Klaus Brenner hat ein freundliches Lächeln und eine verbindliche Art. Er wirkt wie ein Mann, dem es um die Sache geht und der kein großes Aufhebens um seine Person macht. Seit sechs Tagen hat der gebürtige Gmünder sein neues Amt als Baubürgermeister inne.

Leonberg - Klaus Brenner hat ein freundliches Lächeln und eine verbindliche Art. Er wirkt wie ein Mann, dem es um die Sache geht und der kein großes Aufhebens um seine Person macht. Seit sechs Tagen hat der gebürtige Gmünder sein neues Amt als Baubürgermeister inne. Und schon einige konkrete Ideen, was er in Leonberg erreichen möchte: ein oder zwei Gewerbegebiete, die neue Stadtmitte gestalten, und das Rathaus verbessern.

 

Dabei ist der 52-Jährige erst seit kurzer Zeit in der Kommunalverwaltung. Nach dem Abitur in Schwäbisch Gmünd hat er in Stuttgart Architektur und Stadtplanung bei Professor Klaus Humpert studiert, ein Stipendium hat ihn nach Italien geführt. Schon damals hatte er Kontakt mit einem Warmbronner, nämlich mit dem bekannten Architekten Frei Otto. „Er war eine charismatische Person, konnte sich gut ausdrücken“, erinnert er sich an diese Begegnung. Um natürliche Konstruktionen ging es in dem Projekt mit Otto, auch Biologen oder andere Wissenschaftler wurden dabei mit einbezogen.

Damit waren in Klaus Brenners Berufsleben bereits zwei Faktoren maßgeblich: Stadtplanung und interdisziplinäres Arbeiten. Beides sollte ihm später noch zugute kommen. Doch zunächst machte er sich im Stuttgarter Westen selbstständig, dort wohnte er auch mit seiner früheren Frau und zwei Kindern, die inzwischen zwölf und 14 Jahre alt sind. „Ich habe zunächst 50 Prozent an der Universität und 50 Prozent in meinem Büro gearbeitet“, berichtete er. Später wurde seine Firma größer und er konzentrierte sich ganz darauf, mit ihr Wettbewerbe und Kunden gewinnen.

Seine Expertise für Stadtplanung brachte Brenner auch mit den regionalen Branchengrößen zusammen, wie Hascher und Jehle, die das Kunstmuseum in Stuttgart gestaltet haben, oder dem Büro Behnisch. „Ich wurde als Fachmann hinzugezogen“, berichtet er. Ein weiteres Projekt dürfte dem 52-Jährigen im neuen Job helfen: Mit dem Stuttgarter Professor Franz Pesch, dem Nachfolger von Klaus Humpert, beschäftigte er sich mit „integrierten Einkaufszentren“ in Städten.

Die Ergebnisse gelten heute auch noch. „Man muss sensibel vorgehen, die Anbindung an die Innenstadt muss stimmen“, sagt er, „das Center darf nicht abgeschlossen sein.“ So hat sich Klaus Brenner also immer wieder damit beschäftigt, wie eine Stadt umgebaut und lebenswerter gemacht werden kann. Aber nur punktuell und immer in verschiedenen Kommunen, etwa in Leinfelden-Echterdingen. Im Jahr 2010 suchte sich der gebürtiger Ostälbler dann eine neue Herausforderung, und zog auch privat nach Stuttgart-Ost nach der Trennung von seiner Frau. „Ich wurde gefragt, ob ich Bauamtsleiter in Ebersbach werden will“, erzählt er. Die 15 000-Einwohner-Stadt im Kreis Göppingen wählte ihn dann in das Amt, ein Seitenwechsel.

Bereut hat er den Schritt nicht, gleichwohl unterschiedliche Kulturen bemerkt. „Als Selbstständiger war ich natürlich freier und flexibel, es wurde auch mal die Wochenenden durchgearbeitet wenn nötig“, sagt er. Das sei in einer Verwaltung kaum möglich, dafür genieße er die gute Infrastruktur des Baudezernates. In Ebersbach wurde Brenner jedenfalls sofort ins kalte Wasser geworfen: Er hatte das innerstädtische Areal der insolventen Gurken-Firma Kauffmann zu entwickeln.

Sofort musste er Gespräche mit Investoren führen, die abzuspringen drohten. „Einige haben sich doch große Sorgen gemacht“, erinnert sich der 52-Jährige. Am 18. Oktober, genau einen Tag, nachdem Brenner vom Leonberger Gemeinderat zum Nachfolger von Inge Horn gewählt wurde, ist das Kauffmann-Areal eingeweiht worden. „Der anfangs geplante kompakte Komplex wurde aufgeteilt“, erzählt Brenner. Es sei gelungen, die City einzubinden und den öffentlichen Raum zu gestalten, gleichzeitig wurde eine Entlastungsstraße für die Erschließung gebaut. „In Ebersbach wurde in den drei Jahren so viel gebaut wie noch nie“, sagt Brenner, und fügt gleich hinzu, dass dies alles schon vor seiner Amtszeit geplant worden sei.

So wie er bescheiden sein Licht unter den Scheffel stellt, will er auch sein Dezernat C führen, wie es im Neuen Rathaus betitelt ist. „Ich bin auf keinen Fall autoritär“, sagt der neue Chef der Bauverwaltung, „ich bin es von meinem Büro aus gewohnt, im Team zu arbeiten und andere einzubeziehen.“ Hier kommen Brenner wieder die zwei Schwerpunkte seiner Arbeit entgegen: Stadtplanung und interdisziplinäres Arbeiten. Als gelernter Architekt wisse er schon, was wichtig sei an den Entwürfen. So schaut er in den ersten Tagen schon mal den Mitarbeitern über die Schulter und gibt Anregungen. „Mir gefällt die Leonberger Verwaltung“, sagt er. Sie sei groß genug, um noch selbst mitgestalten zu können.

Überhaupt gefällt ihm seine neue Wirkungsstätte, in die Brenner auch möglichst schnell umziehen will. „Ich fahre von Obertürkheim aus 50 bis 60 Minuten und reihe mich in den Stuttgarter Stau ein“, sagt er, „das ist zu weit.“ Sein erstes Urteil über Leonberg nach den ersten Amtstagen? „Die Stadt hat Potenzial“, meint der zweifache Vater, und schwärmt vom Pomeranzengarten und der Altstadt. Letztere müsse allerdings nach 30 Jahren wieder aufgemöbelt werden: „Das ist wie bei einem Wohnzimmer, das renoviert werden muss.“

Auch das Neue Rathaus müsse sich ändern, egal ob Neubau oder Sanierung. „Dass jeder irgendwo verteilt sitzt, ist nicht ideal“, meint der Baudezernent. Ein oder zwei neue Gewerbegebiete für die Stadt unterm Engelberg könnten auf der Agenda stehen, und natürlich die neue Stadtmitte. „Vielleicht ist es ein Vorteil, wenn ein Neuer von außen kommt“, sagt er im Hinblick auf die festgefahrenen Verhandlungen mit dem Investor Layher. Die Querspange müsse schön gestaltet sein, das Grün verbinden und neue Wege erschließen.

Und was macht der neue Baubürgermeister in seiner Freizeit? „Ich jogge viel, war auch beim Stuttgart-Lauf“, sagt er, und setzt sein gewinnendes Lächeln auf. Künftig könnte er dann beim Warmbronner Waldmeisterlauf starten. Bleibt die Frage, was er am Ende seiner achtjährigen Amtszeit erreicht haben will? „Der Stadtumbau sollte abgeschlossen sein, und Leonberg hat ein oder zwei Gewerbegebiete mehr.“ Ehrgeizige Ziele, man darf gespannt sein.