Steinmetze entfernen das Emblem von der Außenwand des Rathauses. Einen neuen Platz gibt es noch nicht.

Leonberg - Es ist eine Sisyphos-Arbeit. Stück für Stück, Mosaikstein für Mosaikstein wird das Wappen des Altkreises Leonberg von der Außenwand des Neuen Rathauses entfernt, bis am Ende nur noch eine große Lücke übrig bleibt. Den ganzen Mittwoch waren Steinmetze der Firma Geisselhardt im Einsatz, um das Emblem aus der Wand des Sitzungssaals zu entfernen. Denn im Zuge des Rathaus-Neubaus wird der kleine Anbau als erstes abgerissen und zwar schon in den kommenden Wochen. Bis zum Jahresende 2016 soll das „Leonberger neueste Rathaus“, wie es der SALZ-Gemeinderat Frank Albrecht mal nannte, stehen, damit die Verwaltung Anfang 2017 umziehen kann. Denn bis Ende Februar 2017 muss das jetzige Gebäude aus technischen und Brandschutzgründen geräumt sein (wir berichteten mehrfach).

 

Am neuen Gebäude wird das Altkreis-Wappen aber keine neue Heimat finden. Auch nicht an anderen städtischen Gebäuden. „Dieses Wappen gibt es erst, seit es 1957 am damaligen Landratsamt angebracht wurde. Zuvor war jahrhundertelang das Wappen der Stadt Leonberg für den Landkreis und das Amt Leonberg verwendet worden“, erklärt die Kulturamtsleiterin Christina Ossowski. Es habe somit nur eine kurze Lebenszeit von 16 Jahren gehabt, bevor der Altkreis 1973 aufgelöst wurde.

„Es gibt im Grunde kein Gebäude der Stadt außer dem Neuen Rathaus, das einen Bezug zu diesem Wappen hat“, begründet Christina Ossowski. Verschiedene Gemeinderäte, darunter die Fraktionen der Freien Wähler und der CDU, hatten sich dafür eingesetzt, das Zeichen zu erhalten und wieder öffentlich sichtbar anzubringen. Die Stadtverwaltung erlaubte der Firma Geisselhardt daraufhin, es zu entfernen und einzulagern.

Damit das Emblem des Bildhauers Fritz Melis aber wirklich an anderer Stelle angebracht werden kann, haben die Steinmetze zuvor einen Abrieb des Wappens angefertigt, der die einzelnen Mosaiksteine aus Cannstatter Travertin, Diabas und verschieden gefärbtem Kunststein erkennen lässt. Diese wurden nummeriert und die entsprechenden Stücke auch, nachdem sie von der Wand entfernt wurden. Nach dem Prinzip von „Malen nach Zahlen“ lässt sich das Bild so leicht wieder zusammensetzen.

Sollte ein Teil beschädigt worden sein, könnte es mit dem Originalmaterial ersetzt werden. Der 1913 in Berlin geborene Fritz Melis war 1950 nach Stuttgart gekommen und in der Region als Bildhauer von Tiermotiven, vor allem Vögeln, bekannt geworden. Von ihm stammt auch der „Kreisende Adler“ bei der Villa Berg in Stuttgart. Zudem hatte er ab den 50er-Jahren viel im Bereich Kunst am Bau gearbeitet, was zu der Zeit gefragt war und den Künstlern auch ein gutes Einkommen bot.