Der Besuch der offiziellen Delegation aus der Partnerstadt läuft alles andere als protokollarisch streng ab.

Leonberg - Es ist ein Wochenende der deutsch-französischen Freundschaft für die Partnerstädte Belfort und Leonberg, die seit 41 Jahren in engem Austausch stehen. Für die Gäste aus Frankreich stehen die Belforter Tage im Zeichen der musikalischen Arbeit und des geselligen Beisammenseins. Das Sommerfest des Obst-, Garten- und Weinbauvereins Eltingen-Leonberg ist ein idealer Ort dafür. Gut 100 Menschen aus Vereinen, Kirchengemeinden, den beiden Stadtverwaltungen und Gemeinderäten lassen es sich im Schatten der Michaelskirche gut gehen.

 

Zuerst wird geprobt

Zuvor aber gibt es eine Probe für das erste deutsch-französische Rock- und Pop-Chorkonzert. Aus Frankreich ist dafür der 40 Mann und Frau starke Chor „Les Poudrockers“ angereist, der gemeinsam mit dem Rytmix-Popchor des Leonberger Liederkranzes und dem Chor 2000 Gebersheim in der Stadthalle das Konzert gestaltet.

Oberbürgermeister Martin Kaufmann freut sich bei der Begrüßung der Gäste auf „48 Stunden inniger Gemeinsamkeit“ mit der Delegation aus Belfort und lobt die Lebendigkeit der langjährigen Partnerschaft. Während ein Teil der Gruppe probt, machen andere eine Führung durch die Skulpturen-Ausstellung auf der alten Autobahntrasse oder erkunden den Marktplatz, der durch den Altstadt-Garten besonders prachtvoll daherkommt.

Fassanstich mit Bierfontäne

Alle zusammen stärken sich dann am Abend auf dem Sommerfest des Obst-, Garten- und Weinbauvereins. Das beginnt beim Fassanstich durch Oberbürgermeister Martin Kaufmann mit einer Bierfontäne. Der eigentlich für seine Ein-Schlag-Fassanstiche mittlerweile bekannte Linkshänder nimmt das Missgeschick sportlich und zapft fleißig weiter.

Schon seit Freitag waren zahlreiche Helfer im Einsatz, um den schlichten Eltinger Kirchplatz in eine Feststätte zu verwandeln. Ein wenig verspätet startete der Aufbau, denn trotz deutlichen Parkverbots und eines Hinweises auf die Veranstaltung parkte ein Auto mitten auf dem Platz.

120 Helfer aus dem Verein

Doch am Ende läuft dank rund 120 Helfern aus dem Verein alles wie am Schnürchen, auch im Backhaus. Die Teamleiterin Ingrid Hering bereitet frühmorgens am Samstag und Sonntag jeweils frisch den Teig für Zwiebelkuchen und Hefestangen zu. Sie wiegt die Zutaten genau ab. „Die Mischung muss stimmen“, sagt sie. „Aber es kommt auch auf das Wetter an. Wenn es draußen sehr warm ist, machen wir lieber etwas weniger Hefe in den Teig.“

Später im Backhaus bekommt der Zwiebelkuchen einen schön krossen Boden und die Hefestangen werden locker und luftig. Mit Käse oder mit einer Mischung aus Kümmel und Salz bestreut, sind sie der Renner, auch bei den Gästen aus Belfort. Die feiern und tanzen bis in den Abend und fordern den Alleinunterhalter Rainer Kühnle zu musikalischen Ausflügen in die Rock’n’Roll-Welt heraus. Nach dem Fußballsieg der deutschen Mannschaft über Schweden in letzter Minute schwenkt die französische Delegation ganz kräftig die kleinen Deutschlandfähnchen, mit denen der Vereinsvorsitzende Albert Kaspari die Tische zusätzlich zu kleinen Frankreich-Fähnchen dekoriert hat.

Erbsengroße Trauben

Auch die Bühne ist in den Farben der Trikolore geschmückt, mit blauen Glockenblumen, weißer Kamille und roten Rosen. Das passt bestens zum Erntebittgottesdienst am Sonntagmorgen, den die evangelische Pfarrerin Claudia Trauthig mit dem Posaunenchor des CVJM, Landwirten und Vereinsmitgliedern gestaltet. Sie bitten um eine gute Ernte, auch wenn das diesmal vermutlich nicht nötig sein wird. Albert Kaspari berichtet von einem guten Fruchtansatz beim Obst und beim Wein. „Die Reben haben so früh geblüht wie noch nie und jetzt im Juni sind die Trauben schon so groß wie Erbsen.“

So können alle gemeinsam auf eine gute Traubenernte hoffen, wenn nicht noch Hagel oder Schädlinge den Wengertern einen Strich durch die Rechnung machen.