Der Gemeinderat will die Anlage auf jeden Fall erhalten. Doch wie die dafür nötigen zehn Millionen Euro gestemmt werden können, weiß selbst nach längerem Nachdenken niemand. Eine über mehrere Jahre andauernde Sanierung birgt Risiken.

Leonberg - Eine gewisse Ratlosigkeit macht sich im Gemeinderat breit, als der Oberbürgermeister den Tagesordnungspunkt 4, Machbarkeitsstudie Sanierung Leobad, aufruft. Denn eben jene Machbarkeit ist nicht gesichert. Mindestens zehn Millionen Euro würde es kosten, die veraltete Technik und die Becken auf einen zeitgemäßen Stand zubringen.

 

Fast könnte man von einem Deja-vu sprechen, das die Stadträte erleben. Wie schon in der Debatte um den Rathaus-Neubau pendelt auch diesmal das Damoklesschwert des Brandschutzes über dem Bad und den Köpfen der Kommunalpolitiker.

Hat doch die Lüftungsanlage, die das Gebäude mit Frischluft speist, nur noch eine Betriebserlaubnis bis zum kommenden Jahr. Allein die Sanierung dafür würde mindestens eine Million Euro kosten.

Die Variante aber, die im Gebäude befindliche Wärmehalle mit Warmwasserbecken zu schließen und den Freibadbetrieb weiterlaufen zu lassen, funktioniert nicht. Denn im Bau sind auch Umkleiden, Sanitäranlagen, Cafeteria, Personal- und Vereinsräume untergebracht.

Wird das Bad dicht gemacht?

Schon beim Thema Rathaus mussten die Stadträte angesichts der ultimativen Drohungen der Böblinger Brandschützer in den sauren Apfel des Neubaus beißen. Der belastet den städtischen Etat über Jahre mit mindestens 25 Millionen Euro. Spielraum für eine bis zu elf Millionen Euro teure Freibadsanierung ist also nicht vorhanden. Bleibt nur die bittere Konsequenz, das Bad komplett dicht zu machen?

Nein, sagt Rüdiger Beising. Die bis 2017 befristete Betriebserlaubnis für die Belüftung hat nichts mit einer Schließung des ganzen Freibades zu tun, argumentiert der Sozialdemokrat. „Das Leobad muss erhalten bleiben“, fordert Beising. Zur Not müsse die Sanierung des Gesamtbades eben in mehreren Abschnitten erfolgen.

Was wiederum nicht so einfach ist. Würden die Arbeiten auf mehrere Jahre verteilt, wäre der Badebetrieb auf jeden Fall betroffen. Das bedeutet nicht nur Einnahmeausfälle, sondern auch den dauerhaften Verlust von Besuchern. Die Stadt möchte daher die komplette Sanierung am liebsten in anderthalb Jahren durchziehen. Würde man nach dem Saisonende 2018 loslegen, so prognostizieren die Experten im städtischen Gebäudemanagement und im Bäderbetrieb, so könnte im Mai 2020 das Freibad in neuem Glanz wiedereröffnen.

Während dieser Zeit hätte das Hallenbad komplett geöffnet, die neue Sauna sowieso. Einzig die Betriebserlaubnis für die Belüftungsanlage müsste verlängert werden.

In der Kasse herrscht Ebbe

Ein guter Plan, keine Frage. Allein: wie soll er umgesetzt werden, angesichts der allgemeinen Ebbe in der Stadtkasse? Elke Staubach schlägt ein Sparkonzept vor, um die laufenden Kosten möglichst gering zu halten. Treue Stammgäste hätten hierzu schon Vorschläge bei der Stadt eingereicht, aber nie eine Resonanz erhalten, berichtet die Vorsitzende der CDU-Fraktion. Für ihren Kollegen von den Grünen ist der Fall sonnenklar: „Das Leobad hat große Außenwirkung und ist für die Stadt immens wichtig“, sagt Bernd Murschel. „Es muss bleiben.“

Martin Epple setzt andere Prioritäten: „Wir haben Sanierungstaus in Schulen und Kitas“, erklärt der Freie Wähler. „Die gehen vor.“ Steuererhöhungen dürfe es auf keinen Fall geben. Die Linke Gitte Hutter bezweifelt grundsätzlich, ob das Bad erhalten werden kann.

So stehen im Moment nur zwei Dinge fest: Das Leobad eröffnet in dieser Saison auf jeden Fall: am Pfingstsamstag, 14. Mai. Wie es in der Zukunft weitergeht, will der Gemeinderat auf einer Haushaltsklausur im Herbst beraten.