber giftig

Stickstoffdioxid wird als Stundenmittelwert festgehalten. Diese Werte wiederum werden zu einem Jahresmittelwert zusammengefasst. Bei 40 Mikrogramm des farb- und geruchslosen, aber giftigen Gases ist der Grenzwert angesetzt. Unterschritten wurde dieser Wert in der Grabenstraße noch nie, seit die Messungen im Dezember 2004 begannen. 2015 und 2016 lag er im Schnitt bei 47 Mikrogramm (siehe Grafik in der Bildergalerie). In Baden-Württemberg teilt sich Leonberg damit den zwölften Platz unter 38 Standorten mit Leinfelden-Echterdingen (Hauptstraße), Markdorf (Ravensburger Straße) und der Waiblinger Straße in Stuttgart. Unangefochtene Spitzenreiter im Land sind seit Jahren das Neckartor und die Hohenheimer Straße in der Landeshauptstadt. Wobei überhaupt nur an drei Messstellen im Land der Grenzwert unterschritten wird und das auch nur knapp, zwei Standorte liegen genau auf dem Grenzwert.

Hauptverursacher ist der Verkehr

„Stickoxide wirken anders auf den menschlichen Körper als Feinstaub, aber es gibt einen deutlichen Zusammenhang zwischen Stickstoffdioxid und verschiedenen Erkrankungen“, verdeutlicht Professor Mark Dominik Alscher vom Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart. Etwa bei Herz-Kreislauf-Problemen oder Diabetes. Besonders gefährdet sind Menschen, die dem dauerhaft und über einen langen Zeitraum ausgesetzt seien. So wie Menschen, die eine Wohnung in der Grabenstraße haben oder dort häufig entlanggehen. Gleiches gilt wohl auch für die Feuerbacher Straße, auch wenn dort nicht gemessen wird.

Stickstoffdioxid entsteht bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe – Hauptverursacher ist mit 46 Prozent der Verkehr, danach mit 22 Prozent die Industrie. Andere technische Anlagen sowie Heizungen machen 13 beziehungsweise 11 Prozent aus. Dabei zeigt sich für Leonberg ein Problem: Die Grabenstraße ist die einzige Nord-Süd-Verbindung der Stadt. Der Verkehr kann wenn, dann nur sehr weiträumig ausweichen. Hauptverursacher beim Verkehr sind zudem Dieselfahrzeuge. „Heutige Benzinmotoren verursachen kaum noch Schadstoffemissionen“, sagt Sebastian Scheinhart von der Landesumweltanstalt, die für die Messungen verantwortlich ist. Dieselfahrzeuge seien zwar erheblich besser geworden und würden auch häufiger durch neue ersetzt. Doch es gebe immer mehr davon. „Alle sieben Minuten wird in Baden-Württemberg ein neues Dieselfahrzeug angemeldet“, berichtet Scheinhardt.